Clevere Kleine Dame

Test: Cole Clark Little Lady LL2E-RDBL

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Das ist nicht neu: Cole Clark Gitarren sind anders als andere – in Konstruktion, Design, Material und Klang.

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Auch dieses kleine Moppelchen, das hier zum Test antritt, sollte man tunlichst nicht unterschätzen. Der australische Hersteller weiß sehr genau, was er von einer Acoustic erwartet, und wie er das am besten umsetzt. Ganz besonders beim Pickup-System geht die Company eigene Wege – sehr erfrischend, in einer Szene, wo die allermeisten Hersteller doch recht ähnliche Pfade beschreiten.

andere hölzer

Wenn man die Little Lady zum ersten Mal zur Hand nimmt, staunt man nicht schlecht. Klein, gedrungen, dicklich, seltsamer Look – mit Sicherheit optisch polarisierend. Aber das macht ja auch neugierig … was haben wir denn hier?

Der Korpus ist aus massiven australischen Hölzern gebaut. Die Decke aus Redwood ist innen so geschnitten, dass sie zum Rand hin dünner wird, was das Resonanzverhalten optimiert. Der dreiteilige Boden und die Zargen sind aus Blackwood. Die Korpusteile sind schlicht aber perfekt über Kamm und Nut zusammengesetzt, es gibt innen keine Riemchen und außen kein Binding. Bei Cole Clark legt man besonderen Wert darauf, dass der Korpus und der Hals in einem Arbeitsgang zusammengesetzt werden, was für eine besonders feste Verbindung und mehr Stabilität sorgt. Der QueenslandMaple-Neck ist am 14. Bund angesetzt und trägt ein Griffbrett aus indischem Palisander mit 21 perfekt polierten Bünden und Snowflake-Einlagen zur Orientierung (Schnee in Australien?:-) Auch der recht massive Steg ist aus Indian Rosewood. Die mit Pins fixierten Saiten laufen über die Stegeinlage aus Tusq kurzmensurige 598 mm weit zum Sattel und der kleinen, extrem stabil angesetzten Kopfplatte. Geschlossene vergoldete GroverMechaniken halten das Ganze in Stimmung. Die kleine Dame präsentiert sich in einem hauchdünnen matten Nitro-Finish.

Jetzt aber zu dem Punkt, der dem ColeClark-Team besonders wichtig ist: Das Pickup-System. Das ist ein ausgefuchstes 3-Wege Aggregat, bestehend aus einem 6-teiligen Piezo unter der Stegeinlage für den Basis-Sound, einem Decken-Tonabnehmer für perkussive Anteile und einem Mikro, das in der Basswiedergabe beschnitten ist um Feedbacks zu vermeiden, und eine natürliche luftige Klangnote beisteuert. Das Ganze ist erstaunlich einfach regelbar. Es gibt drei Drehregler für Volume, Mikro-Anteil und Mischungsverhältnis Piezo/Decken-TA, sowie drei Fader für Bass, Mid, Treble – fertig. Aber nein, da ist noch ein USB-Ausgang – ein besonderer Clou: verbindet man die Little Lady mit dem Computer, kann man mittels einer Cole-Clark-Software die Arbeitsweise des EQs auf seine Bedürfnisse anpassen. Hat man sich eine eigene EQ-Einstellung zurechtgemacht, kann man mit einem langen Druck auf den Mic-Regler zwischen Factory- und eigenem Setting wechseln – genial! Ein kurzer Druck mutet das Signal.

Ich war selten so neugierig auf den Praxis-Test …

andere sounds

Diese kurze, irgendwie gedrungene Gitarre liegt etwas ungewohnt auf dem Schoß, hängt aber bequem und sicher am Gurt. Der Hals liegt griffig in der Hand, die Bespielbarkeit ist dank perfekter Bundierung und Werkseinstellung erstklassig, und die kurze Mensur kommt einem gar nicht so sehr in den Sinn – fühlt sich alles sehr erwachsen an und nicht etwa nach Travel-Kompromissen.

Schon der unverstärkte Sound liefert viel mehr, als man dem kleinen Dickerchen zutrauen würde. Klangfülle, Lautstärke, Sustain, Dynamik: alles da. Wir haben hier nicht die Basswucht einer Dreadnought – klar – aber ein stimmiges geschlossenes Klangbild, frisch und charakterstark.

Dann über Anlage – und da sieht die australische Company ja gewissermaßen ihre Kernkompetenz – geht aber so richtig die Sonne auf. Ich spiele zuerst ganz bewusst nur über den Piezo (also Mix-Fader ganz auf B für Bridge, Mic-Fader auf Links-Anschlag) und habe schon gleich einen hervorragenden Sound, der Größe und Erscheinung der Little Lady sofort vergessen macht. Tolle Arbeitsbasis! Dreht man nun das Mikro dazu, addiert sich luftige natürliche Frische in den Sound, ohne die geringste Steigerung eines Feedback-Risikos. Jetzt noch etwas Decken-Sensor dazu, der Sound wird räumlicher, die Decke reagiert auf perkussive Aktionen der rechten Hand. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber hier bleiben keine Wünsche offen.

anderer weg

Ja, was ist das denn für eine Gitarre? Klein, seltsame Form, ungewohnte Hölzer, eigenartiges Pickup-System … das Ding passt in keine Schublade.

Die Little Lady ist eine vollmassive Steelstring in erstklassiger Verarbeitung, mit einer Form, die zur Abwechslung mal nicht von Martin stammt, einem akustischen Klang der positiv überrascht, und einem PA-Sound, den man nur als überragend bezeichnen kann. Absolutes ProfiNiveau! Unbedingt ausprobieren!

PLUS:

  • eigenständig in Design und Konstruktion
  • Verarbeitung, Werkeinstellung
  • Bespielbarkeit, Handlung
  • ausgeklügeltes Pickup-System
  • erstklassige A- und herausragende E-Sounds

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