Interview

Wolf Alice: Cool, Brit & Alternative

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Bereits mit ihren ersten beiden EPs avancierte die Londoner Band zu Englands neuen Indie-Darlings. Im Sommer 2015 erschien das Debüt-Album ,My Love Is Cool‘ und erneut überschlugen sich die Reaktionen. Am 15. Februar 2016 waren Wolf Alice bei den US-Grammy-Awards in der Kategorie Best Rock Performance nominiert, den Preis gewannen letztlich die Alabama Shakes.

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(Bild: CAROLINE, UNIVERSAL, CAROLINE/UNIVERSAL/JENN FIVE, MÜLLER)

Wolf Alice scheint dies gar nicht so wichtig zu sein. So erwähnte Gitarrist Joff Oddie einmal, dass eine Grammy-Nominierung nichts sei, verglichen damit on the road zu sein. Insofern war es eine gute Woche später wohl auch kein Drama, als das Quartett bei den Brit Awards in der Kategorie „British Breakthrough Act“ ebenfalls nicht vorne landen konnte. Für alle Interessierten: Catfish & The Bottlemen machten das Rennen, vor James Bay, Years & Years, Jess Glynne und eben Wolf Alice. Es ist eine Binsenweisheit, dass solche Preise genauso wie Charts-Platzierungen wenig bis nichts über die musikalische Qualität aussagen.

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Dennoch setzten Wolf Alice mit beiden Nominierungen ein weiteres dickes Ausrufezeichen hinter ihre bisherige Karriere. Die Geschichte der Band aus Nord-London begann 2010, als Ellie Rowsell (voc/g) und Joff Oddie (g/voc) als Folk-Duo auftraten. Zwei Jahre später kamen Theo Ellis (b) und Joel Amey (dr/voc) hinzu. Nach zwei Singles erschien im Herbst 2013 die EP ,Blush‘, im Frühjahr dann mit ,Creature Songs‘ eine weitere EP. Ab dem Juli 2014 konnte man sich auch in Germany von vier großartigen Songs, wie dem Knaller ,Moaning Lisa Smile‘ mitreißen lassen. Das erinnerte an den Grunge der 90er- bis hin zum düsteren Gothrock der 80er-Jahre – und strahlte doch etwas ganz Eigenes aus. Sängerin Rowsell beeindruckte mit einer dynamischen Phrasierung zwischen glockenklarem Timbre über Falsett bis hin zu rockenden Ausbrüchen.

Und analog dazu gab‘s von Joff Oddie exklusive GitarrenSounds zwischen tollem Clean-Hall und Riff-Gewitter. Man durfte also auf das Debüt-Album gespannt sein. Das heißt ,My Love Is Cool‘ und kam in Deutschland im Juni 2015 raus. Und es gehört im Rückblick definitiv zu den spannendsten Alternative-Rock-Produktionen des vergangenen Jahres. Von ruhigen hypnotischen Songs über Shoegaze-Pop bis hin zu brachialen Rockern wird die ganze alternative Palette geboten, bei gleichzeitig vorhandener Mainstream-Kompatibilität. Zwischen Bass, Drums und Gitarre drängen sich viele scharfe Electro-Fills, und über allem thront die Stimme von Ellie Rowsell. Die Atmosphäre der Musik bleibt eher getragen – im Geiste von Robert Smith, Ian Curtis oder Kurt Cobain. Vielleicht ist das nach vorne treibende und packende ,Giant Peach‘ der zentrale Song eines Albums, das unglaublich spannend und reif klingt, so gar nicht wie ein Debüt. Wie bringt man so etwas zustande? Und das war dann auch gleich die erste Frage beim Interview mit Sängerin Ellie und Gitarrist Joff vor ihrem Kölner Konzert im Februar 2016.

Ellie: Ich denke, wir haben uns keine konkreten Gedanken über das Genre, den Stil, Konzepte oder Themen gemacht. Wir ließen die Songs in die Richtung laufen, die sie ganz natürlich einschlugen. Wir versuchten jeden Song so gut wie möglich zu machen, egal welchen Stil er hat. Und auch die Inhalte ergaben sich ganz von selbst.

Woher beziehst du deine Textideen?

Nun, es gibt verschiedene Wege. Manche Texte sind sehr persönlich, etwa über jemanden den ich kenne. Oder manchmal gibt es eine Phrase aus einem Buch oder irgendein Zitat von jemandem. Und wenn mir so etwas gefällt, bilde ich drum herum einen Text. Ich achte darauf, dass alles etwas bedeutet und die Wörter nicht nur Luftblasen sind.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Ich habe schon immer Musik in irgendeiner Form gemacht. Als Kind spielte ich irische Musik. Später in der Schule hörte ich von der älteren Schwester meines Freundes viele CDs von Indie-Bands und bin auch auf Konzerte gegangen. Ich hörte unheimlich gerne Musik, und es war eine natürliche Entwicklung, irgendwann eigene Songs zu schreiben.

Hattest du Gesangs- oder Gitarrenunterricht?

Nicht in Gesang, aber ich hatte ein paar Gitarrenstunden. Jedoch hatte ich keine Geduld, die Übungen ordentlich durchzuspielen, oder die Songs von anderen Leuten zu lernen. Also hörte ich wieder auf, da war ich vierzehn.

Welche Musik hast du damals gehört?

Ich denke, das war die Musik, die ich heute auch noch höre: viel Pop und viel Indie-Gitarren-Rock oder Grunge. Als ich jünger war, mochte ich Kings Of Leon, The White Stripes und Jeff Buckley.

Joff, wann hast du angefangen Gitarre zu spielen?

Joff: Ich war so elf Jahre alt. Ich habe mit Folk-Music angefangen. Mit der E-Gitarre habe ich eigentlich erst vor ein paar Jahren mit der Band begonnen, und Pedals und Sounds ausprobiert, was ziemlich aufregend war.

Hast du Gitarristen-Vorbilder?

Ich mag Josh Haywood, der Typ von The Horrors, er ist ziemlich cool. Die Leute, die ich bewundere, sind keine E-Gitarristen. Ich mag viele Folk-Gitarristen, wie Davy Graham, Bert Jantsch und Michael Chapman. Sie spielen die Gitarre wie ein Klavier, also die Bass- und Melodielinien laufen zur selben Zeit ab; Fingerpicker eben. Und das finde ich sehr beeindruckend. Die elektrische Gitarre ist in einem anderen Sinne ein wesentlich expressiveres Instrument. Wenn du z.B. wütend bist, schnappst du dir eine E-Gitarre und machst ganz viel Krach. Aber: Aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten sind die Folk-Jungs meine Favoriten.

Deine ausladenden Gitarren-Sounds, mit viel Delay und anderen abgefahrenen Effekten prägen die Musik deiner Band. Was kommt bei dir zuerst beim Songwriting: die harmonische Idee oder die Sound-Idee?

Es geht wirklich immer um den Song. Ein gutes Gitarrenspiel und alles andere unterstützt immer nur den Song.

Hast du im Studio deine Sounds mit deinen Gitarren-Pedalen produziert, oder hast du die Effekte später zur fertigen Spur hinzugefügt?

Es sind einige Dinge später gemacht worden, wie EQ und Compressor. Aber Sachen wie Modulationseffekte und Delay sind alle mit meinen Fußtretern erzeugt worden.

Du spielst auch Synthesizer?

Es gibt einige Sounds, die wir benutzen. Live setzen Bassist Theo und ich MIDI-Controller ein, die mit einem Computer verbunden sind. So können wir gleichzeitig Gitarre bzw. Bass spielen und per Fuß kleine One-Shot-Samples einspielen. Und Theo realisiert so auch einige Sub-Bassartigen Sounds.

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