Zieht euch lieber warm an, denn das heutige Album der Woche ist ein richtig harter Knüppel. Cattle Decapitation wurden 1996 gegründet und spielten bis ‘Monolith Of Inhumanity’ eine ziemlich kompromisslose Mischung aus Grindcore und Death Metal. Das 2012 veröffentlichte Album markiert eine Zäsur, denn hier zeigt sich das Quartett deutlich melodischer ohne dabei wirklich an Härte einzubüßen. Eingängigkeit ist bei dieser Art Gemörtel vielleicht das falsche Wort, jedoch weisen die Kompositionen zahlreiche Hooks, Harmonien und Breaks auf, die dem ansonsten durchgedrückten Gaspedal sehr gut zu Gesicht stehen und für großartige Dynamik sorgen. Songs wie ‘Your Disposal’ oder ‘Kingdom Of Tyrants’ nehmen sich auch mal Zeit für Mid-Tempo-Passagen und hier wird auch eine weitere Neuerung hörbar – Travis Ryan setzt nicht nur auf gutturalen Gesang, sondern verwendet eine Art Clean-Vocals, die dem Begriff jedoch aufgrund seiner Eigenartigkeit nicht gerecht werden. Er klingt eher wie ein gequältes Tier und so schließt sich wieder mal ein thematischer Kreis.
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Die Jungs aus San Diego sind überzeugte Tierschützer, allesamt Vegetarier und man muss nicht wirklich lange suchen, um diese Haltung in der Musik wiederzufinden. Lyrisch muss hier die destruktive Lebensweise der Menschheit als Feinbild hinhalten. Man wettert gegen Umweltverschmutzung, Massentierhaltung und die allgemeine Völlerei der modernen Gesellschaft. Und dies geschieht alles andere als plump, denn die Texte haben es in sich. Wer Zeilen wie “Released upon the populace this “thing” shall breed, emit its seed /a monstrous mold of cells resembling jellied meat assembly” (A Living, Breathing Piece Of Defecating Meat) verfasst, hat sich sicherlich mehr Gedanken gemacht als die meisten Genre-Kollegen, die oftmals recht willkürlich möglichst brutale Worte aneinander reihen.
Handwerklich agiert die Band auf einem wahnsinnigen Niveau – was die Saiten-Fraktion in Form von Josh Elmore (Gitarre) und Derek Engemann (Bass) da zusammen mit Schlagzeuger David McGraw da veranstalten ist einfach nur beeindruckend. Dafür drückt man auch gerne Mal ein Auge für die Tatsache zu, dass sich diese Griffbrett-Akrobatik live nicht mit der gleichen Präzision umsetzen lässt. Kein Riff bleibt stehen, die Stopps kommen unerwartet aber passend, das Tempo ist höllisch. Alles in allem hat man es hier mit einem Ausnahmewerk aus dem Bereich der extremen Metal-Musik zu tun, die sicherlich nur etwas für Genre-Liebhaber ist. Innerhalb dieser Sparte sucht dieses rundum gelungene (auch Cover und Videos sind absolut umwerfend) Werk seinesgleichen. Wer sich mal richtig fies und anspruchsvoll verprügeln lassen will, muss sich das Ding zulegen. Übrigens ist der Nachfolger ‘The Anthropocene Extinction’ ähnlich gut ausgefallen.