Lauschangriff!

German Classic On A Budget: Warwick Rockbass Fortress 5 im Test

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Profi-Ausstattung, Top-Verarbeitung und am besten noch ein einzigartiges Design – aber bitte zum kleinen Preis! Diesen Ansprüchen versucht Warwick in seiner Rockbass-Linie gerecht zu werden, die neben neuen Modellen ab und zu auch alte Bekannte zurückbringt…

(Bild: Marlon Stork)

Der mit dem langen Horn – den kennt man doch. Richtig: Das 1993 vorgestellte Fortress-Design war seiner Zeit ein echter Klassiker in der deutschen Basslandschaft und verkörperte den gleichermaßen soliden wie zeitgemäßen Arbeiterbass: Perfekt ausbalanciert, sehr flexibel im Ton und trotz Warwick-typischem Wengehals fair im Preis kalkuliert. Das Original hatte – je nach Ausführung – einen Ahorn- oder Eschekorpus und war nach dem Corvette das zweite Schraubhals-Modell der damals noch in Erlangen beheimateten Firma. Bis in die späten 90er-Jahre konnte sich der Fortress in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten (One, Masterman, R&B, Flashback) im Programm halten, dann verschwand er plötzlich für eine lange Zeit von der Bildfläche. Heute findet man den markanten Charakter-Bass in der Rockbass-Serie wieder – Made in China, bestens ausgestattet und doch recht bezahlbar. Wir haben uns die fünfsaitige Version genauer angeschaut.

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Das Ergonomie-Versprechen

Das Wichtigste vorab: Auch der neue Fortress spielt sich richtig gut. Das liegt zum einen an dem recht flachen Hals und der akkuraten Bundierung, zum anderen an der ergonomisch durchdachten Korpusform. Das lange Horn des zweiteiligen, schwarz lackierten Eschekorpus‘ positioniert den Fivestring in optimaler Spielposition; Arm- und Bauchshapings sorgen dafür, dass es nirgendwo unangenehm reibt oder drückt. Das Gewicht von 4,5 kg weiß die Schulter dank der günstigen Gewichtsverteilung zu verkraften, wobei es sicherlich noch leichtere Fünfsaiter auf dem Markt gibt. Der dreistreifige Ahornhals ist mit schmalen Ekanga- Furnieren verstärkt und in einem dezenten Mattfinish gehalten – das fühlt sich sehr natürlich an. Auf dem ca. 5 mm starken Palisandergriffbrett sitzen 24 sauber abgerichtete und auf Hochglanz polierte Jumbo-Bünde, der geschraubte Hals sitzt außerdem bombenfest in der extrem präzise gefrästen Halstasche. In Sachen Hardware kommen bewährte Zutaten aus eigener Produktion zum Einsatz: Arretierbare Warwick Straplocks, gekapselte Stimmmechaniken und natürlich der zweiteilige, äußerst massive Warwick- Guss-Steg, bei dem neben der Intonation und Saitenhöhe auch das Stringspacing eingestellt werden kann. Nicht fehlen dürfen außerdem die cleveren, patentierten Halsstab- und E-Fach-Deckel mit Schnappverschlüssen sowie der höhenverstellbare Just-A-Nut-III-Sattel – Details, die auch deutlich teureren Instrumenten gut stehen würden. Dass wir es beim chinesischen Fortress mit einem absolut seriösen Instrument zu tun haben, unterstreicht zuletzt auch die elektronische Ausstattung: Die beiden aktiven MEC-Humbucker im J-Format sind auf moderne Einspuler-Sounds getrimmt und geben ihr Signal an einen MEC-2-Band- EQ weiter, der von einem einzelnen 9V-Block im E-Fach gespeist wird.

Dank Schnappverschluss lässt sich das E-Fach mit einem Handgriff öffnen. (Bild: Marlon Stork)

Moderne Vielseitigkeit

Verarbeitung und Design alleine machen natürlich noch keinen guten Bass aus – wie klingt der neue Fortress also? Schon unverstärkt wirkt der Ton ziemlich fest und leicht komprimiert – diesen Bass bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Obwohl die verwendeten Hölzer im Vergleich zu den in Deutschland gebauten Warwick-Klassikern eher traditionell sind, hat der Rockbass-Fortress den fokussiert trockenen Growl, für den die Firma aus Markneukirchen bekannt ist. Natürlich kommt der Chinese nicht ganz so prägnant und charakterstark rüber wie die Topmodelle – das wird man jedoch angesichts der Preisdifferenz verschmerzen können. Am Verstärker überzeugen die MEC-Tonabnehmer mit einem sehr aufgeräumten und transparenten Ton; der punchig komprimierte Grundcharakter der Holzkonstruktion zieht sich hier wie ein roter Faden durch alle Pickup-Kombinationen. Der EQ arbeitet außerdem sehr musikalisch und liefert von aufgepumpten Slapsounds bis hin zu nörgeligen Stegpickup- Klängen alles, was man von ihm erwartet. Die gerne mal etwas kritische H-Saite fügt sich bei all dem erstaunlich gut in das Klanggeschehen ein und bleibt bis in die tiefsten Lagen transparent, was zu einem gewissen Teil auch der guten Werkseinstellung zuzuschreiben ist. Unterm Strich spielt dieser Fivestring seine Stärken besonders in einem musikalisch modernen Umfeld aus, wo ein kompakter Ton mit viel Definition, Attack und einer hohen Durchsichtigkeit gefragt ist – zum Beispiel im Funk, Metal, Fusion und auch R&B.

Resümee

Der Fortress aus Fern-Ost bringt alle Qualitäten mit, die ein stimmiges Instrument braucht. Gute Ergonomie trifft hier auf eine gewissenhafte Verarbeitung und hochwertige Ausstattung – heraus kommt dabei ein eigener und dennoch wandelbarer Ton, der in vielen verschiedenen Stilrichtungen zu Hause ist. Die Neuauflage des Fortress orientiert sich zwar nur bedingt an dem Original aus den 90ern, fängt jedoch die wichtigsten Merkmale ein und bringt den Klassiker zu einem bezahlbaren Preis in die Jetztzeit.

Plus

  • ergonomisches Design
  • punchiger Präzisions- Sound
  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • Spielbarkeit
  • Flexibilität

Minus

  • leicht erhöhtes Gewicht

Soundfiles

Im Folgenden findet ihr die zu unserem ausführlichen Test gehörenden Klangbeispiele.

 


Aus Gitarre & Bass 02/2017

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