Wuchtbrumme

LTD Buz McGrath Buz-7 Signature im Test

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Buz McGrath und seine Band ,Unearth‘ gehören definitiv zu den Urgesteinen der Metalcore-Szene. Nun hat LTD dem schon länger erhältlichen Signatur-Modell ein Update mit einem Satz Fishman-SRC-Pickups und einem neuen Look spendiert. Mal gucken wie das rüberkommt.

(Bild: Dieter Stork)

„Don‘t believe the hype“, das wussten schon die Crossover-Rapper von Public Enemy. Mit dem Metalcore ist das ja leider so eine Sache (gewesen). Nicht immer war es leicht, die wirklich guten Bands von den mittelmäßig bis schlechten Gruppen, welche die Veröffentlichungswut manch eines Labels nach oben spülte, zu unterscheiden. Eine Band, die zwar immer ein wenig im Schatten von Szene- Größen wie Killswitch Engage oder As I Lay Dying stand, aber stets Alben auf hohem Niveau ablieferte, sind Unearth. Gitarrist Ken Susi und sein Kollege Buz McGrath sind auf jeden Fall eines der besten Metal-Gitarren-Duos der letzten 15 Jahre und versetzen Fans und Musiker mit ihren komplexen und doch eingängigen Melodien immer wieder in Staunen (man bedenke nur das großartige ,Zombie Autopilot‘). Klar, dass sowohl Susi als auch McGrath ihr eigenes Signature- Modell haben – Letzteres wollen wir doch mal genauer unter die Lupe nehmen.

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Aktive Pickups mal anders

Schon als ich das gute Stück aus dem Versandkarton befreie wird klar, dass wir es hier mit einer richtigen Wuchtbrumme zu tun haben. Erster Eindruck: schwer, breiter Hals, solide gebaut! Na ja, ein echtes Schwergewicht ist die Buz-7 mit ihren 3,8 Kilo nicht wirklich – neben der ebenfalls zum Test vorliegenden Schecter KM-7 (beeindruckende 2,9 kg) wirkt sie dennoch wie ein Schlachtschiff. Was soll‘s, ich persönlich stehe total auf schwere Gitarren, dementsprechend gut ist der erste Eindruck. Also, womit haben wir es hier genau zu tun? Nun, im Wesentlichen ist die Buz-7 erst mal eine siebensaitige LTD Horizon mit einer umgedrehten Kopfplatte, die einen gewissen 80er-Jahre-Hockeyschläger- Charme versprüht. Herrlich!

Der Korpus ist aus Erle gefertigt und hat eine ESP/LTD-typische, gewölbte Decke aus Wölkchen-Ahorn verpasst bekommen, was zusammen mit der See-Thru- Black-Lackierung recht edel, aber vielleicht auch ein wenig langweilig aussieht – hat man gefühlt schon ca. eine Million Mal gesehen. Übrigens: auch die Rückseite der Gitarre, die wegen der sehr schmalen Zarge auch gleich noch die Klinken-Buchse beherbergt, hat eine dezente Wölbung. Der recht breite, durchgehende Ahornhals ist mit zwei schmalen Streifen Walnussholz gesperrt und im Gegensatz zum glänzenden Body in einem matten Satin-Finish gehalten, welches sich in der Hand sehr angenehm anfühlt.

Nettes Detail: die auf der Rückseite verstecke Buchse (Bild: Dieter Stork)

Die 24 schön verrundeten Extra- Jumbo-Bünde sind rundum sauber in das pechschwarze Ebenholzgriffbrett eingelassen und lassen keinen Grund zur Klage aufkommen. Das flache Profil beschreibt der Hersteller übrigens als ,Extra-Thin- Flat‘. Das freischwebende Floyd-Rose- Vibrato ist super eingestellt – auch die Grover-Mechaniken tun tadellos ihren Dienst. Dass die gesamte Hardware in schwarz gehalten wurde, versteht sich bei dieser Gitarre ja quasi von selbst.

So – nun aber mal zu dem rosa Elefanten der hier im Raum steht. Dreh- und Angelpunkt der Revision der Buz-7 sind ja nun mal die noch relativ neuen Fishman-SRCPickups (welche zusammen mit Deftones- Gitarrist Stephen Carpenter entwickelt wurden). Dass Buz McGrath diese Pickups nun spielt, verwundert angesichts der Tatsache, dass Bandkollege Ken Susi einen A&R-Job bei Fishman hat, nicht weiter – hier dürfte der Dienstweg entsprechend kurz gewesen sein. Wie dem auch sei, diese Pickups haben es, im wahrsten Sinne des Wortes, in sich. Auf den ersten Blick scheint die Buz-7 ja mit einer ultra-simplen Ausstattung zu kommen.

Im Jahre 2009 spielte Buz McGrath für kurze Zeit als Aushilfe bei den Metal-Giganten von Lamb of God, da Gitarrist Mark Morton aufgrund der Geburt seines Sohnes verhindert war.

Zwei Pickups, ein Volume-Regler und ein Toggle-Switch. Bumms, fertig, aus. Tja, Pustekuchen, so einfach ist es eben nicht. Zieht man das Poti heraus, stehen einem bei beiden Pickups zwei grundverschiedene Voicings zu Verfügung, welche das Instrument um ein x-faches vielseitiger machen (mehr dazu im Praxisteil). Das Format der Tonabnehmer orientiert sich ganz klar an EMGs Soapbar-Format womit nun endlich ein weiterer, aktiver Replacement-Pickup für diese Form zur Verfügung steht. Alles in allem muss ich sagen, dass ich von der Konstruktion und Verarbeitung der LTD Buz-7 absolut angetan bin.

Sound ohne Ende

Nach so einem fantastischen ersten Eindruck bleibt natürlich die Frage, ob die Geige denn auch klingt. Hilft ja nichts, wenn das Ding gut aussieht, aber am Amp enttäuscht. Akustisch gespielt, geht der Durchmarsch der Buz-7 auf jeden Fall nahtlos weiter. Ich bin ja bei einer Siebensaiter mit Standard-Mensur immer ein wenig skeptisch und lege daher besonderes Augen(oder Ohren-)merk auf die tiefe H-Saite. Mag sein, dass andere Gitarren hier mit einem undefinierten Ton enttäuschen, die LTD Buz-7 tut dies nicht. Der Klang ist klar, knackig und präsent – hier haben wir es mit einer absolut fantastisch klingenden, tiefen Saite zu tun. Auch über die restlichen Register punktet unsere Testgitarre mit einem brillanten Ton und einer schönen Klangauflösung, auch bei komplexeren Akkorden. Richtig gut gefällt mir die Bespielbarkeit: Auch in den höchsten Lagen bleibt die Gitarre – dank des äußerst komfortabel geformten Hals/Korpus-Übergangs – extrem gut bespielbar. Der flache Hals ist schon wirklich ein ziemliches Flitzefinger-Brett und dürfte bei den Fingerakrobaten für Jubelschreie sorgen. Für mich persönlich hätte es hier etwas mehr in der Hand sein dürfen, aber das ist ja, wie so oft im Leben, reine Geschmackssache.

Leichtes 80er-Flaire: Der Reversed Headstock (Bild: Dieter Stork)

Am Verstärker bin ich dann doch schon ein wenig gespannt, wie sich das Konzept der Fishman-SRC-Pickups in der Praxis schlagen würde – schließlich haben wir es hier mit einem direkten Konkurrenzprodukt zu den bisher in der Buz-7 verbauten EMG-Tonabnehmern zutun. Fangen wir doch einfach mit dem Halstonabnehmer mit dem Volume-Poti in der unteren Position an. Fishman bezeichnet diese Klangvariante des Alnico-Pickups als ,Modern Active‘-Sound. Ich bin doch ziemlich überrascht, wie drahtig und brillant der Ton hier klingt, ohne an Fundament zu verlieren. Im Bassbereich ist der Sound ziemlich definiert, was für einen Halspickup schon recht ungewöhnlich ist. Schaltet man mittels des Push/Pull-Potis auf den ,Modern Passiv Attack‘-Sound um, wird der Klang um einiges voluminöser und wuchtiger – keine Angst, keine Spur von Gematsche oder unschön aufgestauten Frequenzen. Ich würde sagen, dass sich die zweite Soundebene ein wenig besser für Lead-Parts eignet, während ich mit der ersten Ebene etwas schönere Clean- und Crunch- Sounds hinbekommen habe.

Am Steg-Pickup ist die Belegung des Tonabnehmers (hier mit Keramik-Magneten ausgestattet) genau umgekehrt; in der unteren Position ist hier der ,Modern Passiv Attack’ Sound aktiv, welcher mir hier richtig gut gefällt. Die ,Modern Activ‘- Sound-Option klingt hier im Vergleich noch eine Idee voluminöser und bietet einen vollwertigen, etwas lauteren Steg- Pickup-Sound. Schwer, sich da zu entscheiden! Klar, Vergleiche zum wahrscheinlich verbreitetsten Aktiv-Tonabnehmer, dem EMG 81, bleiben hier nicht aus. Und irgendwie erinnert mich der Fishman SRC tatsächlich ein wenig an den großen Übervater der batteriebetriebenen Pickups. Die Bässe sind ähnlich präzise und in den oberen Mitten finden wir, genau wie beim EMG, einen ordentlichen Boost im Bereich des Plektrum-Attacks, was für eine gute Durchsetzungsfähigkeit im Bandkontext sorgen dürfte. Nun, wie einen schlichten Nachbau des 81 wollen wir den Fishman-Tonabnehmer nun aber nicht darstellen. Ich empfinde den Ton auf beiden Sound-Ebenen als offen, fett und absolut angenehm klingend – hier fehlt mir rein gar nichts. Ob nun mit sattem Crunch oder im richtigen High-Gain-Bereich, die LTD Buz-7 weiß mit einem sagenhaft präzisen und präsenten Ton zu überzeugen. Selbst die, für meinen persönlichen Geschmack, etwas kurze Mensur, ist mir im Test kein bisschen störend aufgefallen und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass auch tiefere Tunings mit dieser Gitarre vollkommen problemlos möglich sind.

Die Fishman Fluence Pickups erweisen sich als großartig klingend. (Bild: Dieter Stork)

Alternativen

Um es kurz zu machen: schwierig! Die verbauten Fishman- Tonabnehmer sind ja recht neu am Markt und dementsprechend in noch nicht so vielen Serien-Instrumenten zu finden. Mir würden da zunächst die Signature- Gitarren von Deftones-Gitarrist Stephen Carpenter aus gleichem Hause einfallen, welche der Buz-7 am nächsten kommen. Eigenwillig ist hier nur der fehlende Halstonabnehmer, welcher weiter nach hinten Richtung Steg versetzt wurde. Sollten einem die Fishman-SRC-Pickups weniger wichtig sein, könnte natürlich auch eine reguläre LTD Horizon in Frage kommen.

Resümee

Auch wenn die LTD Buz-7 erstmal eher unauffällig aussieht, bleibt zu sagen, dass diese Gitarre zum einen einfach wahnsinnig gut klingt und zum anderen auch noch richtig gut verarbeitet ist. Klar, eine ESP aus dem US-amerikanischen oder japanischen Custom-Shop mag vielleicht noch eine Ecke besser sein; kostet dann aber auch ein vielfaches unserer Testgitarre. Bedenkt man den Street-Preis von ca. € 1449, muss man sagen, dass man hier eine Siebensaiter mit einem tierisch guten Preis/Leistungsverhältnis und absolut außergewöhnlichen bzw. vielseitigen Tonabnehmern bekommt. Für mich eines der Highlights im Bereich der modernen Metal-Gitarren in diesem Jahr. Was will man mehr?

Plus

  • Verarbeitung
  • Spielbarkeit
  • Fishman Fluence Pickups
  • Klang
  • Preis/Leistungsverhältnis

Aus Gitarre & Bass 01/2017

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