Basic Setup: Die optimale Einstellung einer Steelstring
von André Waldenmaier, Artikel aus dem Archiv
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Die Akustik-Gitarre bietet deutlich weniger Einstellmöglichkeiten als eine E-Gitarre. Wichtige Punkte wie Oktavreinheit und Saitenlage können leider nicht mittels eines Schraubenziehers justiert werden. Dennoch bleiben bei fast jedem Instrument einige Möglichkeiten für Finetuning, denen wir uns im Folgenden widmen wollen.
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Sattel
Fast immer ist bei fabrikneuen Instrumenten die Saitenführung im Sattel zu hoch. Die Saitenkerben werden in den Fabriken aus Angst vor Fehlern nicht tief genug gefeilt. Die Folge ist, dass die Saiten mit unnötig hohem Kraftaufwand auf die Bundstäbe heruntergedrückt werden müssen und sich das Instrument in Folge dessen schlecht bespielen lässt.
Außerdem wird der Ton im Bereich der ersten Bünde aufgrund der stärkeren Saitendehnung etwas zu hoch, was selbst bei einem grundsätzlich korrekt gestimmten Instrument zu unsauber klingenden Akkorden führt. Ist die Kerbe dagegen zu tief, scheppert die betreffende Saite am ersten Bund und klingt erst ab dem 2. Bund wieder sauber.
Die passende Tiefe der Saitenkerben kann man leicht nachprüfen. Dazu drückt man die entsprechende Saite im 2. Bund herunter. Der Mindestabstand zwischen der Oberseite des 1. Bundstäbchens und der Unterseite der Saite ist dann erreicht, wenn gerade noch ein Stück Papier dazwischen passt.
Um zu hohe Sattelkerben sauber nachfeilen zu können, benötigt man sogenannte Sattelfeilen. Denn nicht nur die jeweilige Tiefe der Kerben muss stimmen, sondern sie sollten idealerweise am Saitenauflagepunkt analog zur Saite rund ausgeführt sein und in etwa die dem Saitendurchmesser entsprechende Breite haben.
Beim Feilen selbst wird das Werkzeug in einer leichten Schrägstellung geführt und zwar so, dass die Kerbe zur Kopfplattenseite hin etwas tiefer ausgefeilt wird, als zur Griffbrettseite. Damit vermeidet man einen unerwünschten Sitareffekt, weil so die Saite vorne an der Kerbenkante ganz definiert aufliegt.
Stegeinlage
Die Stegeinlage bestimmt durch ihre Höhe die Saitenlage. Will man die Saitenlage verändern, muss man hier ansetzen. Eine flachere Saitenlage verspricht eine leichtere Bespielbarkeit. Allerdings neigen die Saiten dann gerne zum Scheppern, insbesondere wenn man mit stärkerem Anschlag eine höhere Lautstärke aus dem Instrument herausholen möchte. Hier ist also der individuell auf den Spieler abgestimmte Mittelwert richtig.
Sollte die Saitenlage höher eingestellt werden, kann man ein oder zwei Streifen Furnier unter die Stegeinlage in den Holzsteg einlegen. Bei Instrumenten, die einen Tonabnehmer unter der Stegeinlage montiert haben, legt man diese Streifen praktischerweise unter den Pickup, was darüber hinaus dazu führen kann, dass das Problem unterschiedlich lauter Saiten deutlich minimiert wird.
Meist wird man jedoch die Saiten nicht höher, sondern tiefer legen wollen, denn viele Akustik-Gitarren von Haus aus eine viel zu hohe Saitenlage haben. Im einfachsten Fall befinden sich ab Werk ein/zwei Streifen Unterlage unter der Stegeinlage, die man herausnehmen kann. In anderen Fällen wird man die Stegeinlage an ihrer Unterseite (niemals oben!) abfeilen müssen.
Dazu nimmt man die Stegeinlage heraus, markiert mit einem Bleistift oder einem Streifen Klebeband, wieviel man abnehmen möchte. Dann wird die Stegeinlage in einen Schraubstock gespannt und sauber abgefeilt. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Unterseite absolut gerade abgetragen wird. Denn der gleichmäßige Druck im Steg ist eminent wichtig für eine ausgewogene Klangübertragung.
Bei Untersteg-Tonabnehmern ist die Präzision bei dieser Arbeit unerlässlich für die gleichmäßige Lautstärkeabnahme der einzelnen Saiten. Der Profi wird daher die Stegeinlage an einer geeigneten Schleifmaschine abrichten.
Stahlstab
Da die Saiten eine erhebliche Zugbelastung auf den Hals ausüben (bei einem 012er D’Addario Standard-Saitensatz sind es immerhin 72,82 kg!), sind die Hälse mit einem einstellbaren Stahlstab ausgerüstet. Bei vielen Instrumenten ist dieser vom Schallloch aus zu erreichen, bei anderen wiederum findet man den Zugang an der Kopfplatte.
Das Einstellen des Spannstabs selbst ist einfach. Dreht man den Einstellschlüssel im Uhrzeigersinn nach rechts, wird der Stahlstab angezogen, sodass sich der Hals nach hinten bewegt und die Saitenlage gleichzeitig flacher wird. Dreht man nach links, wird der Stahlstab gelockert, was in einer höheren Saitenlage resultiert.
Viele User wenden die Einstellung der Halskrümmung zur Korrektur der Saitenlage an. Das ist im Prinzip möglich – aber es darf nicht vergessen werden, dass ein zugunsten der passenden Saitenlage krumm eingestellter Hals eben krumm bleibt und dadurch keinen optimalen Halsverlauf hat, was sich wiederum ungünstig auf die Bespielbarkeit und das Saitenscheppern auswirkt.
Viele Instrumente haben heute einen Stahlstab, der in beide Richtungen wirkt. In der Ausgangsstellung am Nullpunkt muss man unter Umständen einige Umdrehungen (leicht und ohne Widerstand) weiterdrehen, bis der Stahlstab in die andere Richtung greift.
Ein Hals ist dann am besten eingestellt, wenn er fast gerade verläuft. Bei Musikern mit sehr starkem Anschlag darf er ein klein wenig mehr Krümmung bekommen, da die Saiten mehr Platz zum Ausschwingen benötigen.
Zur Kontrolle drückt man die Saiten auf den ersten Bund und auf den Bund, der sich am Korpusansatz befindet herunter. Bei den meisten Gitarren ist dies der 14. Bund. In der Mitte zwischen beiden Auflagepunkten sollte der Abstand idealerweise ca. 0,5 bis 1,0 mm betragen, je nach Spielweise und Saitenstärke.
Danke, André – sehr hilfreiche Anleitung mit guten Tipps! Ich mache mich gleich mal an die Arbeit …