(Bild: Dieter Stork)
Die Atkin Guitars The White Rice ist ein Modell aus der Historic Series, ein liebevoller Nachbau der berühmten D-28-Gitarre von Tony Rice, die einst Clarence White gehörte – daher der Name „The White Rice“. Die Originalgitarre von 1935 mit dem sofort erkennbaren vergrößerten Schallloch und dem überhängenden Griffbrett gilt als eine der am besten klingenden D-28s überhaupt.
Die Geschichte der Martin D-28 von 1935 aus dem Besitz von Tony Rice ist abenteuerlich. Clarence White kaufte sie 1959 als Jugendlicher in einem Pawn Shop ohne Griffbrett und mit vergrößertem Schallloch. Ein Gitarrenbauer reparierte sie mit einem Gretsch-Griffbrett mit 22 Bünden und setzte den Hals wieder richtig ein. Clarence spielte sie einige Jahre, aber die Saitenlage wurde wegen der Instabilität immer schlechter, und er benutzte sie nicht mehr. Tony Rice hörte die Gitarre Anfang der 60er-Jahre (er war damals neun Jahre alt) und war von ihrem Klang begeistert.
Nach dem Tod von Clarence White machte Tony Rice die Gitarre ausfindig und kaufte sie 1975 für ein paar hundert Dollar. Als er sie am Flughafen von Los Angeles abholte, hatte er gerade einen Studiogig mit David Grisman. Dieser überredete ihn, auf dieser „neuen“ Gitarre mit der fast unspielbaren Saitenlage aufzunehmen. Der Rest ist Geschichte.
Kurz darauf lernte er den Gitarrenbauer Richard Hoover kennen, der den Halswinkel korrigierte und die Gitarre wieder spielbar machte. Richard Hoover gründete 1976 die Firma Santa Cruz. Er führte immer wieder Reparaturen an der alten D-28 durch und baute irgendwann auch die ersten Repliken, wenn das Original mal wieder zur Reparatur war. Verschiedene Gitarrenbauer haben immer wieder am Original gearbeitet (mehr Infos dazu unter gitarrebass.de/tony-rice).
Tony Rice war ein fantastischer Flatpicker, und seine 1935er D-28 gehört zu den am besten klingenden Modellen überhaupt, nicht zuletzt wegen der Modifaktionen. Er selbst sagte, dass diese Gitarre wohl der Heilige Gral sein müsse. Auch Alister Atkin hat viel über diese Gitarre gelernt und sich irgendwann entschlossen, sie in seiner Historic-Serie nachzubauen. Unser Test-Modell hat uns Karl Dieter vom Gitarren Studio Neustadt geliehen. Dankeschön!
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DAS MODELL
Die liebevolle Reproduktion von Tony Rices berühmter D-28-Gitarre hat wie das Original ein sofort erkennbares, vergrößertes Schallloch und ein überhängendes Griffbrett mit 22 Bünden. Dank des übergroßen Schalllochs erzeugt The White Rice eine unglaubliche Kraft – „sounds like a cannon“, sagt Alister Atkin – mit einer erstaunlichen Offenheit und Resonanz.
Jedes Detail ist sorgfältig ausgearbeitet, vom 45 mm breiten Sattel bis zum aufwendigen Relic-Finish. Diese Gitarre ist nicht nur die ultimative White/Rice-Hommage, sondern vielleicht auch die ultimative Dreadnought-Gitarre. Die Decke ist aus thermo-behandelter Sitka Fichte, der Korpus aus ostindischem Palisander, der Hals aus Mahagoni mit einem Ebenholz-Griffbrett.
Das Modell ist hochglänzend mit Nitrolack lackiert, und ist dezent geaged. Auf Wunsch gibt es The White Rice auch ohne die gealterte Optik. Alle Details sind dem Original nachempfunden: ein Schlagbrett aus Tortoise, Herringbone-Einlagen, Dot-Inlays und Side Dots aus Celluloid, Sattel und Stegeinlage aus Knochen. Auch die Verstrebungen im Innern entsprechen denen der Vorkriegs-Martin-Modelle.
(Bild: Dieter Stork)
PRAXIS
Die White-Rice ist ein besonderes Instrument, sie ist nicht für jedermann gedacht, sondern für diejenigen, die den Sound und die Spielweise von Tony Rice lieben. Trotz der .013er-Saiten lässt sie sich gut und schnell spielen, der Hals liegt gut in der Hand. Die Gitarre ist wirklich soooo laut und trotzdem ausgewogen. Sie liefert genau das, was der Flatpicker braucht: kräftige Höhen und Mitten für schnelle Single-Line-Leads, saubere Tontrennung und den traditionellen Bass-Boom.
Natürlich zeigt sie ihre Stärken beim Flatpicking, aber überraschenderweise klingt auch Fingerpicking erstaunlich gut. Vor Jahren hatte ich die Gelegenheit, eine Santa Cruz Tony Rice zu spielen, und auch daran habe ich wunderbare Erinnerungen. Auch wenn die Santa Cruz nicht den Anspruch erhebt, ein Nachbau des Originals zu sein, sondern eher eine Weiterentwicklung.
RESÜMEE
Diese Atkin-Gitarre ist die ultimative White/ Rice-Hommage und eine erstaunlich gute Dreadnought-Gitarre. Mit ihrem außergewöhnlichen Klang und der makellosen Verarbeitung ist sie ein Traum für Gitarristen, die auf der Suche nach diesem einen Sound sind.
PLUS
● Hommage an Tony Rice und Clarence White
● sehr ausgewogener, lauter Sound
● Detailtreue
● Verarbeitung
● klassische Hölzer
● Bespielbarkeit
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(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)
Ich weiß ja nicht,ob hier generell vermutet wird,daß die gesamte Leserschaft aus dem elitären Club der Millionäre stammt??? Hallo,merkt ihr eigentlich gar nicht mehr,daß satte 4.69o,—€uro für eine Dreadnought extrem viel Geld für uns „Normalos“ ist??? Aus welchem Grund berichtet ihr jetzt stets und ständig von solch hochpreisigen Gitarren,die sich sowieso kaum jemand leisten kann?
Geht es evtl. nur darum,aktuelle Neuheiten aus der hochpreisigen Gitarrenwelt vorzustellen,oder meint ihr,daß,gerade in einer Zeit der Einsparungen,wie es momentan ja der Fall ist,sich ernsthaft für sehr teure Gitarren interessiert?
Mit Verlaub,schöne und neue teure Gitarren sind ja bestimmt etwas sehr Außergewöhnliches,aber es wäre doch wohl ratsamer,neue Gitarren vorzustellen,die letztendlich auch noch bezahlbar sind.
Atkin Gitarren sind mir persönlich durchaus bekannt,denn in Berlin-Wilmersdorf existiert (noch) ein kleiner Gitarrenshop,der mitunter auch extrem teure Gitarren wie Atkin,Gibson,Martin,Maton u.s.w. in seinem Ladengeschäft seit einigen Monaten ausstellt,die jedoch (kaum verwunderlich!) wirklich niemand kaufen wird,weil solche „Exoten“ in dieser Preisklasse zwar garantiert super klingen,aber preislich für den Großteil der dortigen Kundschaft überhaupt nicht relevant sind. Gerne werden diese luxuriösen Gitarren zur Probe bespielt,kommen danach dann wieder in den Ausstellungsraum,und stehen als echte Ladenhüter,bzw. als Schauobjekte weitere Jahre im Laden herum.
Und damit Mißverständnisse vermieden werden,erinnere ich nur mal daran,daß es auch jede Menge andere attraktive Gitarren gibt,die sauber klingen,und die für weit unter 4.690,-€uro zu haben sind!
In diesem Sinne…
Viele Grüße aus Berlin.
Da muss ich dem Hechelfächer Recht geben, ich würde gerne lernen eine Akustikgitarre zu spiele, aber bei den Preisen muss ich passen. Als Handwerker, weiß ich dass man sich mit billig Werkzeug meistens plagt und selten ist ein genaues arbeiten möglich ist. Wenn hier einer eine Dreadnought kennt die gut bespielbar ist und einen klaren Klang hat und der Preis stimmt, wäre ich für eine Info sehr dankbar.
Gruß Einachser.
Solche Gitarren sprechen eher Profis an, die eine wirklich gute Gitarre brauchen und schätzen. Ein richtig gutes Instrument ist nicht für 1000 zu bekommen. Dafür bekommt man nicht mal das Material. Nur zur Info: viele Orchestermusiker spielen Cello oder Geigenbögen die um die 30000 Euro kosten. Jetzt gibt es deutsche Ingenieure die Carbonbögen bauen die nur zwischen 7000 und 10000 Euro kosten. Wir reden hier von den Bögen, nicht von der Geige.
Fahre deinen Dacia und schimpfe nicht über Mercedes, BMW und Audi.
Hier schimpft ja keiner über “Mercedes, bmw und audi”. Es wird lediglich eine mutmaßlich nicht ausreichende Würdigung “bezahlbarer” Instrumente beklagt.
Im Übrigen halte ich die Analogie von teuren Autos zu hochwertigen Gitarren auch nicht für besonders passend.