Drei Jahre nach dem Tod ihres Gitarristen Jeff Hanneman sind Slayer scheinbar wie Phönix aus der Asche gestiegen. Ihr aktuelles Album ,Repentless‘ wird von Fans und Medien gleichermaßen gelobt und gilt schon jetzt als legitimer Nachfolger von Kultscheiben wie ,Reign In Blood‘, ,South Of Heaven‘ oder ,Seasons In The Abyss‘.
Anzeige
Auch auf der Bühne haben die amerikanischen Metal-Veteranen nichts an Intensität und Härte eingebüßt, auch dank des Hanneman-Nachfolgers Gary Holt, einem ehemaligen Mitglied von Exodus und engem Freund von Gründer, Gitarrist und Hauptkomponist Kerry King. Vor allem Kings unbeirrbarer Entschlossenheit ist es zu verdanken, dass Slayer – im Gegensatz zu den chronisch schwächelnden Metallica – weiterhin zu den energetischsten Thrash-Metal-Formationen der Welt zählen und auch in diesem Jahr die Massen begeistern.
Wir trafen uns mit Kerry King beim Slayer- Gig im Rahmen von Rock im Revier in der Dortmunder Westfalenhalle, ließen uns sein aktuelles Equipment zeigen und befragten ihn zu seiner neuen Rolle in der Band. Wobei: So neu ist sie eigentlich gar nicht …
Kerry, hat sich seit Jeff Hannemans Tod dein Leben signifikant verändert?
Kerry King: Nein, nicht sonderlich. Ich meine das überhaupt nicht respektlos, denn sein Tod hat mein Leben bei Slayer natürlich sehr verändert, nicht aber das als Privatperson. Bei Slayer sind Tom (Araya, Sänger und Bassist) und ich noch enger zusammengerückt. Auf dem neuen Album gibt es einen Song, der noch von Jeff geschrieben wurde. Ein weiterer wurde teilweise zwar aufgenommen, jedoch nicht ganz beendet. Ich hoffe, dass er vielleicht auf der nächsten Scheibe auftauchen wird. Insofern hat seine Abwesenheit bei den Aufnahmen natürlich schon einen gewissen Einfluss auf meinen Slayer-Alltag, auch wenn ich im Studio sowieso immer seine Rhythmusgitarren mit eingespielt habe. Viel mehr Input von seiner Seite gab es ja nicht.
Hat dich sein Tod geschockt? Denkst du seitdem vermehrt darüber nach, wie schnell das Leben vorbei sein kann?
Kerry King: Ehrlich gesagt: Ich hätte gerne daraus gelernt, besser auf mich aufzupassen. Aber ich tue es nicht. (lacht) Na ja, doch, ein wenig tue ich es schon. Solche schlimmen Dinge passieren nun einmal. Ein Jahr vor Jeffs Tod starb mein Gitarrentechniker Armand Crump. Er war gerade mal Anfang 30. Ich habe den Eindruck, dass die Leute momentan wie die Fliegen sterben. Wir alle kommen jetzt in ein gefährliches Alter. Das Leben als Musiker ist hart und kraftraubend, und wenn man nicht gut auf sich aufpasst, beißt man halt eher ins Gras, als wenn man etwas für seine Gesundheit getan hätte. Ich denke, ich befinde mich irgendwo dazwischen, lebe weder übermäßig gesund noch lasse mich allzu sehr gehen. Ich trinke nach wie vor mit den Jungs, vermutlich sogar zu häufig, aber ich bin halt Teil dieser Szene und habe einen Ruf zu verteidigen. Allerdings mache ich auf dieser Tour regelmäßig Fitness- Training und achte so zumindest ein wenig auf meinen Körper.
Wenn du sagst, dass Jeffs Tod dich und Tom enger zusammengeschweißt hat, heißt das: Die bandinterne Struktur ist heute eine andere als früher?
Kerry King: Na ja, bisher gab es bei Slayer drei Originalmitglieder, jetzt sind es eben nur noch zwei.
Also mehr Verantwortung für dich?
Kerry King: Oh ja, absolut. Elf der zwölf Stücke auf dem neuen Album stammen von mir. Fast 100% dessen, was Slayer heute darstellt, basiert auf meinen Ideen. Jeff und ich waren jeweils zu 50% die Komponisten von Slayer, und zwar nahezu über die gesamte Zeit. Von uns stammte die komplette Musik der Band. Für ,Repentless‘ habe ich die Stücke allein geschrieben, mit Ausnahme der Idee, die noch von Jeff stammte. Für mich war das durchaus eine Herkulesaufgabe, aber ich habe sie als Herausforderung betrachtet, und die neue Scheibe zeigt, dass es funktioniert hat.
Und ,Repentless‘ bekommt durchweg glänzende Kritiken. Hat dich die größere Verantwortung demnach besonders motiviert?
Kerry King: Zwei Jahre vor seinem Tod wurde Jeff bekanntlich von einer Spinne gebissen, auch damals übernahm ich seinen Part. Sein Arm sah wirklich schrecklich aus, deshalb fragte ich mich: Kann ich die Sache alleine stemmen, kann ich ein komplettes Album schreiben? Es funktionierte, und die Masse an weiteren Stücken, die wir bislang noch gar nicht aufgenommen haben, zeigt, dass ich der Sache gewachsen bin. Noch nie hatten wir so viel unveröffentlichtes Material in der Hinterhand wie diesmal. Mehr als 50% einer neuen Scheibe sind bereits aufgenommen und könnten verwendet werden, wenn wir es wollen. So etwas gab es bei uns noch nie. Ich freue mich darüber, denn es bedeutet, dass wir nicht wieder sechs oder sieben Jahre brauchen, um die nächste Scheibe an den Start zu bringen. Auf der aktuellen Tour gibt es viele freie Tage, mitunter zwei, drei hintereinander. An diesen Tagen arbeite ich am neuen Material, um nicht später zu Hause alles aufarbeiten zu müssen.
Bist du auf ,Repentless‘ stolzer als auf andere Slayer-Scheiben?
Kerry King: Ich bin sehr stolz darauf, aber nicht aus den genannten Gründen, sondern weil die Scheibe so gut geworden ist. Ich bin nicht auf alle Slayer- Werke stolz, aber ich mag ,Reign in Blood‘ sehr und bin auf ,Repentless‘ sogar noch etwas stolzer. Nicht etwa, weil es meine Songs sind, sondern weil das Album in sich schlüssig und vielseitig klingt. Es gibt schnelle Stücke, Punk- Nummern, Heavy-Tracks, stimmungsvolle Songs, alles was Slayer auszeichnet, und alles wirklich gut gemacht. Ich habe sehr produktiv mit unserem Produzenten Terry Date gearbeitet, er hat dem Album einen coolen Anstrich gegeben. Alles passt bestens, der perfekte Sturm, den man nicht hat kommen sehen.
War Gary Holt der logische Nachfolger für Hanneman? Habt ihr auch über andere Kandidaten nachgedacht?
Kerry King: Wir holten Gary, damit er uns 2012 auf der Australien-Tournee aushilft, weil Jeff wegen des Spinnenbisses nicht dabei sein konnte. Gary und ich hatten uns daher bereits früher darüber unterhalten, dass er gelegentlich bei Slayer aushelfen könnte. Man hängt so etwas nicht an die große Glocke, deswegen blieb es zunächst nur intern. Gary und ich sind befreundet, und einen Freund schickt man nicht ohne Not ins Fegefeuer der Öffentlichkeit. Als wir ihn dann in Australien brauchten, war er da und blieb. Gary war mein absoluter Wunschkandidat.
Musste er darüber kurz nachdenken? Bei Slayer einzusteigen verändert immerhin das ganze Leben.
Kerry King: Nein, denn er dachte ja, dass er nur kurz aushelfen soll. Wir alle dachten das. Wer außer Gary hätte perfekter gepasst? Ich äußere schon seit Jahren meine Bewunderung für Gary. Es ist lustig, ich habe erst kürzlich darüber nachgedacht: Die beiden Originalgitarristen von Exodus spielen jetzt bei zwei von vier Bands der ,Big 4‘ (als die ,Big 4‘ des Thrash-Metals gelten Metallica, Megadeth, Slayer und Anthrax; bei Metallica spielt bekanntlich der ehemalige Exodus-Gitarrist Kirk Hammett). Faszinierend! Gary kam, um auszuhelfen, und wurde festes Band-Mitglied.
Wie war es im Studio mit ihm? Immerhin ist ,Repentless‘ eure erste Zusammenarbeit.
Kerry King: Es war super einfach. Ich machte mir im Vorfeld zu jedem Aspekt meine Gedanken, überlegte, ob ich Gary am Songwriting beteiligen sollte und was die Fans wohl dazu sagen würden. Ich sprach mit Tom darüber. Ich sagte: „Ich fände es cool, wenn Gary ein paar Soli übernimmt, auch damit er auf der Bühne nicht das Gefühl hat, nur Covernummern zu spielen.“ Zumal Gary jede Nummer auf ein höheres Niveau hebt. Außerdem waren Slayer immer eine Zwei-Gitarren-Band. Mit Gary passt es hervorragend, er hat ein paar Soli übernommen, was gut für die Fans und für ihn ist.
Also stammen sämtliche Rhythmusgitarren, alle Overdubs und einige der Soli auf ,Repentless‘ von dir?
Kerry King: Richtig. Letztendlich arbeite ich bereits seit fast 20 Jahren so. Deswegen vermisse ich auch nicht Jeffs Gitarrenspiel, sondern seine Gegenwart. Er hat tolle Soli beigesteuert, aber die Rhythmusgitarren stammten fast immer von mir. Sobald ich einen Rhythmuspart fertig hatte, wechselte ich zu Jeffs Gitarren- Rig und spielte auch die zweite Spur ein. Nicht etwa, weil Jeff es nicht hätte spielen können, sondern weil es Zeit sparte. Er war damit einverstanden, also machten wir es so.
Wenn du ,Repentless‘ mit eurem Debüt vergleichst: Was ist gleich geblieben, was hat sich verändert?
Kerry King: Unterschiede sind schwer zu erklären. Damals auf unserem Debüt wollten wir eher hartes, atmosphärisches Zeugs spielen. Spätere Songs wie ,Seasons In The Abyss‘ oder ,Dead Skin Mask‘ waren da schon eine Weiterentwicklung, ebenso wie ,When Stillness Comes‘ . Solche Songs forcierte vor allem Jeff. Für mich war es eine ziemliche Herausforderung, mein Faible für die härteren und atmosphärischen Nummern durchzusetzen. Aber immer wenn Tom dazu sang, klang es großartig und typisch nach Slayer.
Deine Hooks und Riffs auf ,Repentless‘ unterscheiden sich also nicht sonderlich von denen auf eurem Debüt?
Kerry King: Natürlich habe ich mich weiterentwickelt. Zu Zeiten unseres Debüts waren Jeff und ich gerade erst 19. Wir beide sind über die Jahre als Gitarristen besser geworden. Ob sich auch mein Songwriting verbessert hat? Nun, das ist ja eine Frage des Geschmacks. Ich finde, dass ich ein besserer Komponist geworden bin, aber manche Fans mögen das anders sehen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte. Im Vergleich zum ersten Album sind meine Riffs besser, im Vergleich zur dritten Scheibe sind sie meines Erachtens auf einem ähnlichen Niveau. Der Grund, weshalb ich diese Musik mache, weshalb Jeff und ich sie jahrelang gemacht haben, ist die Suche nach dem perfekten Riff. Habe ich es bereits gefunden? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Tony Iommi hat es vermutlich bereits vor 40 Jahren gefunden. (lacht) Das ist es, was uns antreibt, nämlich das nächste Riff noch nicht zu kennen und den Song, den man daraus entwickelt. Das ist der größte Spaß an der Sache.
Hast du nie die Sorge, dich selbst zu kopieren oder zu wiederholen?
Kerry King: Doch natürlich, und das macht die Sache ja auch schwieriger. Denk nur einmal an die vielen Stücke, die 1983 noch gar nicht geschrieben waren. Metallica, Black Sabbath, ihre Songs basieren alle auf Riffs, die es vorher noch nicht gab und die man hätte nehmen können, wenn sie einem eingefallen wären. Im Vorfeld von ,Repentless‘ habe ich mir viele Gedanken gemacht, denn wenn man sämtliche Songs alleine schreibt, ist die Gefahr natürlich ziemlich groß, dass man etwas bereits Bekanntes kreiert. Aber ich denke, dass wir es geschafft haben, dies zu vermeiden.
Du musstest also Ideen wieder verwerfen, weil es sie so oder ähnlich bereits gab?
Kerry King: Ja, natürlich. Es gab Riffs, die mich an die Slayer-Vergangenheit erinnerten, oder an alte Judas-Priest-Songs. Manchmal weiß man nicht sofort, woher man etwas kennt, und ein paar Wochen später fällt einem plötzlich ein: Ach ja, das habe ich bei dem oder dem schon mal gehört. An diesem Punkt verwerfe ich die Idee oder aber ändere sie. Ich hoffe immer, dass ich so etwas merke, bevor ein Song veröffentlicht ist, denn ich will ja niemanden beklauen.
In welcher Phase deiner Karriere hast du dich musikalisch am stärksten weiterentwickelt?
Kerry King: Als Mensch gibt es keine bestimmte Phase, als Musiker würden unsere Fans sicherlich behaupten, dass ich mich zwischen 1985 und 1990 am meisten weiterentwickelt habe, also in der Phase von ,Reign In Blood‘, ,South Of Heaven‘ und ,Seasons In The Abyss‘ . Ansonsten entwickelt sich das Leben gleichmäßig. Auf den ersten fünf Scheiben waren wir noch kleine Jungs, dann kamen Familien, eigene Kinder, Band-Mitglieder stiegen aus, Produzenten wechselten, man verlor Freunde, das Leben änderte sich. Natürlich bin ich nicht mehr der Gleiche wie mit 19, aber ich widme immer noch den Großteil meiner Zeit dieser Band. Heutzutage wollen Tom und ich natürlich auch Zeit mit unseren Familien verbringen, was 1983 noch nicht der Fall war. Am Ende des Tages versuchen wir nur, möglichst allen Seiten gerecht zu werden.
Gilt das auch immer noch für deine Ambitionen, ein eigenes Gitarren- Markenzeichen zu entwickeln? Deine BC-Rich-Modelle sind heute mehr denn je Kult.
Kerry King: Als ich in den Achtzigern erstmals zu BC Rich kam, wollte ich unbedingt eine Gitarre, die völlig anders aussieht als die normalen Modelle. Deswegen stieß ich auf das Warlock-Modell. Ich liebe Les Pauls und Stratocasters, aber ich wollte sie nie spielen. Ich wollte den Fans vor der Bühne zeigen, dass ich mein eigenes Ding durchziehe. Also ging ich in das große Lagerhaus von BC Rich, das 35 Kilometer von meinem Zuhause entfernt war, um eine Warlock zu kaufen. Aber der Mitarbeiter riss das Preisschild ab und sagte: „Wir möchten sie dir schenken.“ Ich war total erstaunt. Heutzutage denkt jeder Newcomer, er müsse unbedingt endorsed werden. Wir dagegen hatten damals gerade zwei Alben draußen, ich erwartete also nichts. Von niemandem. Die BC-Rich-Mitarbeiter zeigten mir Briefe von Kunden, die nach einer Gitarre wie die von Kerry King suchten. Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt und ging mit einer kostenlosen Gitarre wieder nach Hause. Drei Jahre später dachte ich über einen Flying-VStyle nach, also 22 Bünde, kein Whammy Bar. Ich ging zu Bernie Rico (Bernardo Chavez Rico, Gründer von BC Rich) und fragte ihn: „Schon mal über einen V-Type nachgedacht? Nur mit leicht geänderter Form, 24 Bünde, mit Kahler-Vibrato und eurer neuesten Technik.“ Sie bauten zwei Prototypen. Den ersten schenkte Bernie einem seiner Söhne, den zweiten mir.
Hast du ihn noch?
Kerry King: Ja, es ist der graue, den ich in den Achtzigern gespielt habe. Damit fing alles an, von da an wusste ich, was ich wollte. Anschließend brachte Jackson eine King-V auf den Markt, ich dachte: „Hey Leute, wollt ihr mich verarschen?“ Aber irgendwie musste ich auch darüber lachen. Ich fühlte mich bestätigt, auch weil BC Rich das Modell dann für den breiten Markt baute. Damals spielte kaum jemals Flying V, allenfalls Michael Schenker mit seinem schwarz-weißen Modell. Aber Schenker war für viele schon damals eine Reizfigur. Klar, auch mich hassen eine Menge Leute, aber es gibt halt auch viele Slayer-Fans, und ich wollte, dass die Flying V einen Popularitätsschub bekommt. Ich denke, das ist mir gelungen. Als ich dann das zweite Mal zu BC Rich wechselte, schlug mir Bernies zweiter Sohn Bernie Rico Jr. das Tribal- Artwork vor. Ich war sofort einverstanden und ließ den Typen, der mir meine Tribal- Tattoos designt hatte, auch meine Gitarren designen. Insofern ist das Design quasi die Fortsetzung meiner Körperkunst.
Wobei das Phänomen ist, dass nicht nur Slayer-Fans diese Gitarren kaufen.
Kerry King: Genau dieser Aspekt war für mich von besonderer Bedeutung. Ich wollte von Beginn an, dass diese Gitarre für sich alleine steht, und nicht als reines Kerry-Kingoder Slayer-Modell wahrgenommen wird.
Aber die Idee, dich wie jetzt Zakk Wylde mit Wylde Audio oder Kirk Hammett mit KHDK selbstständig zu machen, hattest du nie?
Kerry King: Nein, das war für mich nie ein Thema.
Weil du es für keine gute Idee hältst?
Kerry King: Ich kann die Frage nicht beantworten. Zakk ist ein guter Freund und ich werde garantiert nichts Negatives über ihn sagen. Aber ich muss zugeben, dass ich über deine Frage auch schon lange nachdenke. Ich traf ihn letztens in einer amerikanischen Fernsehsendung namens „That Metal Show“. Ich sehe ihn nur sehr selten, weil wir ständig auf Tour sind. Zakk war an diesem Abend der Haupt-Performer und trat immer vor und nach den Werbeeinblendungen auf. Es war das erste Mal, dass ich seine Gitarre, seine Boxen und seine Pedale hörte. Und damals wie heute weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Ich freue mich für ihn und hoffe, dass er damit glücklich ist. Aber ich sehe es halt auch aus der Perspektive seiner bisherigen Endorser, die ihn jahrelang unterstützt haben. Für sie muss es wie ein Schlag ins Gesicht sein. Deswegen weiß ich nicht, ob es eine gute Idee war.
Welche Visionen hast du? Als Mensch und als Mitglied von Slayer?
Kerry King: Ich habe das Gefühl, dass ich keine großen Ziele mehr habe. Alles was ich machen wollte, habe ich gemacht. Mit einer Ausnahme: Ich würde gerne einmal in Südafrika spielen. Slayer waren noch nie dort. Das Gleiche gilt für China, die uns wegen des Songs ,Blood Red‘ die Einreise verweigert haben. Eigentlich ein Witz bei all dem Scheiß, den wir sonst so verzapft haben, dass sie uns ausgerechnet wegen dieses Songs hassen.
Würde dich Kuba reizen? Stichwort: Rolling Stones.
Kerry King: Nein, Kuba interessiert mich nicht. Das klingt zwar schrecklich, denn ich habe nun wirklich nichts gegen das Land, aber für mich ist Kuba wie Florida. Mich interessieren nur völlig andere Kulturen. Ach ja, einen Wunsch habe ich noch vergessen: Ich würde gerne einmal eine Show mit AC/DC spielen. Aber die rutschen momentan ja leider von einer Verlegenheit in die nächste. Mit allen anderen großen Bands haben wir gespielt, mit Black Sabbath, Judas Priest, Iron Maiden.
Letzte Frage: Wie darf man sich den privaten Kerry King vorstellen? Hast du einen Garten, gehst du angeln …
Kerry King: … nein, ich mache keine langweiligen Dinge. Sorry an alle, die gerne angeln, aber nicht einmal mein Bruder und meine Schwester haben es vor 40 Jahren geschafft, mich dafür zu begeistern. Ich hasse Angeln. Ich brauche in meiner Freizeit nur Entspannung und Ruhe. Zu Hause zu sein ist für mich die pure Entspannung, weil mein Musikerleben so hektisch und umtriebig ist. Wenn man mich fragt, was ich im Urlaub mache, kann ich nur sagen: Mein Heim ist mein Urlaub. Für meine arme Frau ist das natürlich blöd, denn sie sitzt daheim und möchte in ihrem Urlaub gerne etwas erleben. Aber ich bin wohl irgendwann einmal zulange unterwegs gewesen, als dass ich freiwillig verreisen würde …
Gut nachvollziehbar, Kerry, alles Gute für deine Zukunft!