Q&A of today: Hat Framus tatsächlich mal eine Les-Paul-Kopie gebaut?

Framus S-360

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Q: Ich habe bei einem Freund eine Framus Les Paul gesehen. Von wann stammt die Gitarre, und mit welchen Pickups – Humbucker oder P90s – war sie original bestückt gewesen? Mein Freund hat in seine Gibson Humbucker eingebaut – und das Teil klingt wirklich gut!

Henri W.

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Framus
Sehr Gibson-lastig…

A: Mit dem Einzug der 70er Jahre begann auch Framus das Kopieren bekannter amerikanischer Modelle. Hauptsächlich die beiden großen Hersteller Fender und Gibson hatte man ins Visier genommen; und so bietet der 1970er Framus-Katalog `Professional Electric Guitar´-Modelle, die einer Fender Telecaster, Gibson Les Paul, SG oder ES-335 sehr ähnlich sind. Doch auf diesen Dreh kam leider nicht nur Framus – in Japan wurden in den 70er Jahren ebenfalls preisgünstige Fender- und Gibson-Kopien auf den Markt geworfen, was letztendlich das Aus für die Framus-Werke in Bubenreuth zum Ende dieses Jahrzehnts bedeutete.

Wie auch immer: Blues- und Hard-Rock war in den beginnenden 70er Jahren angesagt, und dank Clapton, Beck, Page & Co. feierte die längst tot geglaubte Gibson Les Paul ein ungeahntes Comeback. Auf den Zug wollten auch die Gitarrenbauer im fränkischen Bubenreuth aufspringen, und so ersann man flugs eine Kopie des amerikanischen Vorzeigemodells und taufte es Framus S-360. Im 1970er Katalog wird die Framus Paula noch als Modell 5-360 angepriesen, im 1972er Katalog trägt sie dann ihren endgültigen Namen S-360 trägt. Ein Druckfehler?

Die Framus S-360 wurde also ab dem Jahr 1970 gebaut bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1975. Es gab sie in Schwarz, Natur und Sunburst; das gute Stück kostete seinerzeit immerhin 680,- DM.

Obwohl die Framus S-360 auf den ersten Blick eine identische Kopie des großen Vorbilds zu sein scheint, unterscheidet sie sich doch im Detail an einigen Stellen. Sie ist z. B. auffallend schlanker als eine Les Paul – mit einer Korpus-Dicke von 4,0 cm ist sie um einen ganzen Zentimeter dünner und bringt dementsprechend weniger auf die Waage. Dem Original und der Kopie gemeinsam ist ein Korpus aus Mahagoni, die Framus S-360 bekam allerdings ein Ebenholz-Griffbrett mit Perlmutt-Inlays verpasst, ein Luxus, den man bei Gibson nur den Top-of-the-line-Modellen angedeihen ließ. Der perfekt eingeleimte Hals der Framus S-360 spricht genauso für die hohe Qualität der Arbeit aus Bubenreuth wie ein verstellbarer Steg, mit dessen Hilfe die Oktavreinheit, die Saitenhöhe und der Saitenabstand eingestellt werden konnte. Das Ganze erhielt den Namen `Roll-A-Matic´-Brücke aufgrund der Saitenführung, die auf Rollen erfolgt. Ein Relikt der 60er Jahre ist der sog. `Nullbund´; der eigentliche Sattel dient hier nur noch der Saitenführung.

Befeuert wurde die deutsche Paula durch unterschiedliche Tonabnehmer. Das abgebildete Modell ist wie beim großen Vorbild mit zwei leistungsstarken Humbuckern ausgestattet, verbaut wurden aber auch verschiedene Tonabnehmer mit P-90-Charakteristik (siehe Foto bzw. Katalog). Etwas schwulstig kommen die asymmetrischen Tonabnehmer-Rahmen daher, ein eher merkwürdiges Detail…

Im direkten Vergleich mit dem Original muss man feststellen, dass die Tonabnehmer der Schwachpunkt der ansonsten richtig guten Framus S-360 sind. Zwar klingen die Framus-Humbucker kraftvoll und fett, besitzen jedoch bei Weitem nicht die Klarheit und Definition der entsprechenden Gibson-Bauteile. Ähnlich verhält es sich mit den Framus P-90-Typen, denen das Quäntchen Brillanz und Obertonreichtum der Gibson-Pendants abgeht. Ist man jedoch eher ein sog. `Player´, lässt sich durch Nachrüsten der Framus S-360 mit hochwertigen Tonabnehmern ein sehr gut klingendes Instrument erzeugen. So wie dein Kumpel das ja auch gemacht hat.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. hey, endlich mal infos gefunden zu dem schönen teil. ich habe es in natur, finde es sehr hübsch und trocken hat diese gute stück eine resonanz, die seinesgleichen sucht. jetzt möchte ich das auch verstärkt haben. und, wie du geschrieben hast, geben das die PU´s nicht her. hast du eine empfehlung, welche allround PU´s da passen könnten? wäre super.
    lg.

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  2. Hallo, ich habe diese Framus S-360/nátur schon im Jahre 1972 aus zweiter Hand gekauft. Der vorherige Inhaber hat sie mít Fender Wide Range Humbucker ausgestattet. Der Klang ist daher unglaublich (siehe den Preis von den Abnehmer auf eBay!!!). Tomas/Prag

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    1. hey tomas,
      danke für die info. ich will die pickups tauschen, das gestaltet sich aber nicht so einfach, außer ich lasse es für viel geld machen. hast du da erfahrungen gemacht, oder nur der vorbesitzer? lg

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  3. Hallo Leute. Ich habe eine Ähnliche Gitarre gefunden leider fehlen ein Paar Teile auf der Brücke fehlt eine Schraube mit der Rolle und Feder wo kann man so was kaufen. Die Brücke komplett habe ich schon gesehen die sind allerdings zu teuer um 70euro.

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  4. Passen in die Fräsungen und Rahmen normal große Humbucker rein ohne Holzmodifikation?

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  5. Die Schwachpunkte dieser einstigen Framus Les Paul Copy aus dem fränkischen Bubenreuth waren u.a. ihre zwei schwachbrüstigen Tonabnehmer,der sehr schlanke mehrstreifig Hals,die gewöhnungsbedürftigen Perloid/Zelluloid-Einlagen an der Kopfplatte,die bei vielen alten Framus LP 360 bereits nach einigen Jahren regelrecht schrumpften und teilweise aus dem Sichtfeld des Headstocks herausfielen.Sicher,könnte man diese durch neue echte Perlmutteinlagen mit enorm viel Aufwand beim versierten Gitarrenbauer für teueres Geld nachhaltig restaurieren lassen,das wäre dann aber leider nicht mehr im klassischen Originalzustand der 1970er-Jahre gerecht! Besonders auffällig war bei diesem besagten Framus Modell ganz klar auch die stylisch nachempfundene „Open Book Kopfplatte“ a la Gibson,die hier aber optisch eher etwas plump und deshalb weit weniger attraktiv als das amerikanische Original herüberkommen dürfte.Die deutschen damaligen Gitarrenlabel Framus und Hohner standen leider hinsichtlich ihrer sehr einfachen Elektrik,teils spröden Haptik und bekanntlich nur durchschnittlichen Klangeigenschaften ihrer Tonabnehmer stets den großen Elektrischen Markenlabel aus den U.S.A. und Japan gegenüber im tiefsten Schatten.Ausgenommen sind hier fairerweise die einstigen deutschen Gitarrenlabel Hopf und Hoyer,die bis heute als unverbastelte gut erhaltene Originale (zu Recht!) extrem hohe Sammlerpreise auf dem Gebrauchtmarkt erzielen.Die sehr seltene Hopf Studio (SG) mit ihren Original werkseitig bestückten zwei kräftigen Billy Lorento Pickups im P-90 Style,und die weitaus noch größere Rarität einer edlen damaligen vollmassiven Hoyer Taurus E-Gitarre mit durchgehendem Hals,stellen bis dato das absolute „non-plus-ultra“ top bespielbarer uriger Vintage Gitarren aus Germany dar.

    Hingegen war die Framus 360 „LP-Cover-Version“ bereits in den frühen 1970er-Jahren ihrer Erscheinung nie wirklich eine günstige Alternative bezüglich des weltberühmten teuren Gibson Les Paul Originals,sondern lediglich eine typisch deutsche,überaus konservativ gestaltete Cover-Version mit recht schwachbrüstigen Soundeigenschaften zu einem damals durchaus sehr stattlichen Preis von immerhin rund 680,-DM!

    Daß ausgerechnet die besagten Pickups der Framus Cover LP wohl so gar nicht den Vorstellungen ihrer einstigen Besitzer entsprachen,zeigt überdeutlich der oft zitierte Satz: „ die originalen Pickups wurden durch hochwertige Tonabnehmer des Herstellers „XY“ ausgetauscht“.

    Dies spricht eben nicht unbedingt für die alte Framus,denn aufpeppen sei zwar legitim,entspricht faktisch jedoch absolut nicht mehr dem Originalzustand dieses Gitarrenmodells aus „Old Germany“.

    Insofern hat mich prinzipiell eine mittlerweile betagte Framus auch in top Gesamtzustand nie wirklich richtig interessiert.Schade,dabei verstanden doch,-wie schon gesagt,- andere etablierte deutsche Firmen,wie Hopf (Gitarrenmanufaktur aus Erlangen) und Hoyer „ihr“ Handwerk bestens,und statteten ihre Gitarrenmodelle mit hochwertigen Pickups aus,was logischerweise deren Marktwert in astronomische Höhen schnellen läßt.

    Dies scheint die Fa. Framus aber damals anscheinend irgendwie verpeilt zu haben.Zuweilen waren Gitarren aus deutscher Produktion nie wirklich eine günstige Option zu den amerikanischen Markenlabels gewesen.Die schier beinahe unüberschaubaren LP-Cover Versionen unterschiedlichester Gitarrenfabrikanten bleibt bis dato weltweit einzigartig.

    Und um das Ganze schlußendlich gebührend abzurunden,erinnere ich in diesem Zusammenhang an dieser Stelle einfach noch mal an die uralten,im tschechischen Horovice gefertigten „Jolana Diamant E.-Gitarren,“ die ebenfalls als so genannte billige LP-Covermodelle auf den Markt kamen,oft von Berufsmusikern im westlichen Europa wegen ihres eher recht seichten Sounds geschmäht wurden,aber heute aktuell wieder eine echte wundersame Renaissance erfahren durften,und mit besten Hardwarekomponenten (wahlweise Amber Pickups,Schaller Hardware etc.) und edelsten Hölzern wieder in der Nähe der „Goldenen Stadt“ Prag in hervorragender Verarbeitung in Handarbeit zu fairen Preisen gebaut werden.Allerdings entsprechen die heutigen,sehr hochwertigen „Jolana Diamant II“ LP-Cover Handmade Custom Modelle einem dermaßen hohen Qualitätsstandard,der den früheren Modelle aus dem trüben Ostblock leider niemals vergönnt war.Und die „modernen“ Jolana LP´s distanzieren sich vorab strikt von den alten Saiteninstrumenten,dies macht diebesagte jetzige Gitarrenmanufaktur in ihrer Website besonders deutlich klar.Die Thematik um die „Les Paul“ scheint wahrhaftig unerschöpflich zu sein.Aber am Ende steht schließlich immer das Original,das damals schon global für Furore sorgte,und etliche Nachahmer auf den Plan rufte.Die heutige Manufaktur Jolana scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben,und wird bestimmt auch zukünftig gewaltig auf diesem heiß umkämpften Markt mitmischen,dessen bin ich mir ganz sicher.Zumal der hohe Qualitätsstandard bei diesem Jolana Custom Guitar Label in Relation zum Preisgefüge mehr als fair zu bezeichnen ist!

    So geht es auch.

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