Nach bald zwei Jahrzehnten an der Spitze einer der erfolgreichsten britischen Rockbands überhaupt, veröffentlichte der Frontman der Dire Straits, Mark Knopfler, 1996 ein Solo-Album mit dem Titel ,Golden Heart‘.
Mark Knopfler produzierte das 70 Minuten lange Werk zusammen mit dem erfahrenen Toningenieur Chuck Ainley aus Nashville. Darauf vertreten sind so renommierte Musiker wie Sean Keane und Derek Bell von den Chieftains, Paul Brady, Sonny Landreth, Michael Doucet, Steve Conn, der CountrySuperstar Vince Gill sowie Knopflers langjähriger Kollege Guy Fletcher.
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,Golden Heart‘ wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg hauptsächlich in Nashville und Dublin aufgenommen. ,Darling Pretty‘, die erste Single-Auskopplung, sowie ,A Night In Summer Long Ago‘ zeigen Knopflers fundierte Kenntnis der traditionellen englisch-schottischen Musik. „Seit frühester Kindheit habe ich immer die Musik der englisch-schottischen Grenzregion gehört, in der Schule haben wir die alten Lieder aus der Tyneside-Gegend gesungen, und schon als kleiner Junge habe ich in Glasgow schottische Musik gehört.“
Die Arbeit an den neuen Stücken begann nach der zwei Jahre langen Welttournee zu ,On Every Street‘, der 1991 veröffentlichten bislang letzten Studio-Produktion der Dire Straits. Knopfler sieht das Album als weiteren Schritt innerhalb einer langsamen Evolution: „Es geht nur um das Weitergehen, darum, dem inneren Drang zu folgen, immer besser zu werden.“ Das mit traditionellen Instrumenten gespielte Intro findet im Notenteil dieses Beitrags keine Berücksichtigung, da wohl kaum eine Coverband zwei Streicher in ihren Reihen hat. Es lohnt sich trotzdem, dieses Intro aufmerksam zu hören, da Knopfler die dort vorgestellte Melodie im weiteren Verlauf des Stücks ausgiebig zitiert.
In der Songübersicht lässt sich die sehr einfache Struktur von ,Darling Pretty‘ schnell erkennen. Basis ist eine achttaktige Harmoniefolge, die sowohl den Vocal-Parts als auch den Instrumental-Parts das nötige Gerüst verleiht. Einzige Erweiterung sind die Akkorde der Bridge. Hier eine wichtige Bemerkung vorweg. Die Akustikgitarre, die das Stück in meist durchgehenden Achteln begleitet, wurde mit einem Capodaster am zweiten Bund „getuned“.
Die Akkorde und deren Diagramme klingen also einen Ganzton höher (!!!) als notiert. Da die Songübersicht auch als Leadsheet für die Akustikgitarre dient, sind auch die dort notierten Akkorde einen Ton tiefer als ihr tatsächlicher Klang notiert. Die Akkordbezeichnung C1 hat keine harmonische Bedeutung. Sie differenziert ein anderes Voicing des C-Dur-Dreiklangs, die auf der hohen E-Saite liegende Stimme fällt hier flach; Top-Note dieses Voicings ist somit der Grundton C. Die Rhythmik gibt nur die Wechsel der Akkorde an. Begleitet wird frei, aber auf der Basis durchgehender Achtelnoten. Die Lead Guitar wurde komplett ausnotiert. Für den Knopfler-Sound Nr. 2 (vgl. ,Money For Nothing‘, ,Calling Elvis‘) sind zwei Faktoren maßgeblich: Die Tonregler der Humbucker der Les Paul werden kräftig zurückgedreht, und die Saiten werden nicht mit dem Plektrum, sondern mit den Fingern angeschlagen.
Der Daumen im Abschlag und der Zeigefinger im Aufschlag erzeugen eine Art Wechselschlag. Mit dieser Technik entsteht auf der Strat der cleane ,Sultans Of Swing‘-Sound, also der Knopfler-Sound Nr. 1, auf der Les Paul der verzerrte Ton von ,Darling Pretty‘. Da die Les Paul konventionell gestimmt wurde, sind die Akkordangaben hier klingend, also einen Ganzton höher als in der Songübersicht. Das gleiche gilt für den Bass, der ebenfalls komplett ausnotiert wurde. Damit steht einer hoffentlich effektiven Arbeit im Proberaum nichts mehr im Wege.