Vielleicht ist das interessanteste überhaupt an Taylor-Acoustics, dass wirklich niemand ihre hohe Qualität bestreitet, viele sie lieben, aber etliche Gitarristen auch einfach nicht warm werden mit dieser Marke.
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Das bedeutet ja wohl, dass diese Gitarren viel Eigenes an sich haben und somit polarisieren, was doch generell positiv zu sehen ist, oder? Allerweltsklampfen gibt es ja wahrhaftig mehr als genug. Also – was ist „anders“ an einer Taylor wie der hier vorliegenden 416ce?
Konstruktion der Taylor 416ce
Beim Deckenmaterial geht es zunächst mal eher herkömmlich zu: massive Sitka-Fichte. Doch bei der Beleistung der Decke hat sich Bob Taylor dann schon seine eigenen Gedanken gemacht. Eine X-Bracing-Variante mit der Bezeichnung „Forward Shifted Pattern with Relief Rout“ kam dabei heraus. Zum einen ist hier das X weiter nach vorne Richtung Schallloch verlagert, zum anderen verläuft eine feine Fuge am inneren Deckenrand, was für ein Plus an Bässen und Lautstärke sorgen soll.
Das Body-Format „Grand Symphony“ gibt es seit 2006 bei Taylor. Wir haben hier quasi eine aufgepumpte Grand-Auditorium-Form mit etwas mehr Speck auf den Hüften für richtig viel Ton und Power.
Beim Holz für Zargen und Boden setzt man hier auf das west-afrikanische Ovangkol – es verbindet eine attraktive Optik mit Klangeigenschaften, die denen von Palisander ähneln.
Auch beim Thema Elektronik geht Bob Taylor einen komplett eigenen Weg. Er verzichtet gänzlich auf Piezos und setzt drei magnetische Sensoren ein, einen am 20sten Bund unter dem Griffbrett, zwei innen auf der Decke. Drei sehr dezente Regler auf der Zarge machen Volume, Bass und Treble regelbar. Alle drei rasten mittig leicht ein, und geben so eingestellt einen neutralen Klang bei etwa halber Maximallautstärke ab. Am hinteren Gurtpin geht das Signal raus, hier sitzt auch die leicht auszutauschende 9-Volt-Batterie. Das System beinhaltet übrigens auch eine Saiten-Erdung, was mitunter sehr gesundheitsförderlich sein kann. Gute Maßnahme.
Die Taylor 416ce in der Praxis
Eine Taylor, ist eine Taylor, ist eine Taylor … Das soll heißen: Man weiß, was man bekommt. So etwas wie Produktionstoleranzen scheint es da nicht zu geben. Der mattlackierte Mahagonihals liegt perfekt in der Hand, das Ebenholzgriffbrett bietet professionelle Spielbedingungen, das Cutaway mit venezianischem, also rundlichem Schnitt gibt dem Solisten freie Fahrt zum 20. Bund – alles so, wie man es kennt (und schätzt) bei diesen Gitarren aus El Cajon, California.
Und der Sound? Ja, eben Taylor – love it or leave it! Der Klang ist so ausgewogen und -tariert, so frei von irgendwelchen Betonungen oder charakterlichen Ausformungen, dass er manchen schon zu steril ist. Aber eines steht fest: Soundleute, ob im Studio oder im Konzertsaal, lieben diesen Sound – da lässt sich mit arbeiten.
Das bestätigt sich dann auch beim Spiel über Anlage. Der Taylor-Crew ist es gelungen, mit den Body- und String-Sensoren ein rein analoges System auf die Beine zu stellen, welches ein sehr authentisches Klangbild abliefert.
Dabei ist es so, dass der Grund-Sound steht und die Regler eher nur für leichte Anpassungen gedacht sind.
Das Signal am Klinkenausgang ist übrigens so aufbereitet, dass man mit einem Klinke-auf-XLR-Kabel gleich, ohne D.I.-Box, in eine P.A. gehen kann.
Resümee
Ein Instrument, das Profi-Ansprüchen gerecht wird. Keine Überraschung. Taylor besticht wirklich mit diesem konstant hohen Fertigungs- und Verarbeitungsstandard. Es gibt objektiv aber auch nicht das Geringste zu meckern.