Auch Traditionshersteller müssen sich der Gegenwart stellen. Guild ist eine Fender-Tochter, produziert neben den Made-In-USA-Instrumenten einen Teil des Programms in China und präsentiert uns doch unverkennbare Gitarren.
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Tja, die Zeiten haben sich geändert, seit die Company 1953 in New York etabliert wurde. Aber – deshalb müssen die Instrumente ja nicht zwangsläufig schlechter sein als früher. Da wollen wir doch erst mal genau hinschauen, bevor wir über die „gute alte Zeit“ lamentieren. Auf dem Prüfstand haben wir eine 12-saitige Westerngitarre im Dreadnought-Format mit Pickup. Sie entstammt der GAD-Serie und spielt in der <1000-Euro-Liga. Was geht?
Konstruktion der Guild GAD-G212E
Der Korpus ist komplett aus vollmassiven Hölzern gefertigt – das ist doch schon mal eine Ansage. Typisch Dreadnought, handelt es sich um Sitka-Fichte für die Decke und Mahagoni für die Zargen und den zweiteiligen Rücken. Die Korpus-Bindings sind ebenfalls aus Mahagoni, Hals und Headstock sind nicht eingefasst.
Die Decke ist wegen des hohen Saitenzugs mit einem speziell verstärkten X-Bracing stabilisiert.
Auf ihr finden wir das so typisch geformte Schlagbrett aus Tortoise und den recht massigen Steg aus Indian Rosewood. Klar ist der etwas größer, er muss ja 12 Saiten-Pins aufnehmen. Diese sind aus Ebenholz mit MOP-(Mother-Of-Pearl) Dot. Die Stegeinlage ist aus Knochen – bisher treffen wir bei der 12-String nur auf beste Materialien. Feine Sache.
Und das geht beim einteiligen Mahagonihals auch so weiter. Das Griffbrett aus indischem Palisander hat einen Radius von 16″, 20 tadellos eingesetzte Vintage-Bünde und äußerst schmuckvolle MOP-Inlays. Auch der sauber gearbeitete Sattel ist wieder aus Knochen, über ihn laufen die Saiten zu den kleinen geschlossenen Grover-Tunern.
Zur elektrischen Verstärkung ist das Fishman Acoustic Matrix VT-System mit Volume/Tone-Reglern im Schalloch an Bord.
Die ganze Gitarre ist inklusive Hals und Kopfplatte makellos hochglanzlackiert. Die gesamte Verarbeitung und auch die werksseitige Einstellung machen einen sehr guten Eindruck. Die Guild ist, wie der Slogan verspricht, „Made To Be Played“.
Praxis
Ja, sie ist kopflastig – das ist eben so bei großer Kopfplatte mit 12 Mechaniken. Der aufgelegte rechte Arm bringt das aber stressfrei in Ordnung. Der schlanke, breite Hals lässt sich sehr gut bespielen, die Saitenpärchen sind perfekt über’s Griffbrett verteilt. Sie klingt wie eine gute 12-String klingen sollte: klar, strahlend, breitformatig – akustische Wall-Of-Sound sozusagen. Der Fishman liefert das auch über den hinteren Gurtpin/Klinkenausgang tadellos an die P.A. weiter, die beiden Regler liegen recht tief im Schallloch, lassen sich aber wirklich gut ertasten. Der Klangregler ermöglicht dabei keine sehr tiefen Eingriffe in den Sound, bietet aber von rechts- bis linksanschlag praxisgerechte, sinnvoll nutzbare Sound-Varianten.
Resümee
Macht sofort Spaß. Keine Mängel zu finden. Preis/Leistung stimmt. Sehr schicker Koffer dabei. Klasse. Guild kann das. Ausprobieren.