Q: Ich hatte meine Taylor Akustik längere Zeit nicht gespielt, weil der Hals ziemlich verzogen war – extrem hohe Saitenlage. Dann habe ich sie zum größeren Musikgeschäft in der Nähe gebracht und den Techniker gefragt, ob er die Saitenlage etwas niedriger einstellen kann. Das hat er gemacht. Danach war es o.k. Kurz vor dem Gig hat mich dann der Rappel gepackt und ich wollte die Saitenlage – wenn möglich – noch etwas niedriger haben. Also wieder zum Musikgeschäft in der Nähe. Diesmal ein anderer Techniker. Der sagt: „Der Hals ist verzogen, hat zu viel Spannung. Ich nehme jetzt mal die Spannung raus, dann stimmt der Hals wieder, aber die Saitenlage wird dadurch wieder höher.“ Auf meinen Einwand, dass ich das ja gerade nicht wolle, erwiderte er: „Wenn der Hals richtig eingestellt ist, kann man die Saitenlage verringern, indem man die Stegeinlage tiefer feilt.“ Der Nachteil könne sein, dass es dann im Winter, wenn die Luftfeuchtigkeit geringer wird, Probleme gibt. Dann könnte man analog zum Sommerreifen-Winterreifenwechsel einen anderen Stegsattel einsetzen oder den tiefergelegten unterlegen. Nun meine Frage: Was denkt ihr? Hört sich das Konzept schlüssig an? Oder gibt es einen anderen Rat?
Andreas Albrecht (G&B-Leser)
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A: Im Grunde genommen gibt es bei den meisten Akustik-Gitarren drei Problemstellen:
Gitarrenhälse können sich im Laufe der Jahre aufgrund des enorm hohen Saitenzugs verziehen. Als Folge ist mit einer höheren Saitenlage zu rechnen – selten mit einer flacheren. Oft ist der Verzug relativ harmlos und kann mit der Einstellung des Stahlstabs problemlos korrigiert werden.
Decken können sich, bedingt durch den Saitenzug, im Laufe der Jahre anheben, wodurch sich ebenfalls die Saitenlage erhöht – teilweise bis zur Unspielbarkeit des Instruments.
Der Halsblock, also das Holzteil, in das der Hals der Gitarre eingebaut ist, kann sich im Laufe der Jahre neigen. Manchmal biegt sich der direkt anschließende Deckenbalken gleichzeitig leicht nach unten durch. Auch dadurch kommt es zu einer hohen Saitenlage, z. T. bis zur Unspielbarkeit.
Nicht selten kommen alle drei Probleme zusammen und bedingen sehr aufwendige und damit teure Reparaturen oder das vorzeitige Aus des Instruments. Die Ursachen sind der hohe Saitenzug, aber auch eine zu geringe Luftfeuchtigkeit und/oder zu hohe Temperaturen. Moderne, zu Gunsten des besseren Klangs sehr dünn gebaute Instrumente sind besonders anfällig.
Wichtig ist, den Hals mit dem Stahlstab möglichst gerade einzustellen – erst einmal unabhängig von der Saitenlage. Denn der Stahlstab ist nicht zur Korrektur der Saitenlage vorgesehen – auch wenn das oft so praktiziert wird. Die Saitenlage wird im allgemeinen durch die Höhe der Stegeinlage bestimmt. D. h. ist die Saitenlage bei optimal eingestelltem Hals zu hoch, wird diese auf der Unterseite abgeschliffen. Verändert sich dann die Halskrümmung im nächsten Winter oder dem darauf folgenden Sommer, stellt man einfach den Hals wieder richtig ein und alles passt!
Bei deiner Taylor ist der Hals nicht unverrückbar fest verleimt, sondern angeschraubt. Diese Verschraubung kann sich im Laufe einiger Jahre lockern und auch dadurch kann sich die Saitenlage erhöhen. D. h., bevor sich jemand am Steg zu schaffen macht, sollte er die Halsschrauben anziehen! Sie befinden sich unter dem Taylor- Papieraufkleber direkt am Halsfuss, im Inneren der Gitarre. Außerdem kann durch den Austausch von zwei nummerierten Unterlagplättchen (1x unter dem Griffbrett, 1x unter dem Halsfuß) die Saitenlage verändert werden.
Die Antwort beschreibr es sehr gut. Aus vielen Jahren Erfahrung kann ich das bestätigen. Immer erst den Hals begradigen. Das ist die Ausgangsposition! Meine Akustikgitarren stelle ich immer zweimal im Jahr nach. Man muss sie regelmäßig vernünftig warten, damit die Instrumente immer bespielbar bleiben. Das bedeutet auch, dass bei ‘in die Jahre’ gekommenen Instrumenten (Stichwort Deckenanhebung im Stegbereich) ein Steg fällig wird, bzw. der alte abgeschliffen werden muss. Das ist nicht eine Frage des ‘ob’, sondern eine Frage des ‘wann’. Wer handwerklich etwas geschickt ist, kann das aber alles selbst bewerkstelligen. Es gibt jedoch auch: Wer nicht das Händchen dafür hat, bringt das Instrument besser zu einem lokalen Gitarrenbaumeister oder einer zertifizieren Werkstatt der ‘großen’ Händler z. B. in Hamburg, Ibbenbüren, Köln, Frankfurt, Burgebrach und wo sie sonst noch sitzen mögen.
Da helfen wohl nur ein Raumluftbefeuchter und/ oder Griffbrettöl! Dadurch ändert sich nicht sehr viel, aber in manchen Fällen kann das reichen, um zumindest die Veränderung im Winter auszugleichen. Sonst einfach dünnere Saiten, was natürlich keine Dauerlösung ist. Eine Neubundierung würde sich nur bei wertvollen Instrumenten lohnen, die aber je nach Alter eh einen Halsstab haben…
Der wichtigste Tip ist in diesem Fall der mit der Hals-Verschraubung. Leider ist das ein einzigartiges Taylor-System. Es geht nur mit den Original-Plättchen von Taylor (Keile mit genauen Winkeln) und die bekommen nur Werkstätten die auch von Taylor eine Einweisung bekommen haben. Aber es ist toll – ein neck-reset das bei Schwalbenschwanzverbindungen ein Höllen-Akt ist dauert hier eine Vietelstunde !
Ja, das ist manchmal “ein Kreuz” mit dem verzogenen Hals. Ist er erst mal über längere Zeit verzogen, z. B. bei Vintage Gitarren ohne Halsstab, wird es schwierig .Auch das Anpressen eines Hohlholzes vor dem Sattel und am anderen Ende des Griffbrettes hilft dann auch nur zeitlich begrenzt, und das
Holz zieht sich schließlich nach kurzer Zeit in seine alte Position zurück. Ich habe es aber auch schon mit 2 gleichen teuren Ibanez Western-Gitarren der “Artist Serie” erlebt, deren Hälse nach kurzer Zeit aussahen wie Flitzebogen.
Der Fachhändler hatte mir schon in den 70. Jahren gesagt ,dass eine Reparatur wenig Erfolg versprechend wäre, da die Gitarrenproduzenten wegen der Massenproduktion kaum ausrreichend abgelagertes, allenfalls künstlich getrocknetes Holz verwandten. Er riet mir dann zu einer “Ovation”
die auch nach über 40 Jahren diese Probleme nicht hat.
Soweit es sich um verschraubte Hälse handelt, ist ein “chirurgischer Eingriff”
in die Halslagerung, oder das Unterlegen der Halsauflage mit einem Holzplättchen oft hilfreich. Ich habe dafür schon mal einen angeschliffen
Eisstiel verwendet. Der Halsstab sollte aber zunächst in Entlastungsstellung
gebracht werden um sehen zu können wie stark die Neigung optisch sein muß. Nach dem Festdrehen der Schrauben sollte mit der Auflage einer geraden Aluschiene auf dem Griffbrett getestet werden, wie weit die
Stegeinlage das Griffbrett überragt. Falls die wesentlich zu hoch sein sollte,
kann mann sie mit Sandpapier noch etwas flacher schleifen. Das muß aber
behutsam unter mehrfacher Kontrolle der Höhe geschehen. So habe ich schon häufig eine optimale Einstellung der Akustikgitarren vorgenommen.
Man sollte auch bei Gitarren, die länger nicht gespielt werden den Saitenzug verringern, aber nicht zu viel, sonst kann die Saite beim “wiederhochstimmen” reißen!
LG
Die Antwort beschreibr es sehr gut. Aus vielen Jahren Erfahrung kann ich das bestätigen. Immer erst den Hals begradigen. Das ist die Ausgangsposition! Meine Akustikgitarren stelle ich immer zweimal im Jahr nach. Man muss sie regelmäßig vernünftig warten, damit die Instrumente immer bespielbar bleiben. Das bedeutet auch, dass bei ‘in die Jahre’ gekommenen Instrumenten (Stichwort Deckenanhebung im Stegbereich) ein Steg fällig wird, bzw. der alte abgeschliffen werden muss. Das ist nicht eine Frage des ‘ob’, sondern eine Frage des ‘wann’. Wer handwerklich etwas geschickt ist, kann das aber alles selbst bewerkstelligen. Es gibt jedoch auch: Wer nicht das Händchen dafür hat, bringt das Instrument besser zu einem lokalen Gitarrenbaumeister oder einer zertifizieren Werkstatt der ‘großen’ Händler z. B. in Hamburg, Ibbenbüren, Köln, Frankfurt, Burgebrach und wo sie sonst noch sitzen mögen.
…aber was ist mit Gitarren ohne Stahlstab?
Da helfen wohl nur ein Raumluftbefeuchter und/ oder Griffbrettöl! Dadurch ändert sich nicht sehr viel, aber in manchen Fällen kann das reichen, um zumindest die Veränderung im Winter auszugleichen. Sonst einfach dünnere Saiten, was natürlich keine Dauerlösung ist. Eine Neubundierung würde sich nur bei wertvollen Instrumenten lohnen, die aber je nach Alter eh einen Halsstab haben…
Der wichtigste Tip ist in diesem Fall der mit der Hals-Verschraubung. Leider ist das ein einzigartiges Taylor-System. Es geht nur mit den Original-Plättchen von Taylor (Keile mit genauen Winkeln) und die bekommen nur Werkstätten die auch von Taylor eine Einweisung bekommen haben. Aber es ist toll – ein neck-reset das bei Schwalbenschwanzverbindungen ein Höllen-Akt ist dauert hier eine Vietelstunde !
Ja, das ist manchmal “ein Kreuz” mit dem verzogenen Hals. Ist er erst mal über längere Zeit verzogen, z. B. bei Vintage Gitarren ohne Halsstab, wird es schwierig .Auch das Anpressen eines Hohlholzes vor dem Sattel und am anderen Ende des Griffbrettes hilft dann auch nur zeitlich begrenzt, und das
Holz zieht sich schließlich nach kurzer Zeit in seine alte Position zurück. Ich habe es aber auch schon mit 2 gleichen teuren Ibanez Western-Gitarren der “Artist Serie” erlebt, deren Hälse nach kurzer Zeit aussahen wie Flitzebogen.
Der Fachhändler hatte mir schon in den 70. Jahren gesagt ,dass eine Reparatur wenig Erfolg versprechend wäre, da die Gitarrenproduzenten wegen der Massenproduktion kaum ausrreichend abgelagertes, allenfalls künstlich getrocknetes Holz verwandten. Er riet mir dann zu einer “Ovation”
die auch nach über 40 Jahren diese Probleme nicht hat.
Soweit es sich um verschraubte Hälse handelt, ist ein “chirurgischer Eingriff”
in die Halslagerung, oder das Unterlegen der Halsauflage mit einem Holzplättchen oft hilfreich. Ich habe dafür schon mal einen angeschliffen
Eisstiel verwendet. Der Halsstab sollte aber zunächst in Entlastungsstellung
gebracht werden um sehen zu können wie stark die Neigung optisch sein muß. Nach dem Festdrehen der Schrauben sollte mit der Auflage einer geraden Aluschiene auf dem Griffbrett getestet werden, wie weit die
Stegeinlage das Griffbrett überragt. Falls die wesentlich zu hoch sein sollte,
kann mann sie mit Sandpapier noch etwas flacher schleifen. Das muß aber
behutsam unter mehrfacher Kontrolle der Höhe geschehen. So habe ich schon häufig eine optimale Einstellung der Akustikgitarren vorgenommen.
Man sollte auch bei Gitarren, die länger nicht gespielt werden den Saitenzug verringern, aber nicht zu viel, sonst kann die Saite beim “wiederhochstimmen” reißen!
LG