Setting: Los Angeles

Gitarren-Dealer der Promis: Norman’s Rare Guitars

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Norman Harris, von Norman’s Rare Guitars in Los Angeles, versorgt seit über 40 Jahren Musiker, Sammler, Stars und auch prominente Filmemacher mit den teuersten und seltensten Gitarren, die man sich vorstellen kann …

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(Bild: Thomas Berg)

Dabei ist Norman’s Shop in einer der unzähligen Einkaufs-Ecken am Ventura Boulevard von außen mehr als unscheinbar. Der Laden ist weit außerhalb der touristisch erschlossenen Stadtteile von L.A. – ohne Auto mit Navi schlicht nicht zu erreichen. Das umliegende Ambiente mit Pizza-Imbiss und Handy-Ramschladen passt zu diesem Gitarrenmekka in etwa so wie eine Gourmet-Theke neben einen 1-Euro-Shop.

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(Bild: Thomas Berg)

Auch wenn Norman Harris sein Geschäft problemlos in der teuersten Gegend von Beverly Hills unterbringen könnte, glaubt er, dass die Abgelegenheit von Paparazzi und Touristen-Rummel einer der Gründe dafür ist, warum die echten Größen des Musik- und Show- Biz so gerne bei ihm ein- und ausgehen: Hier lauert ihnen bestimmt niemand auf! Wer vermutet schon Bruce Springsteen, Slash, Jimmy Page, Robin Trower, John Mayall, Joe Perry, The Eagles, U2 oder Eddie Van Halen in Tarzana, in einer hässlichen Strip Mall?

Als ich Mitte April das 6000 qm große Ladenlokal betrat, telefonierte Harris gerade mit Tom Petty. Die beiden mussten noch Details für zwei von Harris mitgesponserten „Mudcrutch“-Benefit- Konzerte Ende Mai zugunsten Obdachloser besprechen. Nachdem er aufgelegt hatte nahm sich Norman trotz meines unangekündigten Besuchs bereitwillig Zeit, um mir einige seiner Schätzchen zu zeigen, etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern und mich für weitere Infos auf seine gerade erschienenen Memoiren „Confessions of a Vintage Guitar Dealer“ aufmerksam zu machen: mit Vorworten von Joe Bonamassa und Richie Sambora! Memoiren eines Gitarrenhändlers? In diesem Fall tatsächlich ein spannendes Thema.

Miami

Norman wuchs in Miami auf und spielte als Keyboarder in diversen Bands wie „Aztecs“, „Bangles“, „Kollecktion“ oder „Katmandu“ mit Bobby Caldwell an der Gitarre und Little Richards Bruder Peyton Penniman als Manager. Es waren gute Bands, trotzdem war das Auskommen als Berufsmusiker ohne den ganz großen Durchbruch schon damals nicht besonders gut. Es war Mitte der 60er als er für seine Band einen gebrauchten Bass kaufte, einen Fender Jazz Bass für $85. Der Bass schien gut zu sein, denn sämtliche Freunde, u.a. auch Jaco Pastorius, boten ihm bis zu $300 für das alte Teil an.

Er dachte sich, dass es eventuell ein lohnender Nebenverdienst sein könnte, mehr solcher gebrauchten Instrumente ausfindig zu machen und sie weiterzuverkaufen. Gitarren-Fachzeitschriften, Price Guides und Tom Wheelers „American Guitars“ gab es noch nicht, und so wusste niemand wirklich was gebrauchte Instrumente kosten sollten. Sie waren mal stark überteuert oder extrem billig im Handel. Harris fing damit an, Anzeigen zu durchforsten und stieß auf Inserate wie „Zu verkaufen: Herd, Kühlschrank, Gitarre, Couch.“ In diesem konkreten Fall handelte es sich um eine blonde Vorkriegs-Gibson-L-5 in Mint Condition inkl. Koffer, welche er von $25 auf $20 runterhandelte. Eine Obsession war geboren. Zwischen Gigs und Aufnahmen investierte er seine gesamte Energie in die Jagd nach gebrauchten Gitarren und Bässen. Er kaufte früh morgens die Zeitung sobald sie im Kiosk lag, er fuhr Musik- und Second-Hand-Läden ab. Auch Pfandhäuser nahm er auf seiner täglichen Route mit, wo er z.B. einmal eine 59er Stratocaster mit Slabboard-Palisandergriffbrett für $35 kaufte. Der Gewinn beim Verkauf wurde natürlich sofort in weitere Instrumente investiert.

Los Angeles

1972 zog er mit seiner Frau, seiner kompletten Band Katmandu und etwa 40 Instrumenten im Gepäck nach L.A., um dort ein Album beim Label Mainstream Records aufzunehmen. Sein Neben-Job boomte: Denn einerseits gab es hier sehr viel mehr zahlungskräftige Musiker als in Florida, andererseits gab es auch viele gescheiterte Existenzen, die nach ausgebliebenem Erfolg ihre sieben Sachen verkauften um sich ein Ticket zurück in die Heimat leisten zu können. Es sprach sich rum, dass Harris recht hohe Preise für gebrauchte Instrumente (in gutem Zustand) zahlte, weswegen er manchmal etwas belächelt wurde. Aber er wusste genau was er tat.

Er baute sich nach und nach ein kleines aber treues Klientel auf, das ständig auf der Suche nach hochwertigen Gitarren war. Nach wie vor fuhr der unermüdliche Kleinunternehmer auch in L.A. täglich verschiedene, sorgfältig ausgearbeitete Routen ab um ein gutes Instrument als erster zu entdecken. Auch Annoncen waren immer noch eine bewährte Fundgrube, und so fand er heraus, wo es die Sunday L.A. Times als erstes gab – Samstagmorgens um 5 Uhr an der Greyhound Busstation. Er rief sogar bei Inserenten an die Pferde verkauften, da er sich dachte, dass Cowboys vielleicht auch Gitarre spielten. Mit der Zeit baute er sich einen Grundstock an außergewöhnlichen Gitarren auf, darunter Pre-War-Martin-Flattops, Gibson- Archtops und Les Pauls, 50er-Jahre- Fender-Modelle mit Custom Colors und so weiter.

Eines Tages rief der befreundete Besitzer eines Shops in West-L.A. an, er habe einen Kunden da, der eventuell Interesse an einer seiner Sunburst Les Pauls hätte. Beatles-Fan Harris fuhr hin und traf auf George Harrison. Die beiden fuhren zu seinem Appartment in Sherman Oaks, und Harrison kaufte verschiedene Les Pauls, eine 56er Strat und einen Princeton Amp. Harrison wollte gerne noch seine Gretsch Country Gentlemen gegen eine weitere Les Paul tauschen, aber Norman lehnte dankend ab. Einerseits war er damals noch nicht an Gretsch-Gitarren interessiert, andererseits hielt er es für ausgeschlossen, dass ihm jemand glauben würde, er hätte George Harrisons Gretsch, und er wollte nicht als Lügner verdächtigt werden. Heute bezeichnet Harris diese verpasste Chance als den größten Deal, den er nie gemacht hat.

Immerhin wurde zu dieser Zeit vermehrt die Prominenz auf ihn aufmerksam. So brachte ein Freund eines Tages Bob Dylan mit, der wiederum später seinen Bekannten diesen Gitarrenhändler vorstellte, wie z.B. Joni Mitchell, Robben Ford oder Tom Scott. Trotz dieser interessanten Leute im Haus, drängte Normans Frau darauf, dass er bitte einen Laden aufmachen sollte, zumal es mit der Band inzwischen nicht mehr so gut lief. So eröffnete Harris im Februar 1975 Norman’s Rare Guitars mit etwa 500qm Ausstellungsfläche in Reseda, unweit des heutigen Ladenlokals am Ventura Boulevard.

Hollywood

Ein weiterer unverhoffter Markt für Harris kam hinzu, als Stammkunde und Schauspieler David Carradine (Kung Fu) 1976 fragte, ob er für seinen aktuellen Film „Bound For Glory“ (deutscher Titel „Dieses Land ist mein Land“, die Verfilmung der Lebensgeschichte von Folk-Sänger Woody Guthrie) ein paar authentische Instrumente ausleihen könnte. Harris verlieh für den Film etwa 30 Dust- Bowl-Ära Gitarren aus und war von da an Hollywoods Ansprechpartner für historisch korrekte Film-Gitarren. Robbie Robertson von The Band fragte Harris nach Instrumenten für „The Last Waltz“, und dieser Martin-Scorsese-Film wurde durch Harris’ Leihgaben zu einer Parade fantastischer Vintage-Gitarren, unter anderem der einzigen Martin 0045-K aus Koa-Holz. Auch die rote Gibson ES-345 mit Vibrato aus „Zurück in die Zukunft“ stammte von Harris. Mit Baujahr 1961 war sie für den 50er-Jahre-Tanzball zwar zeitlich nicht ganz passend, sie gefiel dem Regisseur aber besser als die von Harris zunächst vorgeschlagene ES-5 Switchmaster.

Nicht zu vergessen ist auch die Sammlung von Nigel Tufnel (gespielt von Christopher Guest) im Film „This Is Spinal Tab“ von 1984. Alle Instrumente stammen von Harris, selbstverständlich auch die wunderschöne 59er Les Paul mit dem mutmaßlich fantastischen Sustain, sowie der 66er Foam Green Fender VI Bass. Inzwischen waren Harris’ Instrumente in über 100 Filmen, Shows, Werbe- und Video-Clips zu sehen, wobei er heute jedoch nicht mehr verleiht, sondern seine Instrumente verkauft, und falls diese die Dreharbeiten unbeschadet überstehen, zu einem vorher festgelegten Rabatt zurückkauft. Wenn sich jemand solche Deals erlauben kann, dann Norman Harris, dessen Shop durch diverse Artikel in Fachmagazinen mit der Zeit auch über die Stadtgrenzen hinaus als einer der exklusivsten und größten Vintage-Gitarrengeschäfte der Welt bekannt wurde. Der japanische Stammkunde und Musikjournalist Mac Yamada verfasste z.B. in den 80ern einige Artikel über Harris, in Folge derer er seitdem viele Vintage-Sammler aus Japan als Kunden gewonnen hat.

Trotz seines Geschäftssinns ist Norman Harris all die Jahre auch ein passionierter Sammler geblieben, der bei einigen Instrumenten nach wie vor Schwierigkeiten hat loszulassen. So umfasst seine private Gitarrensammlung etwa 900 Stücke, darunter alle begehrten Jahrgänge und Farben von Gibson, Fender, Martin und Co. in jeweils bestem Zustand. Dabei finden sich nicht selten Einzelstücke von unschätzbarem Wert, wie z.B. seine 57er Desert Sand Strat mit All-Rosewood-Neck und Gold- Anodized-Pickguard.

Bereits Norman Harris Großvater handelte übrigens um 1900 mit seltenen klassischen Violinen wie Stradivaris, Guarneris oder Amatis. Und heute decken sich Stars wie die Foo Fighters oder Green Day vor Aufnahmesessions mit Inspirationsquellen von Rickenbacker oder Gretsch bei dessen Enkel ein. Was für eine Geschichte!

www.normansrareguitars.com

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sehr interessante Fotostory.Es ist wirklich gut,daß es solche Schätze überhaupt noch gibt.Mag sein,daß da die eine oder andere alte Gitarre vielleicht sogar “etwas überbewertet” und dadurch letztendlich viel zu teuer verkauft wird.Jedoch gibt es mit Norman Rare Guitars in L.A. wenigstens einen Fachmann und Kenner für seltene Gitarren,der diese Kostbarkeiten zu schätzen weiß,und diese besagten Raritäten für die Nachwelt erhält.Ein sehr informativer und kurzweiliger Bericht,den ihr Redakteure von Gitarre&Bass da veröffentlicht habt.Ich wünschte mir zukünftig noch viel mehr solcher ansprechenden Fotoberichte,und evtl. gibt es diesbezüglich sogar einige Anregungen für deutschsprachige erfahrene Fachbuchautoren,über so manchen etablierten Gitarrenhersteller informative Literatur zu eben dieser Thematik für interessierte Leser/-innen zu verfassen.Bekannte Hersteller wie z.B. die Marken B.C.Rich,Hopf und viele andere namhafte Label wurden meines Wissens nach bisher leider noch nicht literarisch als Bildband oder Fachbuch veröffentlicht.Auch hierzulande weit weniger bekannte japanische Gitarrenfabrikanten wie etwa El Maya/aus Kobe,Kawai,Pearl,Tokai,Burny und viele weitere mehr aus der damaligen Epoche elektrischer Gitarren aus Japan würden als Fachliteratur für Gitarristen und Sammler vermutlich gerne angenommen werden.Wahrscheinlich wissen heute leider nur sehr wenige Gitarristen,daß besagte Hersteller wie Kawai bis dato nicht nur sehr edle Pianos fertigen,sondern damalig auch kurzzeitig E.-Gitarren,wie z.B. die Kawai Aquarius Serie bauten,und der etablierte Schlagzeugfabrikant Pearl damals die elektrischen Pearl Custom Deluxe Doublecut Gitarren in Japan herstellte,die der Epiphone Genesis Gitarren Modelle zumindest optisch sehr ähnlich waren.Wie gesagt,da besteht doch bestimmt noch großer Bedarf an weiterem Fachwissen über bekannte und entlegene Gitarrenfabrikanten aus aller Welt,-oder?!? Ich wünsche euch einen schönen zweiten Advent!

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  2. Hallo zusammen!
    Ich besitze eine >>Roger Junior<< aus den 60er Jahren. Das seltene Meisterstück stammt aus der bekannten Schmiede des legendären deutschen Gitarrenbauers
    Roger Rossmeisl.
    Frage: Welcher kundige Fachmann könnte denn das Instrument mal begutachten und korrekt bewerten?
    Über eine sachkundige Antwort würde ich mich freuen.
    MfG
    Volker Rosenberger

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  3. Hallo
    ich besitze eine Ibanez Doppelhals ( 6- 12 Seiten) Gittarre Baujahr 1976
    und möchte wissen welchen Wert die Gitarre hat.

    Gruß

    Jürgen Podlutzky

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    1. Ist das ein SG Nachbau (Stairways to Heaven) oder die aus der ST-Serie?

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  4. Ein Freund besitzt eine fender Strat. Von 1964.
    Gut erhalten
    Wie wird die Gitarre gehandelt ?

    Gruß Hans-heinrich

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