Zur NAMM 2018 stellte Taylor das neue patentierte V-Class-Bracing vor, eine revolutionäre neue Deckenverstrebung, die das Klangspektrum einer Gitarre enorm erweitert und auch noch nicht geglaubte Verbesserungen bei der Intonation des Instruments liefert. Zum Start wurden vier Hi-End-Modelle mit der Grand-Auditorium-Korpusform präsentiert. Wie erwartet, wurden jetzt nach und nach alle in den USA gefertigten Modelle der GA-Serie mit dem neuen Bracing ausgestattet, sodass Gitarren aus den Serien 300 bis 900 mit V-Class im Programm sind.
Zur Sommer-NAMM-Show wurden diese Modelle vorgestellt und sind nun seit Kurzem lieferbar. Die Instrumente behalten trotz des V-Class-Bracings ihre grundlegenden klanglichen Charaktereigenschaften, die durch die Holzauswahl festgelegt werden.
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Zum Test erhielten wir eine 614ce in der Builder‘s Edition, die mit der Seriengitarre identisch ist, aber eine paar zusätzliche Details in Sachen Spielkomfort enthält. Dazu ein Zitat vom Master Guitar Builder Andy Powers, der für die Konstruktion zuständig ist: „Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man ein Instrumentes verbessern kann: Man kann den Sound verbessern, und man kann es sich besser anfühlen lassen.“ Für den Sound ist das V-Class-Bracing zuständig, für das Gefühl hat Andy mit kleinen Details gesorgt wie z. B. dem Armrest, abgerundeten Korpusrändern, dem smootheren Cutaway, der neuen Lackierung, die Geräusche, die durch Reibung am Körper entstehen können, minimiert.
hölzer
Die 600er-Instrumente werden bei Taylor mit Sitka-Fichtendecke und Zargen und Boden aus Ahorn gefertigt. Andy Powers hat schon vor ein paar Jahren entdeckt, dass Ahorn, richtig eingesetzt, einen sehr vielfältig einsetzbaren Ton erzeugt, der sich für viele verschiedene Spielstile eignet.
Jetzt mit dem V-Class Bracing kann er diese Eigenschaften noch stärker hervorheben, und das Instrument reagiert noch stärker auf die Stilistik des Gitarristen, auf die individuelle Spielweise und auch die Art des Anschlags. Die Gitarre kann brillant oder warm klingen. Mit erhöhter Lautstärke und langem Sustain, je nachdem, was der Musiker will. Egal ob Strumming, Fingerpicking, Jazz-Arrangements oder alternative Stimmungen – die Gitarre gibt die Feinheiten exakt wieder. Das Testmodell hat zudem eine Fichtendecke, die Wärme-behandelt ist (torrefied). Dies sorgt dafür, dass die Decke wie eine jahrelang eingespielte reagiert und klingt. Sie ist nicht so steif wie neue Decken und klingt daher nicht harsch.
Der Hals ist aus Mahagoni gefertigt, und mit der patentierten Taylor-Halsverbindung mit dem Korpus verschraubt, die auch ein nachträgliches Justieren des Halsneigungswinkels ermöglicht. Griffbrett und Steg sind wie üblich aus Ebenholz. Korpusränder und Griffbrettränder haben Ebenholz-Einfassungen.
Zitat Andy Powers: „This guitar is capable of so much sonic color. More than almost any other guitar we make, this will sound like the player.“
optik & ausstattung
Die gesamte Gitarre hat eine neue Sunburst-Lackierung erhalten. Das in Satin gehaltene Wild Honey Burst gibt der Gitarre die Optik einer alten Geige, und auch die Riegelung des Ahorns wird durch den dunklen Farbton weicher, wirkt nicht aufdringlich aber ungemein reizvoll. Alternativ ist die 614 auch mit herkömmlicher Natur-Lackierung zu haben.
Das Builder’s-Edition-Modell hat im Gegensatz zu den Standard-Modellen einen Taylor-Armrest, alle Korpuskanten sind abgerundet und auch das Cutaway hat eine zusätzliche Rundung, die das Spielen in den oberen Lagen extrem erleichtert. Kopfplatte und Griffbrett haben Inlays aus Perlmutt in einer Zepter-Form.
Alle Gitarren, die mit dem V-Class Bracing ausgestattet sind, haben einen schwarzen Sattel, der mehr Graphit-Anteil enthält als die bisherigen weißen Tusq-Versionen. Die Stegeinlage ist wie üblich aus weißem Micarta.
elektrisch
Das „ce“ bei der Modell-Bezeichnung 614ce sagt aus, dass neben dem Cutaway auch das Pickupsystem Taylor ES2 eingebaut ist. Dieses System hat sich in den letzten Jahre bewährt, es klingt natürlicher und ausgewogener als alle anderen zuvor verwendeten Systeme. Die Piezo-Elemente sitzen nicht unter der Stegeinlage sondern dahinter unter dem Steg und sind paarweise im Andruck an den Steg justierbar. Regelbar sind Volume, Bass und Höhen. Die zur Stromversorgung benötigte 9-Volt Blockbatterie sitzt in einem Fach oberhalb der Endbuchse, der Deckel rastet ein und kann ohne Werkzeuge geöffnet werden.
sound
Wie schon bei der ersten mit V-Class-Bracing ausgestatteten Taylor Gitarre (Ausgabe 04/2018, K14ce, Builders Edition) beeindruckt auch dieses Modell durch den neuen Sound: Sie ist definitiv lauter, klingt sauberer und intoniert außergewöhnlich gut, hat ein längeres Sustain und wirkt runder und eingespielt. Das 600er-Modell überzeugt durch strammere Bässe und eine enorme Brillanz in den Höhen. Und sie beeindruckt durch eine große Bandbreite. Egal welche Stilrichtung man spielt, immer gibt sie das wieder, was der Gitarrist „reingibt“. Das macht sie vielseitiger einsetzbar als zum Beispiel die Modelle mit Tropenhölzern.
Wie bei anderen V-Class-Modellen wirkt auch das Expression System ES2 am Verstärker ausgewogener, ausgeglichener. Der Klang mischt sich besser mit anderen Instrumenten, kommt klarer durch, ohne dabei schrill zu sein, was sonst oft bei Piezos passiert, wenn man Höhen nachregelt, um sie hörbar zu machen.
modelle
Die Anzahl der V-Class-Modelle mit Grand-Auditorium Korpusform ist mittlerweile auf 17 angewachsen: Drei Builder‘s Edition, zwei mit Koa-Korpus und weitere zwölf aus den Serien 300 bis 900.
resümee
Das neue Taylor V-Class Bracing überzeugt nicht nur bei den ersten vorgestellten Gitarren, sondern zeigt jetzt, dass bei der Verwendung von anderen Hölzern dessen Feinheiten noch intensiver herausgearbeitet werden. Die 614ce mit Sitka-Fichtendecke und Ahornzargen und -boden bietet eine enorme Klangvielfalt, die Gitarre reagiert extrem auf den Anschlag und man kann sie ungemein vielseitig einsetzen – egal ob fürs Fingerpicking oder mit Plektrum gespielte Begleitung oder jazzige Licks und Akkorde.
Eine Gitarre für alle Fälle, die sich extrem gut spielt und einfach Freude macht. Sie trägt gut, ist dynamischer und lauter und intoniert phantastisch. Und dann sieht sie auch noch super aus. Wer auf die Zusatz-Features der Builder‘s Edition verzichten kann: Im direkten Vergleich ist die „normale“ Version der 614ce klanglich identisch, dabei aber eine ganze Ecke günstiger.
PLUS
• Sound
• V-Class Bracing
• Verarbeitung
• Bespielbarkeit
• Intonation
• Armrest
• Elektronik
• Optik