Unlängst hatten wir zwei Jumbos aus der Legacy-Serie im Test. Jetzt wird’s ganz klassisch: Framus bringt das fast einhundert Jahre alte Erfolgskonzept Dreadnought auf den Punkt – eigene Akzente inklusive.
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Zwei verschiedene Varianten stehen zur Wahl: die pure Acoustic mit Hochglanz-Finish – und das moderne Bühneninstrument mit Cutaway, Elektronik und Satin-Finish. Beide Gitarren kommen in vollmassiver Bauweise, wir sind hier schließlich in der Preisliga Ü-1000. Die Decken sind aus AA-Sitka-Fichte und präsentieren sich – ganz traditionsbewusst – mit höchst sauber gearbeiteter Umrandung und Schalllochverzierung im Fischgräten-Stil (Herringbone).
Zargen und Böden sind aus ostindischem Palisander. Die klassischen Zutaten eben. Eine eigene Handschrift zeigt der Framus-typische Steg aus Ebenholz mit seiner charakteristischen Formgebung und dem abgeflachten Bereich, wo die Holz-Pins die Saiten fixieren. Diese gehen dann mit ordentlich Andruck über die kompensierte Stegeinlage aus Tusq und kommen 648 mm später beim Sattel aus gleichem Material an. Von da geht’s weiter zu den stilechten, offenen, goldfarbenen Grover-Mechaniken in Vorkriegs-Stilistik – natürlich mit den passenden kleinen Butterbean-Stimmwirbeln. Bei einer Übersetzung von 18:1 ist hier sauberes, präzises und stressfreies Stimmen angesagt. Die Hälse der beiden Legacys sind aus Mahagoni und haben ein identisches Matt-Finish.
Die Griffbretter aus Ebenholz sind – wie übrigens auch Korpus und Kopfplatte – mit cremefarbenem Binding eingefasst. Ein Highlight sind die 21 Medium-Bünde, die wirklich großartig poliert und an den Enden verrundet wurden. Auch die Mother-of-Pearl-Griffbrett-Inlays sind ab von der Norm und verleihen den 28ern viel Eigencharakter. Auf der Kopfplattenrückseite finden wir eine Volute, wie man sie seit jeher von Martin Gitarren kennt, so wird der Übergang zum Hals statisch verstärkt. Bei dem Modell mit der Namensendung CE haben wir dann noch ein rund geschnittenes Cutaway und ein Pickup-System zu vermelden. Letzteres kommt von Fishman und hat die Bezeichnung Prefix Plus T. Ein recht großes Zargen-Cockpit gibt hier mittels zweier Drehknöpfe Kontrolle über Volume und Notch, des Weiteren gibt es Fader (mittig einrastend) für Bass, Contour, Contour Freq., Treble und Brilliance.
Dann sind da noch ein kleiner Taster für die Phasenumkehrung und ein zweiter zur Aktivierung des Tuners. Den Preamp kann man aufklappen, und im Handumdrehen hat man Zugriff auf die 9-V-Block-Batterie. Diese beiden Framus-Dreadnoughts sind bis hierher ohne Fehl und Tadel und demonstrieren eindrucksvoll, wie hoch das Qualitätsniveau in China gefertigter Gitarren sein kann. Lackierung, Bundierung, Bindings, Werkseinstellung – ich kann da kein Haar in der Suppe finden. Und wer ein Schlagbrett zum Schutz der Decke vermisst – das liegt in dem schicken Koffer bei, der im Preis inbegriffen ist. So muss das sein.
Praxis
Die schlanken mattierten Hälse liegen angenehm in der Hand, das Griffbrett mit satten 45 mm Breite am Sattel und seiner famosen Bundierung ist ohnehin ein Wohlfühl-Bereich. Wer auf superflache Saitenlage steht, könnte noch ein paar Zehntel rausholen, ich finde es etwas gediegener genau richtig. Besonders weil die Legacys auch bei hartem Strumming nicht die Contenance verlieren, und dann eben auch nicht gleich scheppern und schnarren. Genau so wenig wie bei kraftvollem Slide-Spiel, das hier auch wunderbar umzusetzten ist. Und dank der ordentlichen Abstände der Saiten zueinander, fühlt man sich auch bei Fingerstyle auf sicherem Terrain. Kurz und gut – das hier sind wunderbare Allrounder. Schnelle Bluegrass-Läufe, breitbandige Song-Begleitung, Fingerpicking, Ragtime, Blues, Folk – Hank Williams bis Metallica … mit fällt eigentlich nichts ein, was mit den Legacys nicht ginge. Und der Sound? Da ist das Format Programm.
Diese Framus-Steelstrings sind Dreadnoughts durch und durch. Satte, trockene, holzige Bässe, durchsetzungsfähige Mitten und klare Höhen mit Strahlkraft stehen hier in den Startlöchern. Und wenn die auf das Sustain und die Dynamik-Reserven der vollmassiven Korpuskonstruktion treffen, dann kann da ein guter Gitarrist richtig Musik machen. Und auch mit einem Kapo in hoher Position bleibt der Sound kraftvoll und jingelt aufs Feinste. Gibt es unverstärkt Klangunterschiede? Mmh, vielleicht hat die Acoustic ohne Cutaway und Zargen-Preamp noch einen Hauch mehr Boom. Und elektrisch? Zuerst ein kurzer Schock: verzerrter Sound, Tuner funktioniert nicht. Dann Entwarnung: Batterie leer.
Nicht nett, aber so lerne ich, wie schnell und easy sich der 9-V-Block tauschen lässt. Ab da wird’s richtig gut. Die Sound-Basis ist sehr ausgewogen und natürlich, und die Klangregelung mit parametrischen Mitten und dem Presence-Fader erlaubt zwar keine Extreme, dafür aber sehr detaillierte Anpassungen. Die Preamp-Einheit ist groß, nicht gerade dezent, kann aber wirklich was.
Resümee
Diese Framus Dreadnoughts stellen ein kerngesundes Angebot an Gitarristen mit gehobenen Ansprüchen dar. Erstklassig verarbeitet und tipp-topp eingestellt, kommen sie spielfertig aus ihren schönen Koffern und überzeugen sofort mit ausgereifter Klangsubstanz.