Wonneproppen

Ibanez AS153-AYS im Test

Anzeige

Na das ist ja mal wirklich ein Sunburst, das seinem Namen gerecht wird. Dann noch die goldene Hardware und Pearl/Abalone-Inlays oben drauf. Ist das nun schön, oder schon des Guten zuviel? Im Ernst, wie viel bemühte Schönheit tut einem Instrument, tut dem Rock’n’Roll gut? Wurscht – wenn’s denn funktioniert.

Ibanez AS153-AYS_07

Anzeige

Riegelallergiker, und davon gibt es eine ganze Menge, haben längst weitergeblättert. Was macht an, was regt auf? Klar, auf der Bühne stellt man sich zur Schau und will auch in Bezug auf das Instrument gut angezogen auftreten. So ein geriegeltes Antique Sunburst orientiert sich nun nicht gerade nach vorn, spricht also eher den Liebhaber traditioneller Werte an, wie natürlich jede Les Paul mit fiddleback-Optik auch. Apropos Fiddle: Bereits Paganini, der Hendrix seiner Epoche, trieb mit exaltierten Auftritten die erregten Damen reihenweise in Ohnmacht, brachte sein Publikum zum Toben. Was also hat sich geändert? Auch wenn anders etikettiert, jede Zeit hatte ihren Rock’n’Roll. Da sich eines aufs andere gründet, warum sich also nicht einreihen mit gebührendem Respekt und dann einfach sein Ding im Hier und Jetzt machen. Alles gut, solange es nicht bei eitler Optik bleibt. You’re in showbiz? Wear fancy clothes!

Konstruktion

Die semisolide AS153 folgt bewährten Standards, was eingesetzte Materialien und die grundlegende Double Cutaway-Konstruktion angeht. Für den Korpus wurde laminierter Ahorn mit geriegeltem Außenfurnier in die gut konturierte Form gepresst. Die Korpusmitte füllt ein bestens an die Decken- und Bodenwölbung angepasster massiver Sustainblock aus. Cremefarbene Bindings fassen die Korpusränder, wie auch die klassisch gestalteten f-Löcher ein. Der eingeleimte, dreistreifig aus Mahagoni und Ahorn gefügte Hals ist eine von Ibanez oft eingesetzte, besonders verwindungssteife Fertigungsvariante. Das eingebundene Griffbrett aus Ebenholz (12″ Radius) beherbergt 22 mittelstarke Bünde, die dank „Artstar Fret Edge Treatment“ mit perfekter Kantenverrundung in Form gebracht wurden.

Großzügige Pearl/Abalone-Blockeinlagen und Side Dots markieren die Lagen. Die große, konisch ausladende Kopfplatte ist mit gekapselten Mechaniken nach Grover-Art bestückt. Auf der Frontseite mit eingebundenem Edelholz-Layer findet sich auch der Zugang zum Halsstab. Als Material für den sauber eingerichteten Sattel nahm man Knochen. Bewährter Ibanez-Standard ist die ART-1 Bridge, ein TOM-Typ mit fixiertem Aufsatz und beweglichen Einzelreitern, als auch das Quick Change III Tailpiece, in das sich die Saiten beim Wechsel flott von oben einhängen lassen. Die in schwarze Rähmchen montierten Super 58 Custom Humbucker eifern mit maßvollem Output namensgerecht dem guten alten PAF-Sound nach. Kontrolliert werden die Pickups von individuellen Volume- und Tone-Reglern mit griffigen Knöpfen, geschaltet einzeln oder allein in traditioneller Manier von einem vor die Regler platzierten Dreiwege-Toggle.

Ibanez AS153-AYS_06
Das Bedienfeld besteht aus 2x Volume, 2x Tone, 1x Dreiweg-Pickup-Schalter und 1x Tri-Sound Switch

Ein etwas weiter hinten zu findender Mini-Schalter, der gute alte Tri-Sound-Switch, wirkt auf den Hals-Pickup und lässt dem Spieler die Wahl zwischen regulärem Humbucker, einem Coil Splitting, also Singlecoil-Sound, oder der parallelen Verschaltung der beiden Spulen. 628 mm misst die Mensur und große Ibanez-Gurtpins komplettieren die Ausstattung. Das Instrument ist rundum hochglänzend perfekt in Antique Yellow Sunburst lackiert. Alle Hardware Parts kommen in Gold. Angesichts des verlangten Preises ist die AS153 erstaunlich hochwertig und detailgenau verarbeitet, da kann den westlichen Gitarrenbauer schon Existenzangst anwehen. Zum Lieferumfang gehört auch noch ein guter Koffer.

Praxis

Mit so einem Double-Cutaway-Design nehmen wir schon ein ganz stattliches Gerät unter den Arm, das mit rund 3,7 kg dazu auch ein angemessenes Gewicht aufbietet. Grundsätzlich ist die Handhabung der AS153 komfortabel: Sie richtet sich am Gurt praxisgerecht aus, der rechte Arm kommt bestens auf der Zarge zurecht und auch die Griffbrettaufsicht stimmt. Der wunderbar austarierte, kraftvoll gestaltete Hals fällt dann mit durchaus breitem, aber effektiv seitlich verrundete Profil locker in die Hand und greift sich, nicht zuletzt dank der idealisierten Bundierung, vollkommen lässig. Dazu öffnet sich ein großer Aktionsradius mit freiem Griffbrettzugang der hohen Lagen über die zwei, im Vergleich mit einer Gibson ES, deutlich weiter geschnittenen Cutaways.

Ibanez AS153-AYS_05

Ist das Spielgefühl schon stramm und groß, so folgt dem auch der akustische Sound mit forschem Schritt. Offen, frei schwingend, recht laut, dabei differenziert in den Stimmen und doch kompakt im Akkord – das kann man gute tonale Grundlagen nennen. Schauen wir also auf die elektrische Potenz der Gitarre: Die Super 58 Custom Humbucker transformieren die vitalen akustischen Klänge der Gitarre in kraftvoll differenzierte elektrische Sounds. Mit Widerständen von 7,0/7,3 kOhm stehen die Pickups recht ausgeglichen zueinander. Sie übertragen die Fingeraktionen mit Präzision, unterstützen jede Artikulation mit nuancierter Darstellung. Der Humbucker in der Halsposition beeindruckt mit ordentlichem Tiefgang bei stabiler Basskontur und offener Höhendarstellung. Volltönend, aber stimmlich vorbildlich ausgeglichen erscheinen die harmonischen Strukturen im Akkord bestens ausgeleuchtet.

Melodiespiel wird mit fest und rund artikulierendem Ton befeuert. Das kommt besonders gut in Jazz, kann aber unbedingt auch Blues und Rock. In Zerre nämlich trägt der leicht ansprechende Ton bis zum Abwinken und die Sounds erscheinen dank leicht und luftig einfliegender Obertöne farbreich und intensiv. Vor allem aber erfreut uns ein schönes saftiges Schnalzen, das den Anschlag markant herausstellt. Nun bietet uns der Tri-Sound-Switch auch noch die Möglichkeit, dem Hals-Pickup durch Coil Splitting und parallel geschaltete Spulen zwei weitere Klangderivate abzugewinnen. Die fallen in der Lautstärke natürlich etwas ab, aber das ist bestens für die Klangstaffelung zu nutzen. Der Singlecoil kommt als Alternative mit stringentem Kehlton in Stellung und selbst der Parallel-Sound ist nicht so mager wie erwartet.

Beide Sounds sind also durchaus selbständig nutzbar, kommen vor allem aber für spontane Stimmungswechsel im Overdrive besonders gut. Wechseln wir etwa vom luftig zerrenden Singlecoil-Sound auf den Steg-Pickup, so zünden wir quasi den Nachbrenner und bekommen entsprechend mehr Schub. Der Super 58 Custom am Steg gibt dank seiner moderaten Auslegung ein gut durchzeichnetes Klangbild mit offenen Höhen heraus, was sich in klaren Amp-Einstellungen mit anschlagssensibler Dynamik bestens nutzen lässt. Trockene Bässe, akzentuierter Höhen-Peak, das gibt kompakt geschlossene Akkorde, die sich besonders an rhythmischen Spielweisen erfreuen. In Gain-Positionen überzeugt der Steg-Humbucker mit direktem, perkussiv akzentuiertem Reflex auf den Anschlag hin und sein wendiges Artikulationsvermögen regt förmlich die musikalische Fantasie an.

Ibanez AS153-AYS_03

Er ist sogar frecher, als man das in so einem adrett und sonnig anzuschauenden Instrument erwartet hätte. Bissig und angriffslustig geht es mit ihm zur Sache. Durchsetzungsfähigkeit und tonale Stringenz sind erfreulich, die perkussive Struktur, hier bringt sich die semiakustische Konstruktion in Erinnerung, gibt dem Solospiel eine geradezu plastische Präsenz. Wir können der Aggression aber auch die Spitze nehmen, indem wir einfach den Tone-Regler etwas zurücknehmen und auch das funktioniert gut. Die Super 58 Custom Humbucker bieten einzeln oder zusammen geschaltet also beste Tonkultur. Darüber hinaus öffnet sich uns durch den Tri-Sound-Switch und die variable Abstimmung mithilfe der Volume- und Tone-Regler ein weites Feld der individuellen Klanggestaltung, was der Gitarre viel Bewegungsfreiheit verschafft.

Resümee

Mit der lecker aufgebrezelten AS153-AYS erfindet Ibanez die E-Gitarre selbst im hauseigenen Programmkontext nun nicht gerade neu, aber wen schert’s, wenn unter dem Strich ein so funktionstüchtiges Instrument herauskommt. Die Gitarre ist absolut sauber gebaut und bietet mit ihrem großen, aber auch großartigen Hals beste Spielbedingungen für den Spieler, der es in dieser Hinsicht etwas kräftiger mag. Dem seriösen Spielgefühl gesellt sich sofort auch eine kraftvolle, stramm artikulierende Tonsubstanz bei, die dank der guten akustischen Basis von den wie angegossen passenden Super 58 Custom Humbuckern in starke elektrische Sounds von beeindruckender Qualität umgesetzt wird.

Die Gitarre geht mit Jazz vollkommen souverän um, haut aber auch unter Zerrbedingungen mit Growl und Biss mächtig auf den Tisch. Über den Tri-SoundSchalter lassen sich dem Hals-Pickup nun auch noch alternative Sounds (Singlecoil/Parallel-Verschaltung) abtrotzen. Das verschafft der grundlegend gut tönenden AS153-AYS auch noch eine zusätzliche, bestens nutzbare klangfarbliche Beweglichkeit. Schon erstaunlich, was hier angesichts des aufgerufenen Preises für ein Leistungspaket geschnürt wurde. Antesten!

Plus/ minus

+ eindrucksvolle Sunburst-Optik
+ stimmige Konstruktion
+ Schwingeigenschaften
+ Pickups/Sounds
+ großartiger Hals
+ saubere Bundierung
+ beste Spieleigenschaften
+ detailgenaue Verarbeitung
+ Preis/Leistungsverhältnis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.