Was meint die Überschrift? Nun – diese Gitarre ist voll von Zitaten der Fender-Historie und Zutaten des Akustik-Gitarrenbaus, von den Gründertagen bis in die aktuelle Gegenwart.
OK, die Geschichte der Fender-Acoustics war nie sonderlich ruhm- oder erfolgreich, aber lang ist sie schon, und das zeugt ja zumindest von Beharrlichkeit. Angesichts der aktuellen Modellpalette kann man den Eindruck bekommen, dass Fender es mit seinen Steelstrings selten so ernst gemeint hat wie heute. Der Test des Paramount-Trios in Heft 07/2016 ist Beleg dafür – und auch die Tatsache, dass der Hersteller einen veritablen Singer/Songwriter-Wettbewerb (fender.com/paramountcontest) an die Paramount-Serie koppelt, unterstreicht diese These.
vollmassive hölzer!
Unser Testmodell entstammt einer brandneuen Linie von limitierten Instrumenten, die innerhalb der Paramount-Serie nochmals ein Upgrade darstellen. Die vorliegende Dreadnought ist ausschließlich aus massiven Hölzern gebaut – der Korpus aus afrikanischem Mahagoni trifft auf eine Decke aus AA-Adirondack-Fichte.
Während das Deckenholz selbst die goldene Pre-War-Ära zitiert, bringen das schmale Binding sowie die CheckerboardDecken- und -Schallloch-Einfassungen
60s-Charme ins Spiel – auch das CloudPickguard hat da ein Wort mitzureden.
Beim Steg aus Palisander wurde nicht geknausert: Die kompensierte Einlage wie auch die Saiten-Pins sind aus Knochen. Der Mahagonihals ist am 14. Bund angesetzt und mit einem Stahlstab (Trussrod) verstärkt, der vom Schallloch aus mit dem beiliegenden Inbusschlüssel justierbar ist … was aber erst mal nicht nötig ist, da die PM-1 gut eingestellt und abgerichtet aus dem Koffer kommt. Das Griffbrett bringt eine Menge Style. Es ist, zusammen mit der Kopfplatte, weiß eingefasst, mit feinen Linien entlang der Ränder und verbessert die Orientierung mittels schicker Art-Deco-Inlays. An den 20 sauber eingesetzten und perfekt polierten VintageBünden gibt es nicht das Geringste zu mäkeln. Das Halsprofil wird mit C angegeben, da ist aber schön Material auf den Flanken, sodass ich da einen Hauch von DShape spüre. Über den sorgsam gefeilten Knochensattel gelangen die Saiten zur Kopfplatte, bei der im Grundschnitt die 70s, bei den Mechaniken die 50s und bei den Inlays inkl. des Namenslogos sogar die späten Vierzigerjahre durchschimmern. Erstaunlich, wie stimmig der Stilmix rüberkommt.
Die Neuzeit grüßt in Gestalt des Fender/Fishman Pickup-Systems mit griffigen Reglern für Volume, Bass und Treble sowie einem Tuner mit ovalem Display auf der Zarge. An dessen einer Seite aktiviert man per Druck das Stimmgerät und mutet das Signal, am anderen Ende haben wir eine Phasenumschaltung, die möglicherweise bei der Unterdrückung von Feedbacks hilfreich ist. Besonderheit des Preamps: Er ist jeweils speziell auf die Korpusform der Gitarre (Dreadnought, Triple-0, Parlor) angepasst und ausgerichtet. Unten auf der Zarge sind Gurtpin und Klinkenausgang praktischerweise voneinander getrennt – dazwischen ist, gut zugänglich, der 9-V-Block für die Stromversorgung untergebracht.
Es gibt auch einen vorderen Gurtpin, er ist mit einem Konterklotz stabil mittig vorne auf der Zarge angebracht. Diese Fender Paramount Limited Dreadnought kommt sauber lackiert und auf Hochglanz poliert (auch Hals) und bestens eingestellt aus dem im Preis enthaltenen Koffer. In dem finden sich dann auch noch ein Humidifier und weiteres Zubehör – ein rundes Gesamtpaket.
voll massiver klang?
Oh ja, das erste Anspielen verbreitet sofort Freude. Einerseits ist da die Bespielbarkeit mit gut in der Hand liegendem Halsprofil, tipptopp polierten Bünden und tadelloser Werkseinstellung der Saitenlage. Auch hängt die Paramount, dank günstig positionierter Gurtpins, sehr gut spielbar am stehenden Player. Andererseits ist da der Klang: Frisch, unverstellt, abgehangen, sonor und breitbandig präsentiert sich der Sound der PM-1. Sie gibt dem Spieler alle Möglichkeiten, Ausdruck in seine Performance zu legen. Unterstützt wird das dann auch noch von einer gut ausgeprägten Dynamik-Range und sattem Sustain. Die Töne kommen flott aus den Startlöchern, das Instrument wirkt gar nicht wie gerade ausgepackt, sondern fühlt sich sofort wie ein altgedientes Workhorse an. Ist das die Adirondack-Fichte, die diese Qualitäten einbringt? Ich denke ja … aber nicht nur. Hier stimmen einfach alle Komponenten und fügen sich zu einem Gesamtbild, das Spielfreude erzeugt.
Jetzt ab an den Verstärker … da ergibt sich erst mal ein Problemchen. Der Batteriefachdeckel drückt nicht fest genug auf den 9-Volt-Block – es kommt zu Aussetzern bei der Stromversorgung. Ein Stückchen Pappe löst das Problem – sollte man bei Fender/Fishman nochmal checken. Dann aber wieder alle Daumen hoch. Ausgewogen in der Lautstärke werden die Saiten verstärkt, mit den Klangreglern in Mittelposition ergibt sich ein toller natürlicher Klang, der – wenn überhaupt – nur minimalen Regler-Einsatz erfordert. Das schicke Tuner-Display ist gut ablesbar, das Publikum wird beim Stimmvorgang verschont – der geschieht nämlich lautlos. Für mich persönlich noch ein klares Plus: Die PM-1 ist eine E-Acoustic ohne Cutaway. Volles Klangvolumen, schöne Optik, sch%§$ auf die obersten drei Bünde!
vollmassiver deal?
Ganz ohne Zweifel: diese Fender-Akustik erfüllt auch die gehobenen Ansprüche eines Profis. Obwohl so viele verschiedene Epochen des Gitarrenbaus zitiert werden, wirkt das Design absolut stimmig. Die Auswahl von Hölzern und Hardware ist erstklassig. Das, zusammen mit 1A-Klang und -Bespielbarkeit sowie dem schönen Koffer mit Humidifier und Zubehör, ergibt ein schlagkräftiges Gesamtpaket, welches man deutlich zum Antesten empfehlen muss.
PLUS:
- stimmiges Design ohne Cutaway
- gelungener Stilmix verschiedener Epochen
- Hölzer, Hardware
- Bespielbarkeit, Handling
- auf Modell abgestimmtes PU-System
- tolle A- und E-Sounds
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