Ist dies das Machwerk eines verrückten Dali-Fans? Nein, es ist das pointierte Wunschinstrument eines Virtuosen mit klaren Vorstellungen.
Der Name des Acoustic-Virtuosen ist Alexandr Misko – und wer schon einmal Gelegenheit hatte, ihn live zu erleben, z.B. auf einem der Guitar Summits in Mannheim, wird bestätigen, dass er ein außergewöhnlicher Könner seines Faches ist. Der Hersteller Baton Rouge hat ihm also nun die Gelegenheit gegeben, alle seine Ideen in die Konzeption einer neuen Gitarre einfließen zu lassen.
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Herausgekommen ist dabei die uns vorliegende Jumbo-Steelstring. Wobei man sagen muss: dies ist die Basisversion seiner Gitarre ohne Pickup-System, außerdem hat das Full-Spec-Modell zwei Banjo-Tuner und/oder Timara String Drops für sein ganz besonderes Melodiespiel …
WHAT? WHY? HOW?
Der Korpus der AR31 ist aus drei verschiedenen massiven Hölzern gebaut. Die Decke aus Sitka-Fichte trifft auf Zargen aus Nussbaum, für den Boden kam Pau Ferro zum Einsatz. Die Korpuskanten sind mit einem Binding aus Palisander verstärkt. Mit dem gleichen Holz wurde auch das Schallloch eingefasst und umrandet – dezent veredelt mit einer schön designten Mother-of-Pearl-Einlage.
Nicht nur die Holzrezeptur des Bodys lag Alex am Herzen, auch dessen Form ist kein Zufall. Das flach geschnittene Cutaway soll einerseits so wenig wie möglich Korpusvolumen wegnehmen, andererseits aber natürlich den Zugang zu den hohen Lagen so gut wie möglich erleichtern. Nachvollziehbar.
(Bild: Dieter Stork)
Der wirkliche Hingucker bei der Baton Rouge ist natürlich unbestritten der „schief“ angebrachte Steg in Verbindung mit der Fächerbundierung des Halses. Ich verrate hier schon mal: es sieht viel verrückter aus, als es sich dann anfühlt. Der Steg ist aus Palisander und wirkt recht massiv. Die Saiten werden durchgefädelt, es konnte also auf Saiten-Pins verzichtet werden (eigentlich sehr praktisch, viel weniger Fummelei beim Saitenwechsel). Über die Stegeinlage aus Knochen gehen die Saiten dann auf verschieden lange Reise zum entgegengesetzt schräg platzierten Sattel. Die längste Mensur hat die tiefe E-Saite mit 695 mm, das verkürzt sich dann sukzessive bis zur hohen E-Saite auf 640 mm.
Die Vorteile dieser (Fanfrets)-Bauweise sind so offenkundig, dass man sich fragt, warum sie nicht stärker verbreitet ist: Die Basssaiten haben mehr Spannung, können energischer angeschlagen werden und kommen besser mit Downtuning zurecht – die hohen Saiten eignen sich mit den kürzeren Bundabständen für schnelles Solospiel und lassen sich gut benden. Und insgesamt kommt die Fächerung der natürlichen Handhaltung in den verschiedenen Lagen entgegen.
Der – wie die ganze Gitarre – matt versiegelte Mahagonihals ist mit einem Palisandergriffbrett belegt, dieses ist mit 20 vollständigen und zwei Teilbünden bestückt. Die Frets sind wunderbar poliert und an den Enden verrundet worden. Die Kopfplatte präsentiert sich mit eingelegtem Firmenlogo und verchromten Die-Cast-Mechaniken. Gurtpins sind übrigens nicht vorhanden. Optional gibt es den Fishman Rare Earth Blend Pickup und – wen wundert’s bei diesem Namensgeber – eine Lefthand-Version.
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Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
EXPERIENCE
Beim praktischen Antesten der Alex-Misko-Acoustic macht man gleich mehrere interessante Erfahrungen. Teil 1 ist mehr ein Selbsttest, denn ich nehme mir vor, zu Spielen ohne auf das Griffbrett zu schauen. Ergebnis: die (im wahrsten Sinne des Wortes) schräge Optik spürt man beim Spielen fast gar nicht. Läuft alles ganz selbstverständlich und wirklich … die Fächerung schmeichelt der Spielhand. Man merkt es gut bei Barré-Akkorden, wo man sonst mehr oder weniger das Handgelenk verbiegen muss, um sauber zu greifen.
Und dann der Sound. Alex hat sich ja eine ungewöhnliche Holz-Mixtur für den Korpus ausgedacht, und da hat er eindeutig irgendwas richtig gemacht. Die Gitarre wirkt … hellwach, geht von der Startlinie ab wie eine Ducati und fördert einen Klang zutage, der sonore trockene Holzigkeit und expressive Klarheit verbindet, als ob das selbstverständlich wäre. Die Basssaiten sind wunderbar stramm, da kann man mit Plektrum oder Daumen-Pick richtig reinhalten. Selbst wenn man die Baton Rouge auf Open C runterstimmt, ist noch alles tight und nichts schnarrt.
Das Schöne an der Sache ist, dass die Vorzüge dieser Acoustic jedem von Nutzen sind, und nicht nur Weltklasse-Virtuosen. Ich kann nicht ansatzweise so spielen wie Alex Misko, aber die konstruktiven und klanglichen Stärken der AR31 helfen auch meinem Spiel auf die Sprünge. Das gehört aber eigentlich schon ins …
… RESÜMEE
Eine Meistergitarre für Normalsterbliche. Soll heißen: ein Virtuose optimiert ein Instrument für seine Belange, und jeder kann die Vorzüge auf seine Weise nutzen und genießen. Ich kann es kaum erwarten, nach dieser Basic-Version auch die Vollausstattungs-Variante mit PU-System und Banjo-Tunern auszuprobieren. Bericht folgt.
Boden und Zargen sind laut Beschreibungen in den bekannten online Shops NICHT MASSIV. Und die Halsbreite am Sattel beträgt (krasse) 48mm, nicht 44,2.
Gehe mal davon aus dass dann eher diese Zaheln stimmen? Nicht ideal wenn ihr gerade diese extrem wichtigen Features falsch angebt…
Hallo Herb,
bei den Hölzern hast du recht. Es gab da seitens des Vertriebs widersprüchliche Angaben zu einigen Specs, und die Richtigstellung bzgl. der Korpushölzer hab ich dann offensichtlich nicht mehr in den Artikel übertragen. Blöde Sache, sorry!
Beim Thema Sattel ist es so, dass ich die Breite des Griffbretts gemessen habe. Der Sattel selbst ist länger, weil er schräg steht.
Danke für dein Interesse und dein genaues Hinsehen!
Der Autor
Hab ich mich geirrt mit meiner Anmerkung, dass Boden und Zargen nicht massiv sind? Und die Sattelbreite 48mm beträgt? Wenn ja tut es mir leid, aber dann hättet ihr ja eine entsprechende Antwort verfassen können. Wenn nicht, wäre es für alle Interessierten sicher eine wichtige Info. Aber meinen Kommentar einfach unter den Tisch fallen lassen ist auf jeden Fall ganz schwach, ehrlich.
würde mich auch mal Brennend interessieren ob da nun der Boden und die Zarge aus Massiven Holz gebaut wurden oder nicht? weil konkrete Aussagen finde ich nirgends.
heute ist der 29.08.2024 und ich habe immer noch keine konkreten antworten auf meine Fragen bekommen bezüglich den Holzeigenschaften der Baton Rouge AR31S/ JC-AM ob Boden und Zargen Massiv sind oder nicht – warum?
Boden und Zargen sind laut Beschreibungen in den bekannten online Shops NICHT MASSIV. Und die Halsbreite am Sattel beträgt (krasse) 48mm, nicht 44,2.
Gehe mal davon aus dass dann eher diese Zaheln stimmen? Nicht ideal wenn ihr gerade diese extrem wichtigen Features falsch angebt…
Hallo Herb,
bei den Hölzern hast du recht. Es gab da seitens des Vertriebs widersprüchliche Angaben zu einigen Specs, und die Richtigstellung bzgl. der Korpushölzer hab ich dann offensichtlich nicht mehr in den Artikel übertragen. Blöde Sache, sorry!
Beim Thema Sattel ist es so, dass ich die Breite des Griffbretts gemessen habe. Der Sattel selbst ist länger, weil er schräg steht.
Danke für dein Interesse und dein genaues Hinsehen!
Der Autor
Hab ich mich geirrt mit meiner Anmerkung, dass Boden und Zargen nicht massiv sind? Und die Sattelbreite 48mm beträgt? Wenn ja tut es mir leid, aber dann hättet ihr ja eine entsprechende Antwort verfassen können. Wenn nicht, wäre es für alle Interessierten sicher eine wichtige Info. Aber meinen Kommentar einfach unter den Tisch fallen lassen ist auf jeden Fall ganz schwach, ehrlich.
Hallo,
würde mich auch mal Brennend interessieren ob da nun der Boden und die Zarge aus Massiven Holz gebaut wurden oder nicht? weil konkrete Aussagen finde ich nirgends.
Gruß
heute ist der 29.08.2024 und ich habe immer noch keine konkreten antworten auf meine Fragen bekommen bezüglich den Holzeigenschaften der Baton Rouge AR31S/ JC-AM ob Boden und Zargen Massiv sind oder nicht – warum?
Hallo Euge,
der Autor des Testberichts, Guido Lehmann, hat das am 29. November 2023 beantwortet.