1978 erschien mit ,If You Want Blood You’ve Got It‘ ein Live-Album, das die australischen Hardrocker AC/DC auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer rasanten Karriere zeigte. Knaller wie ,Riff Raff‘ oder ,Whole Lotta Rosie‘ peitschten das Publikum nach vorne, wie auch das rock‘n‘-rollige ,High Voltage‘.
Erstmals erschien ,If You Want Blood You’ve Got It‘ 1975 auf dem nur in Australien veröffentlichten Album ,T.N.T.‘, ein Jahr später fand sie den Weg auf die bekannte internationale Version des Albums ,High Voltage‘. Auf der Bühne legten Bon Scott (voc), Mark Evans (b), Phil Rudd (dr) und die Gitarren-Brüder Angus & Malcolm Young in diesem Song noch einige Schippen drauf.
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Aber kommen wir erst mal zum Solo von Lead-Gitarrist Angus Young (bei 02:34). Der Ausschnitt läuft über folgende Akkordverbindung: I E D I A E I Das Rhythmusspiel von Malcolm Young an dieser Stelle ist bei 136 bpm (= Schläge pro Minute) sehr treibend. Im ersten Takt wird der Akkord E auf der „1“ gespielt, das D danach wird „vorgezogen“ gespielt, d.h. es wird schon auf der „4 und“ angeschlagen und gehalten bis zur Zählzeit „1“ von Takt 2.
Hier nun folgt die Singlenote c# auf der „1 und“, und auf der „2“ sowie „3“ wird der A-Chord gesetzt. Auf der „4 und“ gibt‘s dann zwei Sechzehntel-Schläge E, die die Wiederholung der beiden Takte einläuten. Dieser kleine Exkurs ist nötig, um ins richtige Feel für unsere zwei Takte zu kommen. Und das kann man nur anhand des Originals studieren. So, jetzt geht‘ s aber los. Angus steigt im ersten Takt auf der „1“ gleich gut ein mit einem Ganzton-Bending im 14. Bund der GSaite. Nach Erreichen des Zieltons b (= dt. h) setzt er auf die gezogene Saite noch ein Fingervibrato.
Es folgt die schnelle Abwärtssequenz b-a-g-e und schließlich geht‘ s wieder zurück zu a und g. Takt 2 beginnt mit den schnellen Sechzehntelnoten e und d plus der Achtelnote e. Jetzt wechselt man sauber von der D-Saite in den 12. Bund der B-Saite (H-Saite) und spielt die Achtel b, d, e und b. Schließlich wird das d im 15. Bund der B-Saite um einen Ganzton gezogen.
In nur zwei Takten finden wir mit den Wechseln zwischen flotten Sechzehntel- und Achtelnoten sowie Bendings und Fingervibrato einige Charakteristika von Angus’ Personalstil. Mit denen sollte man sich in Ruhe auseinandersetzen.
Die wichtigste Erkenntnis aus diesen zwei Takten ist m. E. der energische und offensive Soloeinstieg, der typisch ist für Angus. Und davon kann man sich durchaus etwas abschauen, wenn man das eigene Spiel eindringlicher gestalten möchte.
Während man mit der Band einen Song durchspielt, könnte man vor Solobeginn durchatmen, sich kurz konzentrieren, um direkt die ersten Noten mit Überzeugung zu spielen, anstatt unmotiviert reinzustolpern. Dazu braucht niemand eine Schuluniform und man muss auch nicht wie eine Wilder im Duckwalk über die Bühne rennen. OK, genug philosophiert, jetzt ran an den Speck und viel Spaß mit diesem klassischen Angus-Lick!