Morgen, am Samstag, dem 09. Oktober, eröffnet die Holy Grail Guitar Show (HGGS) im Estrel in Berlin seine Pforten. Für zwei Tage werden dort nicht weniger als 135 Gitarrenbauer aus aller Herren Länder ihre Werke ausstellen. Insgesamt hatten sich ca. 250 beworben, und von den 135 Ausstellenden sind 30% zum ersten Mal dabei.
Heute morgen im Café um die Ecke traf ich z. B. John Widman aus North Carolina, der zum ersten Mal bei der HGGS ausstellt und schon ziemlich aufgeregt war. Wurde ihm doch ein Standplatz neben Jens Ritter zugeteilt, der in der Handmade-Guitar-Szene eben eine richtig große Nummer ist.
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In den zwei Tagen vor der HGGS richtet der veranstaltende EGB, der European Guitar Builders e.V., neben der eigenen Vollversammlung etliche Vorlesungen und Roundtable-Gespräche mit Themen aus, die sich rund um das Dasein als Gitarrenbauer in der heutigen Zeit drehen. Da wechseln sich Themen wie Holz- oder CNC-Kunde ab mit Tipps zum effektiven Umgang mit Internet, aber auch Historisches wie ein Seminar über den Einfluss von Johann Georg Stauffer auf den modernen Gitarrenbau kommt nicht zu kurz. Alles in allem ein rundum gelungenes Angebot für die Gitarrenbauer, die mitunter weit gereist waren, und – so der allgemeine Tenor – sich sehr wohl in dieser noch recht jungen Community fühlen.
Die HGGS findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Ich traf mich mit Michael Spalt, dem Präsident des ausrichtenden EGB, um über die kommende Veranstaltung zu sprechen und auch einen Ausblick in die Zukunft zu riskieren.
G&B: Steigt die Vorfreude auf die nächste Ausgabe der Holy Grail Guitar Show? Spalt: Ja! Die Organisation steht, viele Gitarrenbauer sind schon da, und die Community wächst und wird sehr lebendig. Anfangs war es noch so, dass die Gitarrenbauer uns – den EGB – als Dienstleister gesehen haben, aber das hat sich geändert und ist einem Wir-Gefühl gewichen. Wir sind ja im Prinzip die Außenseiter im Business, und allen ist klar geworden, dass wir in der Summe eine stärkere Außenwahrnehmung erreichen als Einzelkämpfer, die wir natürlich auch alle sind.
G&B: Was erwartet der EGB von der dritten HGGS? Spalt: Wir haben keine konkreten Erwartungen. Von Anfang an hatten wir keine Erwartungen, sondern sind einfach gestartet. Und es war nicht leicht, aber wir haben es doch geschafft und die Show genießt mittlerweile weltweit einen sehr guten Ruf.
GB: Zur zweiten HGGS sind weniger Zuschauer gekommen als zur ersten. Wie geht ihr damit um? Spalt: Da wird natürlich intern darüber geredet. Z. B., könnten wir bekannte Musiker einladen, um Fans zur Veranstaltung zu ziehen. Oder Events wie Autogrammstunden in die Veranstaltung zu integrieren. Oder Effektpedal-Hersteller zulassen. Aber ich bin da eher skeptisch, denn das alles würde den Charakter der HGGS doch sehr verändern. Es wird aber auch hinter den Kulissen viel diskutiert, und wir überlegen laufend, an welchen Schrauben wir drehen können, um die Show noch interessanter zu machen. Aber mal im Ernst – was sagen reine Zuschauerzahlen denn nun wirklich aus? Wenn wir nur 600 Zuschauer hätten, von denen aber viele Sammler und Guitar-Maniacs ihre Bestellungen hier lassen, kann das für alle effektiver sein als eine Show mit 2000 Zuschauern, die sich die Instrumente nur anschauen wollen oder wegen berühmter Musiker kommen. Deshalb ist es eine unserer Aufgaben, eine gute Balance zwischen Eventcharakter und Ausstellung unserer wertvollen Instrumente zu finden.
GB: Ihr habt in diesem Jahr die Local Wood Challenge ausgerufen. Was genau ist das? Spalt: Da werden Gitarrenbauer Instrumente ausstellen, die aus den in ihrer Region heimischen Hölzern gebaut worden sind. Und: Wir denken auch darüber nach, eine Essential Guitar Challenge zu veranstalten, innerhalb derer die Gitarrenbauer in Instrument bauen auf unsere Art und Weise zu bauen, das auf das Wesentlichste reduziert ist. Um damit in Preisregionen zu kommen, die auch für viele Musiker interessant sein könnte. Denn mansche sagen uns nach, dass die HGGS eine elitäre Luxusmesse wäre, auf der nur Instrumente ausgestellt werden, die sich eh kein Musiker leisten könnte. Die Essential Guitar Challenge könnte auf diese Kritik eine Antwort geben.
G&B: Nächstes Jahr wird die HGGS nicht stattfinden. Spalt: Richtig, das Estrel ist im nächsten Herbst ausgebucht. Da im Herbst auch immer andere Shows stattfinden wie die in Santa Barbara, Woodstock, Cremona und andere, planen wir, die nächste HGGS erst im Mai 2018 in Berlin zu machen.
G&B: Die Musikmesse Frankfurt ist auch mit euch in Kontakt getreten? Spalt: Ja, das ist richtig, denn dort scheint sich was zu tun. Für einige unserer Aussteller ist sicherlich die Frankfurter Messe nach wie vor wichtig. Warum sollen wir also dort nicht ausstellen, wenn die Bedingungen für uns akzeptabel sind? Auch das würde unserem Berufsstand helfen. Und darum allein geht es dem EGB…
Gitarre & Bass wird wie immer direkt von der Holy Grail Guitar Show 2016 berichten – stay tuned!
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