Chorus, Delay, Echo, WahWah & Co.

Gitarren Effekte im Überblick

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Um den Basisklang, den eine E-Gitarre oder ein E-Bass zusammen mit einem Verstärker erzeugt, zu verändern und zu färben, können zahlreiche Effekt-Geräte eingesetzt werden. Die Konstrukteure und Hersteller waren dabei, einhergehend mit der Weiterentwicklung von E-Gitarren und Amps, sehr erfindungsreich.

Die ersten Effekte, wie etwa Reverb (dt. = Hall) wurden z. B. von Fender bereits früh in einige ihrer Gitarrenverstärker integriert. Später wurden solche Effekte „ausgelagert“, d. h. sie wurden etwa in der bekannten Pedal-Form (zur Bedienung mit dem Fuß) gebaut. Bodenpedale sind meist als Einzeleffekte für Gitarristen und Bassisten konzipiert. Man schleift sie zwischen Instrument und Verstärkereingang ein. Sie sind oft nicht programmierbar und verfügen in der Regel über nur wenige Parameter zur Signalbeeinflussung.

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Neben den Bodenpedalen kennen wir auch Multieffekt-Geräte. Bekannt sind so genannte Rack-Geräte in meist 19″ oder 9,5″ breiten Gehäusen. Sie werden in ein Rack eingebaut und in der Regel über spezielle Effect-Send- und -Return-Buchsen an den Verstärker angeschlossen. Die digitalen Vertreter dieser Gattung sind in der Regel programmierbar und verfügen über ein Display. Bei Rack-Geräten handelt es sich meist um so genannte Multieffekte. Sie stellen nicht nur einen einzigen Effekt zu Verfügung, sondern gleich eine ganze Palette, von denen auch mehrere gleichzeitig einsetzbar sind.

Mittlerweile kennen wir auch Multieffekte als Bodengeräte, die die Features verschiedener beliebter Bodenpedale bzw. Multieffekt-Geräte vereinen. Sie besitzen Regel- und Speicherfunktionen, und Dank moderner Digital-Technik finden sich in solchen Geräten heute neben verschiedenen Effekt-Simulationen z. B. auch die Simulationen berühmter Amp-Modelle wieder.

Die Art der Signalbearbeitung ist bei diesen Geräten digital, wie auch in der Regel bei Rack-Geräten. Bei Einzel-Bodenpedalen gibt es daneben für bestimmte Effekttypen auch eine analoge Art der Signalverarbeitung, z. B. bei Verzerrern (Overdrive, Distortion etc.) für E-Gitarre.

Welche Effektgeräte gibt es?

Effekte für Gitarre oder Bass fügen dem Signal in der Regel etwas hinzu, das den Klang bereichert oder ihm eine bestimmte Charakteristik gibt. Im Folgenden werden die wichtigsten Effekttypen für vorgestellt.

Distortion

Der Distortion-Effekt (dt. = Verzerrung) ermöglicht die Simulation eines übersteuerten Verstärkers. Die Stärke des Effektes sowie der Klangcharakter (hart, angezerrt, weich etc.) lassen sich verändern und an den jeweiligen Anwendungszweck anpassen. Zu legendären Verzerrer-Pedalen zählen etwa der Ibanez Tube Screamer und der Electro-Harmonix Big Muff.

Verzerrer wurden und werden auch immer gerne als Booster (dt. = Verstärker) benutzt, um damit das Gitarrensignal weniger zu verzerren als zu verstärken, so dass der originale Klang etwas eines alten Röhren-Amps weitgehend erhalten bleibt, jedoch insgesamt lauter wird und u. U. zusätzlich in eine (unter Puristen beliebte) leichte Übersteuerung wechseln kann. Mittlerweile gibt es eigenständige Verzerrer bzw. entsprechend genannte „Booster“, bei denen diese Funktion im Vordergrund steht, wie z. B. das Fat-Boost-Pedal von Fulltone.

Das HM-2 Distortion von Boss hat gleich ein ganzes Musikgenre geprägt: den schwedischen Death Metal (Bild: Dieter Stork)

 

Modulationseffekte

Modulationseffekte mischen dem Originalsignal künstlich erzeugte Signalanteile bei, und färben so den Gesamt-Sound. Zu den bekanntesten zählten Chorus, Phaser und Flanger, die wir neben weiteren hier vorstellen.

Chorus

Beim Choruseffekt wird das Originalsignal minimal verzögert und in der Tonhöhe moduliert. Verzögerungszeit, Modulationsgeschwindigkeit und Modulationsintensität lassen sich innerhalb werkseitig vorgegebener Grenzen verändern. Der Choruseffekt eignet sich hervorragend dafür, ein Signal „anzudicken“ und ihm einen volleren, räumlicheren Klang zu geben.

Seymour Duncan Catalina Dynamic Chorus Front
Seymour Duncan Catalina Dynamic Chorus (Bild: Seymour Duncan)

Phaser

Ein Phaser arbeitet auf dem Prinzip der kontinuierlichen Phasendrehung. Das Originalsignal wird mit einer Kopie seiner selbst gemischt, wobei allerdings diese Kopie um eine winzige Verzögerungszeit versetzt ist. Dadurch entstehen Phasenauslöschungen: Schmale Frequenzbereiche des Signals werden ausgeblendet, was teils drastische Klangänderungen hervorrufen kann. Insbesondere dann, wenn mehrere verschiedene Verzögerungen miteinander kombiniert werden, wie es beim Phaser geschieht.

Der charakteristische Phasing-Effekt entsteht aber erst durch die Modulation dieser Frequenzen, was eine fortwährende Veränderung der Klangfarbe bewirkt. Meistens bietet ein Phaser Regelmöglichkeiten für die Effekt-Intensität, die Modulationsgeschwindigkeit sowie für die Klangfärbung.

Yellow Phaser
Liquid Digital Phaser von Mooer

Flanger

Auch beim Flanger ist die Grundlage des Effektes eine zeitliche Verzögerung zwischen Original- und Effektsignal. Allerdings ist diese Verzögerung hier entschieden größer als beim Phasing.

Leslie-Effekt

Ebenfalls um einen Modulationseffekt handelt es sich beim Leslie- oder Rotary-Effekt. Hier wird der Sound rotierender Lautsprecher simuliert. Bei luxuriös ausgestatteten Leslie-Effekten lassen sich nicht nur die Geschwindigkeiten (Slow/Fast) justieren, sondern auch das Anfahren und Abbremsen des Motors wird simuliert und die Pegel für Treble und Bass sind stufenlos einstellbar. Rotary-Effekte sind vor allem ein praktischer Ersatz für ein Original-Leslie, wenn man sich den Transport solch eines sperrigen und schweren Rotor-Kabinett sparen möchte.

Der Dyno My Roto von Keeley Electronics
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Octaver

Ein Octaver-Pedal fügt dem Original-Signal eine oder zwei unterhalb der Original-Tonhöhe liegende tiefere Oktaven hinzu. Ein bekanntes Gerät stellt etwa der OC-2 von Boss dar.

SubnUp Octaver von TC Electronics

Tremolo

Beim Tremoloeffekt wird statt der Tonhöhe die Amplitude des Signals moduliert, d.h., es wird abwechselt leiser und lauter. Hierbei können u. a. die Geschwindigkeit (Frequenz) des Wechsels zwischen laut und leise vom Anwender justiert werden.

Das Supro-Tremolo

 

Zeitbasierte Effekte

Hierunter fallen Hall, Verzögerungs- (engl. Delay) und Loop-Effekte.

Hall

Unter einem Hall-Effekt (engl. = Reverb oder Reverberation) versteht man die Simulation der akustischen Umgebung. Sie gab es schon in den frühen Amp-Modellen der 50er und 60er Jahre. Der Einsatz von Reverb kann also einem trockenen Gitarren-Signal eine räumliche Färbung verleihen.

Der Hall Of Fame Reverb von TC Electronic

Delay & Echo

Beliebt gerade unter Gitarristen sind Delay-Effekte (dt. = Verzögerung). Ein Delay-Pedal fügt dem originalen Signal zeitlich verzögert je nach Einstellung ein Signal oder mehrere Signale hinzu.

Die ersten Geräte, die ausschließlich für die Erzeugung von Echoeffekten konzipiert waren, waren Bandechogeräte. Diese waren mit einem Lösch-, einem Aufnahme- und einem oder mehreren Wiedergabeköpfen sowie einer Endlosbandschleife bestückt. Da die Wiedergabeköpfe unterschiedliche Abstände voneinander hatten, ließen sich mit ihnen Mehrfach-Echos erzeugen, deren einzelne Echo-Wiederholungen unterschiedlichen zeitlichen Abstand voneinander hatten.

All diese – und noch mehr – Möglichkeiten wurden dann in Geräte integriert, die zunächst auf analoger und später auf digitaler Technik basierten. Das Analog-Echo Memory Man von Electro-Harmonix z. B. stammt aus den 70ern und ist auch heute noch sehr gefragt, so dass der Hersteller es vor einigen Jahren wieder aufgelegt hat. Ein Beispiel für ein Digital-Delay wäre etwa vom Hersteller Boss das DD-3. Gerade mit solchen Digital-Delays lassen sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Wiederholungs-Möglichkeiten erzeugen. So enthält das DD-3 auch eine Hold-Funktion, durch die sich ein (kurzes) Signal aufnehmen (samplen) und dann abspielen lässt. Dazu kann man über dieses per Fußschalter gehaltene Signal „drüberspielen“. Die mit Hilfe der Hold-Funktion gespeicherte Aufnahme kann in der Regel so lang sein wie die maximale Verzögerungszeit des Delays.

Big Joe 300 series
B 304 Delay von Big Joe

Mehr zum Thema Delay, Vergleichstests und Informationen zur Funktion findest du hier!

Looper

Von der Hold-Funktion eines Digital-Delays ist es nicht weit zu so genannten Loopern (von engl. Loop = Schleife). Diese Geräte sind darauf spezialisiert, eine zunächst aufgezeichnete Phrase auf Knopfdruck zu wiederholen. Angewendet wird diese Technik vor allem von Solisten, die sich auf diese Weise selber eine Art „Begleit-Pattern“ aufnehmen, um darüber zu improvisieren. Der Vorteil gegenüber einer vorgefertigten Aufnahme ist natürlich die Möglichkeit, spontan während einer Performance den Background frei zu gestalten. Aber auch im Band-Kontext lassen sich mit einem Looper interessante Ideen und Arrangements realisieren.

Zwei Boden-Looper von Boss, rot-schwarz
Zwei Boden-Looper von Boss, rot-schwarz (Bild: Dieter Stork)

Dynamische Effekte

Während z. B. bei Reverb und Delay dem Originalsignal künstlich erzeugte Signalanteile beigemischt werden, so ist es bei den dynamischen Effekten das Originalsignal selbst, das verändert wird. Es wird hier also nichts hinzugefügt, sondern sie verändern die Dynamik, also den Pegelunterschied zwischen den schwächsten und den stärksten Signalanteilen. Zu den wichtigsten dynamischen Effekten gehören Volume- und WahWah-Pedal und Kompressor.

Volume-Pedal

Das Volume-Pedal stellt so gesehen den einfachsten dynamischen Effekt dar. Per Druck auf das Pedal kann man die Gesamt-Lautstärke beeinflussen, um Passagen lauter oder leiser zu spielen. Beliebt ist dabei z. B. die Töne ähnlich wie ein Geiger anschwellen zu lassen.

EHX Volume Pedal
Ein Volume Pedal von Electro-Harmonix

WahWah

Seit Mitte der 60er Jahre wird dieses Pedal gerne benutzt; vor allem Jimi Hendrix hat es gegen Ende dieses Jahrzehnts äußerst populär gemacht unter Gitarristen. Das WahWah-Pedal enthält eine Tonfiltereinheit. Je weiter vorwärts man das Pedal bewegt desto mehr Treble (dt. = Höhen) werden produziert, in die andere Richtung sind es die Bass-Frequenzen. Durch Hin- und Herbewegen des Pedals wird also ein Sound erzeugt, den man klangmalerisch mit „WahWah“ umschreiben kann. Ein bekanntes Modell ist das Cry Baby des Herstellers Dunlop. Dieser hat 2017 in Zusammenarbeit mit dem Black-Sabbath-Bassisten Geezer Butler ein eigens für Bassisten entwickeltes Signature WahWah entwickelt, mit einem besonders massiven Low-End und einem Mittenbereich, der sich durch den Mix schneidet soll.

Black Sabbath Bass WahWah

WahWah-Pedale gibt es heutzutage in den verschiedensten Ausführungen. Eine Besonderheit sind dabei sicher AutoWah-Pedale (auch Touch- oder Dynamic-Wah), bei denen der Wah-Effekt durch einen dynamischen Anschlag der Saiten gesteuert wird, und nicht mehr durch das Herumdrücken auf einem Pedal.

Kompressor

Ein Kompressor-Pedal grenzt den Dynamikbereich ein, womit der Lautstärkeunterschied zwischen der leisesten und lautesten Stelle des Signals verringert wird. Der Einsatz des Kompressors verleiht dem Sound je nach Einstellung mehr Sustain, der Klang erscheint kräftiger, voluminöser, kurz: fetter.

Der Gitarren- Kompressor schlechthin: MXR Dynacomp.

 

Multieffekte

Wie eingangs angesprochen, existieren inzwischen auch Bodengeräte (engl. „Multi-FX Units“ oder „Floorboards“), die die Features verschiedener beliebter Bodenpedale bzw. Multieffekt-Geräte vereinen. Sie besitzen Regel- und Speicherfunktionen, und Dank moderner Digital-Technik finden sich in solchen Geräten neben verschiedenen Effekt-Simulationen meist z. B. auch die Simulationen berühmter Amp-Modelle wieder. So hat man mit diesen Alleskönnern die Auswahl zwischen beliebten Zerr-Sounds und allen möglichen Effekten, wie Chorus, Flanger, Phaser oder Delay und noch weitere Features.

Drei Amp- und Multieffekt-Modeling-Pedale von Line 6, schwarz
Drei Amp- und Multieffekt-Modeling-Pedale von Line 6, schwarz (Bild: Dieter Stork)

 

[1991]

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich vermisse die Erwähnung des VOX LE – der Fußtreter mit mannigfachen Möglichkeiten:
    vom Wah-Wah von speziell programmierbaren Sounds über virtuelle Amps + Boxen zum
    persönlichen Sound…
    Der VOX LE mit 2 Pedalen (in der alten Form!) wird nicht mehr produziert. Der Sound
    ist phantastisch und natürlich nur mit der eingebauten Vorstufen-Röhre praktizierbar.

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  2. wann gibt es endlich einen brauchbaren multieffektprozessor für akustische Gitarren, kombiniert mi den Effekten und amps für E-gitarren?

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    1. Probiere mal das Boss FR 1000 aus…

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    2. …aber am Ende braucht es nur einen vor 1993 hergestellten Boss ds1, ein tc flashback, einen Vox ac15 und eine Gitarre mit einem splittbaren Humbucker… ?

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    3. Gibt’s längst. Nimm einen guten Multi und lass’ alle Preamp- und Speaker-Simulationen weg.
      Ausserdem Acoustic Soulmate.

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  3. Toni schau mal bei Acus-Verstärker, da kannst du den finden, kostet aber über 1.200 – 1.400 Euro Anschluss von zwei Akustic-Gitarre und einen mit E-Gitarre. Gruss Lucier

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  4. Sowie 3 Micro-Anschlüsse und kannst auch den Verstärker in ein IKEA Regal stellen.

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    1. Gibt’s längst. Nimm einen guten Multi und lass’ alle Preamp- und Speaker-Simulationen weg.
      Ausserdem Acoustic Soulmate.

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  5. Was ist eure Meinung zum Boss GT-1000? Gibt es in der Preisklasse noch vergleichbares was mithalten kann? Es wird in diversen Berichten als herausragend gut bezeichnet (z.B. https://www.gitarren-effekte.de/erfahrungsbericht/boss-gt-1000), doch ich wollte mal hören ob jemand eine andere Idee hat bevor ich so viel Geld investiere.

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