Wie jetzt? Amerikanische Gitarren gibt’s doch wie Sand am Meer. Ja, aber diese ist gänzlich aus dem Nordwesten der USA. Design, Herstellung und vor allem auch die Hölzer – alles aus Oregon.
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Welch große Bedeutung Holz in dieser Region hat, zeigt auch der Beiname Oregons: The Beaver State. Aber nicht nur die Bieber, auch Kim Breedlove weiß die heimischen Hölzer zu schätzen, und so präsentiert er uns hier dieses flammneue Modell der Oregon-Serie, das mir auf der Frankfurter Messe am Breedlove-Stand gleich ins Auge fiel.
Konstruktion der Breedlove C20/SMYe
Dieses Concert-Model gehört zu den Original Designs des Herstellers, die sich grundsätzlich von den Revival Designs abheben, bei denen es um traditionelle Erscheinung und Machart geht.
Diese C20/SMYe ist also unverkennbar eine Breedlove, mit einer Decke aus Sitka-Fichte und einem Body aus Myrtlewood, dessen beeindruckende, markante Zeichnung jedes Modell zu einem Unikat macht. Decken- und Schalllochumrandung kommen im Herringbone-Style, zusammen mit dem dunklen Decken- und Boden-Binding erzielt das optisch große Wirkung. Noch zwei interessante Hinweise zur Decke: Diese wird, für freies Resonieren, mit dem JLD Bridge Truss innen nach hinten zur Zarge hin entlastet. Außerdem ist ihr Profil asymmetrisch; sie ist oben bei den Basssaiten dünner als auf der Diskant-Seite unten, was für Sustain-reiche Bässe und klar artikulierte Höhen sorgen soll. Ganz eigen dann auch der Steg aus Ebenholz (Winged Bridge), bei dem die Saiten durchgefädelt werden und somit keine End-Pins zum Einsatz kommen. Auch das Griffbrett ist aus Ebenholz und präsentiert sich Breedlove-typisch. Es fällt dabei weniger mit den 20 sauber eingesetzten Medium-Bünden auf, als vielmehr mit den aus der Mitte versetzten, kleinen Dot-Inlays; bis zum 12. Bund sind sie in Richtung E6 gerückt, oberhalb dessen liegen sie am unteren Griffbrettrand entlang der hohen E-Saite. Ebenfalls unverkennbar ist die Kopfplatte mit ihrem asymmetrischen Schnitt, dunkler Auflage und hauseigenen Tunern mit vernickelten Gehäusen und schwarzen kleinen Stimmwirbeln.
Oh – eine Sache ist dann doch nicht aus Bent, Oregon: Das Pickup-System von Fishman. Es ist das Ultra-Tone mit Volume- und Tone-Rädchen im Schalllochrand und Signalausgabe am hinteren Klinke-Out/Gurtpin.
Die Breedlove C20/SMYe in der Praxis
Schlägt man den ersten Akkord an, fällt sofort auf, wie intensiv die Decke schwingt. Mit enormer Frische und Strahlkraft breitet sich der Klang aus. Die Greifhand trifft dabei auf beste Bedingungen. Der eher schlanke Hals und das aufgeräumte Griffbrett mit flachem Radius laden zu sofortigem Spielspaß ohne Eingewöhnungsphase ein. Saitenlage, Werkseinstellung, Ein- und Abrichtung von Stegeinlage und Sattel (Tusq) tun ihr Übriges. Handling und Klang wirken wie lange eingespielt und vertraut, gar nicht wie „out of the box“. Mit einem Abstand von 58 mm von E6 bis E1 am Steg und ihren großen Dynamikreserven, läd die C20 besonders auch zu ausdrucksstarken, treffsicheren Fingerpickings ein.
Das einzig ungewohnte sind die Abstände der Stimmwirbel zueinander – da greife ich ein paar Mal daneben. Egal, Stimmen wird eh überbewertet 🙂
Jetzt mal Kabel rein. Der Fishman macht seinen Job erwartungsgemäß gut und man hat sofort einen naturgetreuen Sound am Start. Der Wunsch nach massiver Klangbearbeitung kommt gar nicht erst auf, und das ist auch gut so, denn der entsprechende Regler hat keine allzu große Wirkung und variiert nur in Nuancen. Ich drehe allerdings am Pult etwas die Bässe heraus, denn wenn man es mit denen zu gut meint, steigt die Neigung zu Feedback erheblich – der Nachteil einer so schwingfreudigen Decke. Das ist aber alles bestens in den Griff zu kriegen und führt unterm Strich zu erstklassigen Ergebnissen.
Resümee
Mir gefällt diese Breedlove richtig gut. Eigenständiges Design, tolle heimische Hölzer aus nachhaltigem Anbau, erstklassige Bespielbarkeit und ein abgehangener Sound ergeben hier ein tadelloses Gesamtpaket, das man unbedingt antesten sollte. Kim Breedlove hat’s drauf.