Soilwork veröffentlichen heute ihr neues Album ‘The Ride Majestic’. Mit dem Vorgänger ,The Living Infinite‘ haben die Schweden Soilwork im Frühjahr 2013 einen wahren Metal-Meilenstein veröffentlicht und anschließend die USA und das renommierte Wacken Open Air gerockt.
Wir haben uns anlässlich ihrer damaligen Europatournee in der Hamburger Markthalle mit dem damaligen Bassist Ola Flink (jetzt abgelöst von Markus Wibom) und den beiden Gitarristen Sylvain Coudret und David Andersson getroffen, um uns ihr Equipment anzuschauen. Anschließend sprachen wir mit Coudret und Andersson über ihre Zusammenarbeit als Gitarristen und Songschreiber.
Wenn ich richtig informiert bin, unterscheidet sich euer aktuelles Live- Equipment teilweise von dem, das ihr im Studio für ,The Living Infinite‘ eingesetzt habt.
Andersson: Stimmt. Im Studio habe ich vor allem meine alte Peavey HP Special gespielt, die ich schon seit 2006 besitze.
Coudret: Bei mir sind in diesem Fall Studio und Bühne sehr ähnlich: Ich habe vor allem die Mayones Regius und meine ESP Page Hamilton Signature gespielt, bei zwei Nummern kam noch zusätzlich eine Gibson Les Paul zum Einsatz, die nur sehr mühsam in tune zu halten war. Als Amp kam im Studio ein Peavey VH 3 plus ein alter Tubescreamer von Ibanez zum Einsatz, auf der Tour sind es jetzt ein Peavey 6505 und ein Maxon Overdrive- Pedal.
Andersson: Wir hatten auch einen Engl- Powerball und eine Mesa-Rectifier-4×12-Box im Studio, außerdem noch eine Avalon- und eine Guild-Akustikgitarre.
Wird das Live-Equipment primär nach Kriterien von Tourneetauglichkeit zusammengestellt?
Coudret: Exakt. Zumal man bei einer Studioproduktion sehr genau auf Tuning und Intonation achten muss, während es in Konzerten nicht ganz so genau darauf ankommt, ob wirklich jeder Akkord zu 100% in tune ist. Also legt man bei Studio-Equipment andere Kriterien als auf der Bühne an.
Wann fällt die Entscheidung, was ihr auf Tournee mitnehmt? Im Proberaum bei den Tourvorbereitungen?
Andersson: Nein, denn wir proben vor Tourneen fast nie, sondern nur unmittelbar nach einer Studioproduktion, um uns generell auf Konzerte vorzubereiten. Wenn es dann später auf die unterschiedlichen Tourneen geht, hängt alles davon ab, welche Gitarren- und Verstärkerhersteller uns ausstatten. Auf der US-Tour hatten wir EVH-3- Tops dabei, jetzt in Europa sind es Peavey 6505.
Coudret: Natürlich sind die Firmen fast immer die gleichen, aber die jeweiligen Geräte wechseln gelegentlich. Mitunter spielen wir auch Engl-Amps, leichter zu besorgen sind jedoch Peavey und EVH, denn diese Firmen agieren weltweit, sogar in China. Allerdings hatten wir auf einer USTour auch schon mal deutsche Diezel-Amps dabei – wirklich fantastische Verstärker!
Überrascht bin ich über eure geringe Anzahl an Fußpedalen. David, du spielst sogar überhaupt keines.
Andersson: Früher hatte ich einige wenige, aber irgendwann habe ich sie weggelassen. Ich mag es, wenn es auf der Bühne einfach und übersichtlich ist. Ich möchte nicht an Fußpedale gebunden sein, außerdem kann ohne Pedale viel weniger schief gehen. Ich bin da etwas altmodisch, ich mag keine albernen Effekt-Racks und hasse es, vor diesen Pedalen quasi Steptanz zu veranstalten. Ich möchte mich rein auf mein Spiel konzentrieren können.
Du regelst also alles mit dem Volume- Poti deiner Gitarre?
Andersson: Ja, alles. Allerdings wechsle ich bei einigen Soli auf den Hals-Pickup, ansonsten reguliere ich alles mit dem Lautstärkeregler und spiele fast ausschließlich mit dem Bridge-Tonabnehmer.
Du schaltest also auch nicht zwischen den Kanälen deines Amps hin und her?
Andersson: Nein, ich spiele alles über einen einzigen Kanal.
Sylvain, du besitzt zumindest ein paar Pedale.
Coudret: Richtig. Das wichtigste ist ein Noisegate im Loop, um die riesigen Nebengeräusche des Amps abzufedern. Dazu kommt ein vor den Amp geschaltetes Overdrive- Pedal von Maxon für einige Rhythmus- Parts, bei denen ich einen schärferen Attack haben möchte. Meistens schalte ich ihn jedoch bei den Soli dazu, um etwas mehr Gain oder ein langes Feedback zu bekommen. In den Loop eingeschliffen ist auch ein Delay- Pedal, für einige Soli und Arpeggios, vielmehr findet man aber auch bei mir nicht.
Wie einigt ihr euch bei der Frage, wer welches Solo übernimmt?
Andersson: Oftmals entscheidet sich das bereits im Studio. Für die Songs, die ich geschrieben habe, gilt: Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Solo besser zu Sylvain passt, dann spielt er es, ansonsten übernehme ich es selbst. Unsere Stile unterscheiden sich stark, insofern wird schnell klar, zu wem ein Solo besser passen könnte. Das gilt auch für die Stücke, die Bjørn (Strid, Sänger,) und Sven (Karlsson, Keyboards) geschrieben haben. Auch sie wissen genau, zu wem ein Solo am besten passt.
Was heißt das konkret?
Andersson: Ich spiele eher altmodisch und etwas melodischer, während Sylvain experimenteller vorgeht. Coudret: Man selbst kann seinen Stil immer nur sehr schwer erklären, aber irgendwie können wir uns immer einigen, wer welchen Part übernimmt. Meistens findet diese Entscheidung ganz intuitiv statt.
Wie werden zwischen euch die Rhythmusgitarren aufgeteilt?
Coudret: Im Studio nehmen wir vier Rhythmusgitarren pro Song auf, deshalb muss jeder Part möglichst exakt gespielt werden. Das kann nur funktionieren, wenn sämtliche Rhythmusgitarren des jeweiligen Songs nur von einem einzigen Gitarristen eingespielt werden. Auf der Bühne ist das etwas anderes, da kommt es darauf an, dass der Sound so richtig fett klingt und das funktioniert nur dann, wenn wir beide Rhythmusgitarre spielen.
Andersson: Möglicherweise könnte man dies auch bei Aufnahmen so handhaben, aber dafür müsste man deutlich mehr Studiozeit zur Verfügung haben.
Bedeutet aber: Auf der Bühne muss umarrangiert werden?
Coudret: Richtig. Allerdings kann auf der Bühne das Keyboard einige harmonische Ergänzungen übernehmen, das stärkt den Gesamt-Sound. Man muss aber dennoch immer erst herausfinden, ob ein Studiotrack überhaupt für die Bühne geeignet ist.
Andersson: Nicht jeder Song funktioniert auf der Bühne, speziell auf dem aktuellen Album gibt es einige experimentelle Nummern, die nur auf Scheibe klingen. Zumal: Wenn man ein Doppelalbum mit 20 Stücken veröffentlicht, weiß man vorher, dass man nicht alle Songs auf die Bühne bringen kann. Ich vermute, dass wir zehn der neuen Stücke auch live spielen werden, der Rest ist nur fürs Album gedacht.
Coudret: Mitunter denkt man, dass ein Stück perfekt für die Bühne geeignet ist, aber dann muss man feststellen, dass dies nicht der Fall ist. Man muss es ausprobieren, um sicherzugehen.
Die Setliste verändert sich zu Beginn einer Tour also noch?
Coudret: Nicht nur am Anfang, sondern auch mittendrin noch, wenn einem langweilig wird und man nicht immer das gleiche Zeugs spielen möchte …
Apropos: Ist nach so vielen Jahren das Reisen im Nightliner rund um den Globus immer noch Spaß? Oder nimmt man es zähneknirschend in Kauf, weil es zum Business dazugehört?
Andersson: Natürlich ist es anstrengend, vor allem wenn die Tourneen so lang sind. Aber die Shows am Abend entschädigen für vieles, auch wenn das Reisen mal stressig oder langweilig ist.
Coudret: Man hängt häufig untätig herum und kann nichts machen. Aber wenn man auf die Bühne geht, weiß man, wofür man all das Warten in Kauf genommen hat.
Andersson: Irgendwie ist die Bühne unser zweites Zuhause geworden, man vermisst sie, wenn man nicht auf Tournee ist. Ich könnte mir mein Leben ohne Tourneen nicht vorstellen. Ich wollte schon mit dem Nightliner herumreisen, als ich gerade 17 war. Natürlich wünschte ich mir heute so manches Mal mehr Komfort im Bus, also einen größeren Aufenthaltsraum und eine richtige Dusche. (lacht)
Okay, dann wünsche ich euch für die Zukunft einen 5-Sterne-Bus! Danke fürs Gespräch!