Taylor Gitarre

Taylor Baritone 8-String im Test

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Taylor Akustik-Bariton, liegend

Das gibt’s nicht alle Tage! Eine neue, so noch nie dagewesene Art von Akustik-Gitarre stellte sich vor einigen Jahren vor: eine 8-saitige Baritone-Steelstring. So wie ich gerade, müssen sich die Betrachter der ersten Dreadnought gefühlt haben.

 

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Schon auf der Musikmesse in Frankfurt war diese Gitarre eine der auffälligsten Neuheiten und hat dann auch gleich mal die mipa-Auszeichnung in der Kategorie Akustik-Gitarre abgeräumt. Und es war schön zu erleben, mit wie viel Erfinderstolz die Baritone am Taylor-Stand präsentiert wurde. Aber – braucht die Welt dieses Teil? Kann man da etwas mit anfangen? Hat das irgendeinen Praxiswert?

 

8 Saiten?

Diese Bariton-Gitarre hat nicht einfach 2 Saiten mehr als ein herkömmliches Modell, sondern es ist eine 6-String mit zwei Zusatzsaiten, die mittleren Saitenpaare sind wie bei einer 12-String, also Standardtonhöhe plus Oktave.

 

Konstruktion der Taylor Baritone 8-String

Schauen wir uns die Testkandidatin mal ganz sachlich an. Es handelt sich um eine GS, also ein Taylor-eigenes Korpus-Design names Grand Symphony, ähnlich einer Grand Auditorium, aber bauchiger und mit höherer Taille. Die Kombination der verwendeten Hölzer ist eher klassisch: Sitka-Fichte für die zweiteilige Decke, Indischer Palisander für die Zargen, den ebenfalls zweiteiligen Boden und das Binding – das ganze perfekt auf Hochglanz poliert. Das Schallloch wird von einer Abalone-Rosette verziert, der Steg aus Ebenholz – und hier ist Schluss mit „normal“ – weist 8 Saitenpins auf: sechs in Reihe, die zwei für D- und G-Saite nach hinten versetzt. D und G? Stimmt ja so nicht. Die Baritone ist auf H runtergestimmt und schickt dementsprechend die Saiten H, E, A mit Oktavsaite, D mit Oktavsaite, F# und H über die Stegeinlage aus Knochen. Man kann also ganz gewohnt greifen und spielen, es ist nur alles eine Quarte tiefer als sonst.

Der Hals der Taylor Baritone 8-String aus Mahagoni mit angeschäfteter Kopfplatte und Ebenholzgriffbrett fällt natürlich aufgrund seiner Länge aus dem Rahmen. Die Taylor bietet eine Mensur von satten 690 mm. Das Griffbrett beherbergt 19 sauberst eingesetzte Bünde und sehr präzise gearbeitete Pearl Diamonds Inlays. Die Saiten laufen letztlich über den Knochensattel zu den acht vergoldeten Mechaniken, die auf der Kopfplatte mit Ebenholz-Auflage optisch toll zur Wirkung kommen und auch funktional keine Wünsche offenlassen. Komplettiert wird die Baritone durch das Taylor Expression System, welches immer durch seine dezente, spartanische Regler-Präsenz positiv auffällt. Drei einzelne, nicht beschriftete, flache, dennoch griffige Regler für Volume, Bass und Treble – that’s it. Die Klangregler rasten in Mittelstellung leicht ein, das gibt etwas Orientierung. Der Klinkeneingang ist im hinteren Gurtpin, gleich dort finden wir auch das leicht zugängliche Batteriefach.

Wie bei Taylor nicht anders gewohnt, kommt die Taylor Baritone 8-String  tadellos verarbeitet und perfekt spielfertig eingestellt aus dem Luxuskoffer im Gator-Look.

Ach übrigens: Einzig Elixir bietet einen entsprechenden Saitensatz für dieses Instrument.

 

Praxis

Dann greifen wir jetzt mal ein G (respektive D), schlagen beherzt an und, … schon schlagen die Seismographen aus, auf meinem Bier ist wieder Schaum, und die beste Ehefrau von allen denkt, die Band probt jetzt im Büro! Und dabei habe ich noch gar nicht eingestöpselt. Eine unerhörte Breitseite, die die Taylor da abfeuert – im wahrsten Sinne des Wortes ein Klangerlebnis. Dann fängt man langsam an, das Spiel der rechten Hand etwas zu sortieren. Es stehen einem ja quasi zwei Saiten Bass, 4x 12-String und zwei Saiten Western-Steelstring zur Verfügung, und wenn man das geschickt ausnutzt, kann man ein Stück weit zum One-Man-Trio mutieren. Und dabei liegt die Baritone fast genau so handlich wie eine normale Acoustic auf dem Schoß, ist halt nur für die Linke ein bisschen weiter zum 1. Bund. Schon der unverstärkte Sound schiebt, strahlt, glitzert und kommt mit jeder Menge Sustain. Ich staune, wie tight die Bassnoten kommen und wie viel 12-String-Flair von den 2 mittleren Saitenpärchen verströmt wird.

An Amp oder P.A. verstärkt sich dieser 3-in-1-Effekt sogar noch einmal, denn schon bei neutraler Reglerstellung kommen die Bässe mit Macht und auf den hohen Saiten lassen sich durchsetzungsfähige Sololinien abfeuern. Diese Taylor müsste beim Solo-Gig oder in kleiner Unplugged-Besetzung eigentlich der Knüller sein. Und fast das Wichtigste: Es macht einfach unheimlich Spaß, auf ihr zu spielen – und darum geht’s doch letztendlich.

 

Resümee

Sound, Sound, Sound, Taylor-typische Qualität und Verarbeitung, ein riesiger Spaß- und Haben-will-Faktor, neue Ausdrucksmöglichkeiten, die Herausforderung anders zu spielen, ein mächtiger Partner auf der Bühne, tolles Instrument. Muss man sich natürlich auch leisten können. Antwort auf die einleitenden Fragen: Ja. Go for it!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Besitze sie seit jahren
    Und eine 316e
    Die 8ce deitlich wärmer
    Die 316 glitzernder schwebender einen tick reicher und offener.
    8ce tolle Wärme,beide
    Instrumente eine Hammerinspiration.
    Das Es 1 pickupsystem in der 8cd war magnetischer Schrott,habe es gegen das tolle ES2 getauscht…bin ein echter Baritone 8saiter fan geworden.

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    1. Hallo,
      wo kriegt man so eine Taylor Baritone 8-String zu kaufen.
      Werde mir sofort das Teil holen.
      LG

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