PRS Santana 25th Anniversary im Test

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schwarze E-Gitarre PRS Santana 25th Anniversary, stehend

Das 25-jährige Firmenjubiläum feiert Paul Reed Smith nicht etwa mit einer Runde Freibier, sondern mit einer Runde Jubiläumsmodelle – nicht weniger als 14 limitierte Gitarren kommen auf uns zu. Darunter die PRS Santana 25th Anniversary.

Nahezu alle Modelle des PRS-Programms sind vertreten. Natürlich darf da auch die Santana nicht fehlen, ein Instrument, das aufgrund seiner Eigenschaften und seiner Historie seit jeher eine Sonderstellung im großen PRS-Programm einnimmt.

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Es war im Jahr 1976, als ein 20-jähriger Gitarrenbauer mit wuscheligen Haaren und Nickelbrille es schaffte, bei einem Santana-Konzert in den Backstage-Bereich einzudringen – in der Hand eine Gitarre, die er für Peter Frampton gebaut hatte. Und die er nun Carlos Santana zeigen wollte, in der Überzeugung, dass diese Gitarre besser sei als das, was Carlos damals spielte.

Der Rest ist Geschichte – und heute, 34 Jahre später, ist längst klar, dass ohne Carlos Santana die Entwicklung der Firma Paul Reed Smith Guitars eine ganz andere gewesen wäre. Denn die Kooperation zwischen Santana und PRS, die Ende der 70er offiziell begann und 1995 mit der Vorstellung des ersten PRS-Santana-Signature-Modells manifestiert wurde, war damals eine Art Ritterschlag für die junge Firma, die sich mit einem Mal damit konfrontiert sah, auf der ganzen Welt nicht nur wahrgenommen, sondern als neue, wichtige Marke auch akzeptiert zu werden.

Schließlich war Santana einer der größten Gitarristen, der zudem damals schon einen ganz eigenen, herausragenden Sound hatte. (Off-Topic: Manche sprechen ja von drei Sound-Phasen, die Santana durchlebt hat und in denen er angeblich völlig unterschiedlich klang – die erste sei durch Gibson-Gitarren (SG Special) und Marshall-Amps geprägt gewesen, die zweite durch die Yamaha SG-2000 und die dritte eben durch die PRS Santana in Kombination mit einem Mesa Boogie MK. I und später dann mit Dumble-Verstärkern. Ich finde, das ist Quatsch, denn zum einen klingt Santana in allen drei Phasen eindeutig nach Santana, zum anderen hat er im Studio oft genug völlig andere Gitarren benutzt – und ist trotzdem immer eindeutig als Santana zu identifizieren. ‚Samba Pa Ti‘ ist das beste Beispiel, denn dieser Klassiker ist mit einer Fender Strat eingespielt worden.)

 

Konstruktion der PRS Santana 25th Anniversary

Im Gegensatz zu den meisten anderen PRS-Gitarren hat die Santana eine kürzere, Gibson-typische Mensur und auch die Korpusform erinnert nicht nur zufällig an Gibson. Die Les Paul Junior/Special in der Double-Cutaway-Ausführung war bekanntlich Paul Reed Smiths Lieblings-Design, auf dem seine ersten Modelle allesamt basierten. Im Vergleich mit der allerersten Serien-Santana hat sich grundsätzlich eigentlich nichts verändert, bis auf eine Kleinigkeit: Statt zweier Mini-Schalter bringt hier ein einsamer Dreiweg-Toggle die beiden Humbucker in die üblichen Schalt-Kombinationen, eine praktische Variation, die PRS bereits bei der 1999 vorgestellten Santana II umgesetzt hatte. Der Korpus besteht aber nach wie vor ebenso wie der eingeleimte Hals aus Mahagoni, auf den eine dicke, auffällig gemaserte Ahorn-Decke – hier in aufpreispflichtiger 10-Top-Qualität – geleimt ist, deren Rand nur klar lackiert ist und so als „fake binding“ einen eleganten Akzent setzt. Auffällig ist auf jeden Fall der Name dieser dunkel-violetten Lackierung: Angry Larry. Das Palisandergriffbrett ist mit weißem Kunststoff eingefasst, die typische, irgendwie knubbelige Kopfplatte mit einem besonders schönen Stück Palisander furniert. Sowohl hier oben als auch auf dem Griffbrett kennzeichnet eine Vogelschar das 25th-Anniversary-Design: Die Silhouette des PRS-Adlers sowie die „shadow birds“ fliegen nämlich nur zu Jubiläumszwecken durchs PRS-Programm. Die PRS-Locking Mechaniken, der Graphitsattel und das eigene Vibratosystem mit Messingblock garantieren nicht nur eine bequeme Handhabung, sondern höchste Wirksamkeit ohne Stimmprobleme. Es war ja gerade Carlos Santana, der Paul Reed Smith mit der Forderung nach einem stimmstabilen Vibratosystem extrem unter Druck gesetzt und zu Höchstleistungen angetrieben hatte, deren Ergebnis das vielleicht beste Vibratosystem der Gitarrengeschichte war. Die ersten Santana-Gitarren hatten noch Seymour-Duncan-Pickups, doch auch das ist längst Geschichte, seit PRS sich ernsthaft mit der Entwicklung eigener Tonwandler beschäftigt. Dem Santana-Modell wurden der Santana-Bass- und der Santana-Treble-Humbucker (in diesem Anniversary-Modell mit Neusilber-Kappen behütet) auf den Leib geschneidert, um die Klang-Anforderungen, die Carlos an seinen Ton stellt, optimal erreichen zu können.

 

Praxis

Jawohl, das ist ein Männerhals! Rund und fett legt sich trotz Fastenzeit das sogenannte Santana-Wide-Fat-Profil in die linke Hand – das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer solch eine Gitarre spielt, ist aber wohl nicht darauf aus, möglichst vielseitig klingen zu wollen. Denn die gesamte Konstruktion ist darauf ausgerichtet, den typischen Santana-Sound zu bringen, der meistens in Verbindung mit übersteuerten Verstärkern entsteht. Von der Gitarre müssen dabei viele Mitten, vor allem obere Mitten kommen – und das ist beim ersten Antesten sofort spürbar. Der Steg-Pickup ist besonders aggressiv, wobei die geleimte Mahagoni-Konstruktion und die kürzere Mensur schon für eine grundsätzliche Wärme und Fülle sorgen, sodass hier nichts grell oder hart erscheint. Neben dieser Aggressivität am Steg erscheint der Hals-Pickup deutlich zurückhaltender, fast schon wollig. Paul Reed Smith sagte einmal, dass Carlos Santana mit dem Hals-Pickup einen Moog-artigen Sound erzeugen will. Und wenn der Verstärker genug Verzerrung liefert, ist der Ton des Hals-Pickups von dieser Vorgabe tatsächlich nicht weit entfernt. Frappierend ist die klangliche Abstimmung beider Pickups: Der Toggle-Schalter wirkt eigentlich eher wie ein Balance-Poti, das von dem warmen, runden Hals-Pickup über einen offeneren, dennoch ungewöhnlich runden Kombi-Sound bis hin zu dem markanten, fett-mittigen Steg-Pickup ohne klangliche Brüche umschaltet. Fett ist ein gutes Stichwort, denn dank der in den oberen Mitten beheimateten Resonanzfrequenz der Pickups, kommt der Anschlag außergewöhnlich fett rüber. Es scheint, als ob der (Röhren-)Verstärker vom Anschlag bereits in die erste Sättigungsphase getrieben wird und sich erst dann, wie nach einer leichten Kompression, der Ton öffnet und sich uns in einer reichhaltigen Vokalsprache mitteilt, die in etwa so klingt: AOUü. Das ü kennzeichnet das federleichte Abkippen in die Obertöne, was man bestens mit Fingervibrato steuern kann. Eine faszinierende Gitarre, die bei verzerrt eingestellten Verstärkern unwahrscheinlich viel Spaß macht und praktisch von alleine spielt – mit einem erstklassigen, dickcremigen Strahl. Den cleanen Sound der PRS Santana würde ich eher als normal bezeichnen – er ist sicherlich mehr als OK, aber er zeigt nicht die wirklichen Stärken dieser Gitarre.

Über die Verarbeitung brauchen wir kein Wort zu verlieren, auch nicht über die Spielbarkeit – beides ist optimal. Immer wieder gut ist der Umgang mit dem PRS-Vibratosystem, denn das funktioniert nicht nur stimmstabil und feinfühlig, sondern ist auch schön klein und handlich und klingt gut. Im Falle der Santana wird es von vier Federn unter Spannung gehalten und liegt mit seiner Grundplatte auf dem Korpus auf. Dadurch ist seine Gängigkeit etwas steifer als bei den meisten anderen PRS-Gitarren und es lässt sich nicht nach oben vibrieren. Denn das braucht Carlos anscheinend nicht.

 

Resümee

Ich frage mich immer, wer eigentlich solch eine signifikante Signature-Gitarre spielt? Gitarristen von Santana-Cover-Bands? Top-40-Musiker, die ein Santana-Medley zum Besten geben? Denn diese Gitarre ist so speziell auf die klanglichen Bedürfnisse des Meisters zurechtgeschnitten, dass man schon ähnlich gestrickt sein muss, um sie optimal einsetzen und ihre Möglichkeiten ausnützen zu können. Will man aber einen solch reichen, aber dennoch fokussierten und irgendwie mittigen, singenden Ton, dann ist die PRS Santana auch in dieser 25th-Anniversary-Version eine nahezu unschlagbare Gitarre, die meiner Meinung nach zudem betörend gut aussieht, sich trotz des dicken Halses optimal spielen lässt und mit all diesen Features ausgestattet ist, mit denen PRS Guitars in den letzten 25 Jahren einen neuen Maßstab in der seriellen Gitarrenfertigung gesetzt hat. Happy Anniversary!

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