Ein Pakt mit dem Teufel
Delta Blues Hero: Robert Johnson
von Redaktion, Artikel aus dem Archiv
Robert Johnson umgibt bis heute eine eigenartig mystische Aura. Er wurde 1911 im Mississippi-Delta geboren und verstarb 1938 im Alter von nur 27 Jahren unter mysteriösen Umständen. Wer kennt nicht die Legende von seiner an den Teufel verkauften Seele, um so gut spielen zu können, wie er es nun mal tat.
Selbst heute noch bleibt einem der Mund offen stehen angesichts dieser unvergleichlichen Eleganz, Virtuosität und emotionalen Tiefe. Oft meint man gar zwei (!) Gitarren zu hören. Als Brian Jones, Rolling-Stones-Gitarrist der frühen Jahre, Keith Richards zum ersten Mal eine Platte von Johnson vorspielte, fragte dieser: „Wer ist das?“ „Robert Johnson!“ „Und der Typ, der mit ihm spielt?“
https://www.youtube.com/watch?v=WLxYYfiq_fU
Auch wenn die Legendenbildung wahrscheinlich nichts weiter als ein Versuch war, dieses außergewöhnliche Können zu erklären: Vielleicht hatte der Leibhaftige ja doch seine Finger mit im Spiel… Nun ja, außer Frage steht, dass kaum ein anderer Blues-Musiker nachfolgende Generationen von Gitarristen – gerade auch im Rock-Bereich – so nachhaltig beeinflusst hat wie Johnson. Was wohl aus Eric Clapton (nicht) geworden wäre, wenn er nicht zufällig ein Exemplar des Albums ,King Of The Delta Blues Singers‘ in die Hände bekommen hätte? Nach eigenen Angaben war es jedenfalls für ihn so etwas wie eine religiöse Erfahrung. Wer das für sich selbst nachprüfen möchte, dem empfehle ich ,Robert Johnson – The Complete Recordings’ (Sony, Best.-Nr. 01-467246-10). Diese CD enthält alles, was er je aufgenommen hat.
(Text: R. Schaffrath)
Was haben Eric Clapton, Fleetwood Mac, die Blues Brothers, Cream, Johnny Winter, die Red Hot Chili Peppers, Peter Green, die Paul Butterfield Blues Band, die White Stripes und die Rolling Stones gemeinsam? Sie alle haben einen oder mehrere Songs von Robert Johnson gecovert, teilweise sogar gleich mehrere komplette Alben (Clapton, Green)! In der Liste der „100 Greatest Guitarists Of All Time“ des Rolling-Stone-Magazins (2003) wird Robert Johnson auf Platz 5 geführt – direkt hinter Jimi Hendrix, Duane Allman, BB King und Eric Clapton. Seine Compilation ,King Of The Delta Blues Singers‘ rangiert in der Liste der „500 Greatest Albums Of All Time“ auf Platz 27. Die 1990 veröffentlichte Doppel-CD „The Complete Recordings“ war die erste Blues-CD, deren Verkaufszahl die magische Millionenmarke durchbrochen hat, und mit mittlerweile weit über 2 Millionen verkauften Exemplaren ist sie die meistverkaufte Blues-Platte aller Zeiten.
Johnson wurde 1980 in die „Blues Hall Of Fame“ und 1986 in die „Rock And Roll Hall of Fame“ aufgenommen. Nicht schlecht für einen Musiker, der gerade mal 27 Jahre alt geworden ist (1911-1938) und nur 29 Songs aufgenommen hat … Robert Johnsons Einfluss auf den Blues und die Rock-Musik kann man kaum überschätzen. Außer ihm gibt es mit dem legendären Bassisten Willie Dixon nur einen Musiker, der ähnlich viele zeitlose Blues-Klassiker geschrieben hat. Aus Johnsons Feder stammen z. B. ,Sweet Home Chicago‘, ,Crossroads‘, ,Dust My Broom‘, ,Walking Blues‘ und ,Love In Vain‘.
Es macht keinen Sinn, Robert-Johnson-Songs wie klassische Musik Note für Note auswendig zu lernen. Das widerspräche völlig dem Geist dieser Musik! Wenn man sich alle Songs von Johnson einmal durchhört, fällt auf, dass bestimmte Elemente (Intros, Grooves, Riffs, Fills) immer wieder auftauchen. Wenn man aber zwei verschiedene Aufnahmen desselben Songs durchhört, sind diese nicht identisch! Johnson hatte nämlich für jede Gitarren-Stimmung und Tonart einen Pool von Bausteinen, und innerhalb eines Songs jonglierte er mit den Bausteinen der entsprechenden Stimmung willkürlich.
(Text: Andi Saitenhieb)
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