Heavy Fliegengewicht

Schecter Keith Merrow KM-7 MK II NATP im Test

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Es gibt ja manchmal Gitarren, von denen man schon anhand eines Fotos, eine gewisse Vorstellung bekommt. Bei Schecters Keith-Merrow-Signature-Gitarre hatte ich mit einer relativ schweren und wuchtigen Siebensaiter gerechnet. Ich habe dann doch ziemlich blöd geguckt, als ich das gute Stück aus seinem Karton befreite.

(Bild: Dieter Stork)

Der aus Portland/Oregon stammende Mitdreißiger Keith Merrow gehört zur Speerspitze der YouTube-Gitarristen, spielt zusammen mit Arch-Enemy-Gitarrist Jeff Loomis bei Conquering Dystopia und hat mittlerweile sogar einen festen Job beim amerikanischen Pickup-Hersteller Seymour Duncan. Ja, es könnte durchaus schlechter laufen. Irgendwie logisch, dass so jemand irgendwann eine eigene Signature-Gitarre bekommen muss. 2014 war es dann soweit – Schecter stellte die erste Version der KM-7 vor. Nun kommt mit der MK-II NATP Version eine dezent überarbeitete Variante auf den Markt, welche doch einige interessante Details bietet.

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Naturbursche

Schon beim Tragen des Versandkartons durch mein Treppenhaus war ich ziemlich verwundert, wie leicht das Packet ist. Vielleicht haben die Jungs in der Kölner Redaktion mir ja versehentlich einen Jahresvorrat Wattebällchen anstatt einer Gitarre geschickt. OK, haben sie nicht, die Schecter KM-7 ist einfach super leicht. Beim Auspacken der Gitarre fallen mir sofort zwei Dinge auf: das absurd geringe Gewicht von 2,9 kg und der wirklich unfassbar flache Hals mit seinem ,Ultra Thin C‘ Profil. An dieser Stelle kann ich also schon mal sagen, dass ich mit meiner Vorstellung von dieser Gitarre wirklich komplett daneben lag. Das Teil ist ein richtig leichtes, flaches und super sportliches Brett. Beim Korpus haben wir es mit schön gemaserter Sumpf-Esche und einem Riegelahorn-Furnier – beides in einem Natur-Finish gehalten – zu tun. Der fünfstreifige Ahorn/Wenge-Hals, welcher zusätzlich mit Carbon-Stäben verstärkt ist, wurde (wie der Rest des Instrumentes auch) mit einer Satin-Lackierung versehen.

Die Kopfplatte ist passend zum Korpus mit einer dünnen Schicht Riegelahorn furniert und mit einem schwarz abgesetzten Kontur-Schliff versehen worden. Zusammen mit der schwarzen Hardware ergibt das ein sehr harmonisches und in sich absolut stimmiges Gesamtbild. Die hauseigenen Locking-Tuner und die schwarze Hipshot-Style-Bridge runden das Bild einer modernen, funktionalen Metal- Gitarre perfekt ab. Das Griffbrett ist aus Ebenholz gefertigt und dunkel eingefärbt worden. Die 24 Jumbo Bünde aus rostfreiem Stahl sind sauber eingesetzt und lassen, genau wie der kompensierte Sattel aus dem Hause Ernie Ball, keinen Grund zur Kritik aufkommen. Die Saiten werden von der Rückseite durch schwarze Einschlaghülsen aus Metall durch den Korpus gefädelt und laufen sauber über die wirklich sehr gut aussehende Brücke. Noch ein paar Worte zum Hals: Ich habe wahrscheinlich noch nie ein so flaches Halsprofil bei einer Siebensaiter gesehen.

(Bild: Dieter Stork)

Ein wenig erinnert mich die Form an die alten Hälse des japanischen Herstellers Caparison – allerdings mit deutlich breiteren Schultern und einer noch viel geringeren Wölbung in der Halsmitte, wodurch sich zunächst ein etwas „kantiges“ Gefühl in der Hand ergibt. Bei einer so dünnen Konstruktion macht die Verstärkung durch zusätzliche Carbon-Stäbe auf jeden Fall Sinn – zumal dieser Bauart ja auch durchaus positive Klangeigenschaften, wie beispielsweise die Vermeidung von Deadspots, nachgesagt werden. Zur Tonübertragung setzt Schecter bei der KM-7 MK-II übrigens – wer hätte es gedacht – auf Pickups aus dem Hause Seymour Duncan. Das unter Metal-Gitarristen schon fast zum Klassiker gewordene Sentient/Nazgul-Set – immerhin extra für tiefe Tunings und lange Mensuren entwickelt – scheint mir eine absolut naheliegende Wahl zu sein. Das Bedienfeld auf der Gitarre fällt mit einem Lautstärke-Regler und einem Pickup-Wahlschalter denkbar simpel aus – allerdings sind die Tonabnehmer mittels der Push/Pull-Funktion des Reglers splitbar.

Leichtgewicht mit Heavy-Ton

Schon krass, wie Schecter es geschafft hat, die KM-7 zwar wuchtig aussehen zu lassen, sie dennoch aber ultra-leicht zu bauen. Entsprechend einfach zeigt sich unsere Testgitarre dann auch im Handling. Der wirklich extrem flache Hals ist allerdings erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig – ein bisschen hat man das Gefühl, auf einer Dachlatte zu spielen. Angesichts der technisch sehr sauberen und präzisen Spielweise von Keith Merrow, ist ein solcher Hals aber gar nicht abwegig und schlussendlich bleibt es eben auch ein wenig Geschmackssache.

Solange man den Daumen brav auf der Halsrückseite lässt und nicht in alter Hendrix- Manier nach oben rutscht, ist alles gut. Trocken gespielt zeigt sich die KM-7 von einer ausgesprochen crispen und perligen Seite. Das Attack ist richtig flott und die Töne springen nur so aus dem Instrument heraus – die etwas verlängerte Mensur tut gerade der tiefen H- Saite sehr gut. Das Sustain ist ausgewogen und das Instrument – dank des kompensierten Griffbrettradius und des ergonomischen Übergangs in den Korpus – bis in die höchsten Lagen wunderbar zu bespielen.

Sehr gutes Pickup-Set von Seymour Duncan (Bild: Dieter Stork)

Am Verstärker zeigt sich die KM-7 ebenfalls von ihrer besten Seite. Ich denke, den Clean-Betrieb können wir hier weitestgehend überspringen; es sei aber gesagt, dass mir vor allem der Hals-Pickup und die Zwischenposition hier sehr gut gefallen haben. Die Split-Sounds der beiden Seymour Duncans ist in Ordnung – so richtig beeindruckend klingen sie (wie bei vielen Humbuckern) allerdings nicht. So, Zerr-Kanal an, das ebenfalls zum Test vorliegende Pushking-710-Pedal (s. Ausgabe 03/2017) als Booster vor den Amp geschaltet und los geht’s. Ja, die Schecter KM-7 zeigt hier ganz klar, wo ihre Stärken liegen. Der Sentient-Hals-Pickup tönt warm und bringt einen fetten, erdigen Ton in den Verstärker – vor allem für Melodie- Parts auf den hohen Saiten gefällt mir der Sound richtig gut, da die Noten hier richtig Futter kriegen. Der Nazgul am Steg krempelt da im Vergleich schon ziemlich die Ärmel hoch und lässt es gewaltig krachen.

Halsstab einstellen à la Music Man (Bild: Dieter Stork)

Ohne jetzt ein wirkliches High-Output-Monster zu sein, hat der Tonabnehmer vor allem in den Mitten einen ordentlichen Schub, während die Bässe – wie bei vielen, auf modernen Metal ausgelegten Pickups – ein wenig zurückgenommen wurden. Das Attack wird schön nach vorne gestellt, ohne dass es in den Höhen ein unangenehmes Klirren oder Kratzen gibt. Dabei gefällt mir gut, wie das Tonabnehmer-Set es schafft, die Obertöne aufzufächern und dabei nicht unausgewogen oder schrill zu klingen – hier hat Seymour Duncan ganze Arbeit in der Abstimmung der beiden Pickups geleistet, welche sich einfach hervorragend ergänzen und dazu auch noch sehr gut zum akustischen Charakter der Schecter KM-7 passen. Gerade in Verbindung mit der etwas längeren Mensur, schafft es das Sentient/Nazgul-Set, den tiefen (gegriffenen) Tönen die nötige Kontur und das Attack zu geben, damit bei tiefen Stimmungen nicht alles in einem Brei aus Verzerrung und tiefen Frequenzen versinkt. Es bleibt schlussendlich festzustellen, dass wir es hier mit einer richtig gut klingenden und durchaus zeitgemäßen Siebensaiter-E-Gitarre zu tun haben, die sich sehr angenehm bespielen lässt.

By the way …
Keith Merrow hat für seinem YouTube-Kanal mehrere Pickup-Vergleichsvideos produziert. Wer also auf der Suche nach einem neuen Tonabnehmer ist, könnte dort mal einen Blick riskieren.

Alternativen

Aufgrund der schlichten Ausstattung sehe ich schon die ein oder andere Alternative am Markt. Zunächst wären da die Instrumente des polnischen Herstellers Mayones. In der Produktpalette finden sich durchaus Gitarren, die in der Ausstattung und Formsprache der Schecter KM- 7 ähneln – allerdings bewegen wir uns hier preislich schon in deutlich höheren Gefilden. Von ESP/LTD gäbe es da noch die AW-7B, welche ebenfalls mit einer Fixed-Bridge, einer verlängerten Mensur und einer vergleichbaren Korpus-Form zu einem sehr verträglichen Preis angeboten wird.

Resümee

Schecter liegt mit der KM-7MK II NATP ein gelungenes Update der Keith-Merrow-Signature-Gitarre vor. Die simple und auf das Wesentliche reduzierte Ausstattung, die Seymour-Duncan-Pickups, sowie das sehr geringe Gewicht, dürften die Freunde der zeitgemäßen Djent/Metal- Gitarre in Jubel versetzen. Vor allem die leicht verlängerte Mensur und die trotzdem sehr gute Bespielbarkeit finde ich einfach stark. Mit der Schecter KM-7 bekommt man eine sehr gute und absolut praxistaugliche Siebensaiter-Gitarre.

Plus

  • Tonabnehmer
  • Klang
  • verlängerte Mensur
  • Bespielbarkeit
  • Gewicht

Aus Gitarre & Bass 04/2017

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mayones ist ein polnischer Hersteller und produziert wie auch Fame in Danzig.

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    1. Absolut richtig,
      danke für das aufmerksame Lesen!
      Beste Grüße aus der Redaktion
      Stefan

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