His father’s old guitar

Masterpiece: Martin D-28 Rich Robinson

Anzeige

 

VINTAGE SOUNDS

Der Hals hat ein sanftes V-Profil und ordentlich etwas auf den Rippen. Die linke Hand ist gut gefüllt, trifft dabei auf die wunderbar verrundeten Griffbrettkanten und fühlt sich pudelwohl. Ein Spielgefühl, als wären hier schon tausende G-Durs, Cs und Ds gegriffen worden. Sehr inspirierend. Die Rich Robinson vermittelt den Eindruck, schon ganz viel erlebt zu haben.

Anzeige

Und dann dieser Sound … was soll man sagen?! Ich habe schon das eine oder andere mal auf einer alten Martin gespielt, genau so klingt das und genau so fühlt sich das an. Abgehangen, wuchtig, holzig, trocken, ausgewogen, kein Wummern in den bärenstarken Bässen, kein Klirren in den strahlenden Höhen, genau richtig dosierte Mitten, eine enorme Dynamik und Lautstärke, Sustaiiiiiiin – und eben „einfach“ dieser Martin-Sound.

Ob man nun etwas von den Black Crows oder vielleicht von Neil Young oder irgendeinem Martin-Player deiner Wahl spielt – die D-28 liefert diese Klänge 100%ig, und zwar auf einem Niveau, das ich so bei einer neuen Gitarre noch nicht erlebt habe.

RESÜMEE

Das Resümee zu verfassen, ist gleichermaßen einfach und schwer. Der leichte Teil: Die Martin D-28 Rich Robinson ist überragend gut. Spielgefühl, Sound, Authentizität, Relic-Job – alles oberste Schublade. Außerdem fasziniert die Tatsache, dass hier nicht nur allgemein ein klassisches Martin-Modell mit den historisch korrekten Specs der Mid-50s präsentiert wird, sondern eine absolut – bis auf den letzten Kratzer – detailgenaue Nachbildung eines ganz bestimmten Exemplars.

Auf der anderen Seite kostet diese (neue) Steelstring gediegene € 8700 im Laden. Das ist ne Menge Zaster! Da kommen Fragen auf. Wie steht es um den Werterhalt? Ist eine Standard D-28 zum halben Preis so viel schlechter? Kaufe ich nicht vielleicht lieber eine alte Martin mit Wertsteigerungs-Potential?

Im World Wide Web findet man in dieser Preisliga z.B. eine 67er D-35 und diverse D-28 aus den Sechzigerjahren … aber die Rich Robinson hat eben sehr viel von diesem unwiderstehlichen 50s-Charme, und da legt man für ein Original eher ab 30k aufsteigend hin.

Und die RR hat eben keine reparierten Deckenrisse, ausgetauschten Mechaniken, einen nachgeleimten Steg oder abgelöste Deckenleisten – oder sonst irgendwelche offenen oder versteckten strukturellen Probleme, die Vintage-Modelle haben können. Tja, jeder wird für sich selbst abwägen müssen, wohin die Reise geht.

Ich kann abschließend nur zwei Dinge sagen: Je länger ich auf der Martin gespielt habe, desto mehr schien sie mir den Preis wert zu sein. Und … ich habe noch nie so ungern eine Testgitarre wieder zurückgegeben wie die Martin D-28 Rich Robinson. A Masterpiece!

PLUS

● penible Beachtung aller Details des Vorbilds (Leim, Bracing, Hölzer, Hardware etc.)
● überzeugendes Aging, Finish
● Halsprofil, Haptik, Spielgefühl
● authentisches Klangbild einer alten D-28 mit Tiefe und Detailreichtum
● Lautstärke, Sustain, Dynamik, Ansprache


Die Geschichte

Die D-28 von Vater Stan (gest. 2013) ist die eine Gitarre, die im Leben von Rich (und Chris) immer da war, nachdem sie schon ein Tourleben durch die Honky-Tonk-Szene Atlantas und dem weiteren Südwesten hinter sich hatte. Die Gitarre ist auf Stan Robinsons kleinem Solo-Hit ‚Boom-A-Dip-Dip‘ von 1959 ebenso zu hören wie auf der 1990er No.1-Hit-Single ‚She Talks To Angels‘ von den Black Crows.

Dazwischen liegen viele Jahre, in denen Rich auf dieser Martin zunächst lernt zu spielen, wobei er – wie er selber sagt – mit Daddy’s Dreadnought nicht immer pfleglich umging. Bis hin zu der Zeit, wo er alle Songs auf ihr komponiert und es die eine unumstößliche Regel gibt: Niemals mit der D-28 auf Tour zu gehen, damit ihr bloß nichts passiert.

Dann, irgendwann in der Coronazeit, entsteht die Idee, die wahrscheinlich auch schon bei der ersten Relic-Gitarre der Musik-Geschichte (möglicherweise die Tele von Keith Richards) zugrunde lag: Wenn das Original zu wertvoll ist, um mit auf Tour zu gehen, kann man nicht eine möglichst genaue Kopie bauen? Man fragte bei Martin an, die ließen sich nicht lange bitten … und eines Tages hatte Rich dann den ersten Prototyp in den Händen und war geflasht vom Ergebnis. Nun ist er zu Hause und auf Tournee immer mit seinem Vater connected. Happy End.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich dachte, dass die Zahl 28 den ursprünglichen VK in US$ dargestellt hat.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.