Fender 1969 Strat Relic Floyd Rose/60 Strat Relic Floyd Rose im Test
von Franz Holtmann,
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Vintage-Treue ist die eine Sache – zeitgemäße oder individuelle Aufrüstung des modularen Stratocaster-Prinzips eine ganz andere, wenngleich auch schon wieder recht alte. Die vorliegenden Custom-Shop-Strats sind gute Beispiele für die Forcierung des Konzepts in spieltechnischer und klangformender Hinsicht.
Das von Leo Fender erdachte, wirtschaftlich höchst effiziente Stratocaster-Konzept beruht grundsätzlich auf der Montage vorgefertigter Teile, was nicht einmal nach ausgebildeten Gitarrenbauern verlangt. Erstaunlich also, dass gerade die begehrten und entsprechend teuren Vintage-Instrumente der 50er- und 60er-Jahre von lediglich angelernten hispano-amerikanischen Arbeitern erstellt wurden. Lange wurde hingenommen was da kam, aber spätestens mit dem Aufstieg der Rock- Heroen wuchs der Anspruch auf mehr Flexibilität, was Handhabung und Sound angeht. Manch würdige alte Strat musste nun Fräsungen für Humbucker und stimmstabile Vibrato- Systeme hinnehmen. So entstand eine neue Stratocaster-Kategorie auf alter Grundlage: die Heavy-Strat.
k o n s t r u k t i o n
Die vorgelegten Custom-Shop-Exemplare repräsentieren genau diese Heavy-Strat- Idee, folgen damit dem Spielerwunsch nach Erweiterung bei gleichzeitiger Würdigung des guten alten Vintage-Geistes. Den nämlich wussten auch schon die frühen Modifizierer zu schätzen, spielten sich viele der frühen Strats doch einfach großartig. Selbst ein Allan Holdsworth beklagte nach dem Verkauf seiner alten, mit Humbucker nachgerüsteten Stratocaster, dass der neue Besitzer den originalen Zustand sofort wiederherzustellen suchte: „Der hat nicht verstanden, worum es geht!“ Zum Thema: Beide gründlich gerelicten Custom-Shop-Strats sind mit Steg-Humbuckern und Floyd-Rose-Vibrato-Systemen ausgestattet. Basis ist der Korpus aus Erle mit den bekannten Konturen. Die aufgeschraubten Hälse aus Ahorn mit identischem Mid-60s-Style-Oval-C-Profil wurden unterschiedlich stark mit künstlichen Spielspuren versehen, die der 60er Strat sind gründlicher ausgefallen. Das 60er Modell zeigt sich mit der kleinen Kopfplatte, das 69er Gegenstück mit der großen; die jeweiligen Schriftzüge folgen dem Muster ihrer Zeit. Das gilt auch für die verbauten Mechaniken.
Die jeweiligen Griffbretter aus Palisander sind mit 12″-Radius und Clay-Dot- Imitaten (60), bzw. 9,5″-Radius und Perl Dots (69) ausgestattet, dazu gibt es noch die Aufrüstung mit Jumbo Frets als eine der üblichen modernen Forcierungen in Richtung Spieltechnik. Wie bereits erwähnt, verlangt die Installation eines Floyd Rose Systems eine etwas erweiterte Korpusfräsung für die Montage des üppigen Stegelements, aber auch die Aufschraubung eines Klemmsattels aus Metall mit Saitenniederhalter. Irgendwie gut, dass solch gravierende Eingriffe nun bei quasi neuen Instrumenten gemacht werden, ohne dass Originale dafür zerbeitelt würden (der damit spontan einsetzende Wertverfall sollte das ja heute sowieso verhindern). Die Elektrik ist (wie immer bei der Strat) auf in diesem Fall farblich zeitgerecht differierende Pickguards montiert und besteht jeweils aus zwei Singlecoil Pickups und einem Humbucker in der Stegposition. Die 60 Strat gebietet über Strat-Fat-50s-Neck- und -Middle-Pickups und einen kraftvollen Tone Zone DiMarzio DP-155 mit F-Spacing für Floyd Rose Systeme am Steg; die 1969 Strat über Texas Specials für Hals und Mitte und einen Duncan Trembucker in der Bridge-Position. Geschaltet werden die Pickups jeweils mit einem 5-Way Switch, verwaltet wie üblich von generellen Volume- und zwei Tone-Reglern. Der letzte davon regelt Mittel- und Steg-Pickup. Die 1969 Relic Strat ist Black over Dakota Red lackiert; die 60 Relic Strat zeigt sich in Olympic White über einer 3-Color-Sunburst- Grundfarbe.
Also, dass der “fehlende” 22. Bund als Minus erscheint finde ich unangemessen! Das hier sind “getunte Vintage” Reissues, wie man sie Anfang der 80er zu Hauf umgemodelt hatte. Das ist der Authentizität geschuldet. Was ich aber ebenso für unangemessen halte, ist der VK von knapp 5000,-!
Also, dass der “fehlende” 22. Bund als Minus erscheint finde ich unangemessen! Das hier sind “getunte Vintage” Reissues, wie man sie Anfang der 80er zu Hauf umgemodelt hatte. Das ist der Authentizität geschuldet. Was ich aber ebenso für unangemessen halte, ist der VK von knapp 5000,-!