Wie fließend die Grenzen zwischen unterschiedlichen Stilen heutzutage verlaufen, beweist der Hamburger Session-Musiker Peter Koobs: Gestartet als reiner Rockund Metal-Gitarrist hat sich der Norddeutsche lange bereits einen exzellenten Ruf in der gesamten deutschen Musikerszene erspielt. Mit Engagements in Musical-Produktionen im In- und Ausland über Teilnahme an diversen Rock-, Pop-, Schlagerund Soundtrack-Produktionen hat sich Koobs beruflich bewusst breit aufgestellt. Sein neuester Arbeitgeber: Heinz Rudolf Kunze, an dessen neuem Album ,Deutschland‘ der 48-Jährige im Herbst 2015 spielerisch und kompositorisch beteiligt war und mit dem er in diesem Jahr auf zahllosen Bühnen zu sehen sein wird. Wir besuchten den versierten Instrumentalisten im Februar bei einem Konzert mit der Band von Howard Carpendale, zu der Koobs bereits seit acht Jahren gehört und bei dem er sich die Gitarrenarbeit mit dem Münchner Manuel Lopez teilt. Auch hier beweist Peter Koobs: Eine geschmackvolle Rock-Gitarre passt in jedes künstlerische Umfeld.
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Peter, bevor wir über deine Rolle in der Carpendale-Band sprechen: Woher stammst du und was hast du bislang gemacht?
Ich stamme aus Wilhelmshaven und hab dort in diversen Rock- und Coverbands gespielt. Mitte der Neunziger stagnierte die Entwicklung und ich stand vor der Entscheidung, entweder in Wilhelmshaven zu bleiben oder zu schauen, wie ich weiterkommen könnte. Es gibt in Hamburg den Studiengang Popularmusik, für den ich mich bewarb. Nachdem ich die Zusage bekommen habe bin ich nach Hamburg gezogen und bekam dort über meinen Gitarrenlehrer Peter Weihe den ersten professionellen Job und meine erste Tournee mit Pe Werner. Von da aus ging es dann Stück für Stück weiter, unter anderem zu Rosenstolz, Peter Maffay, Helene Fischer und zu verschiedenen anderen Bands. Zu Howard bin ich 2008 durch eine Empfehlung von Jörg Sander (von Udo Lindenbergs Panikorchester) gekommen, der auch aus Wilhelmshaven stammt und zuvor in Howards Album-Produktionen involviert war. Aus Termingründen konnte Jörg die Carpendale-Tour nicht spielen, deshalb hat er mich dem musikalischen Direktor der Band, Andre Franke, empfohlen.
Hat dich – abgesehen von vielen wichtigen Kontakten – das Studium auch künstlerisch weitergebracht?
Ja, auf jeden Fall. Ich hatte bis dahin nur in eigenen Bands gespielt und ein wenig gecovert. In Hamburg jemanden wie Peter Weihe zu treffen war für mich ein wichtiger Schritt. An seiner Sicht der Dinge, seiner Art, sich Sachen anzueignen, haben sich wohl alle seine Schüler mehr oder minder orientiert.
DER BASSIST: FRANK ITT
Seit mehr als 20 Jahren spielt der hessische Bassist Frank Itt in der Band von Howard Carpendale. Nach einer krankheitsbedingten Pause im Herbst 2015 ist der 54- Jährige im Frühjahr 2016 zur Gruppe zurückgekehrt und sorgt mit seinem geschmackvollen Spiel wieder für das solide Fundament einer in Konzerten erstklassig klingenden Formation.
Frank, was vermeintlich simpel klingt ist aus Sicht von Instrumentalisten häufig gar nicht so einfach zu spielen. Wie ist das in der Band von Howard Carpendale: Steckt der Teufel bei seinen Songs im Detail?
Das was auf der Bühne letztendlich zustandekommt, klingt sehr einfach. Wie man aber dorthin kommt ist mitunter gar nicht so ohne. Bei uns geht es darum, dass man Howards sonore Stimme in den Gesamtkontext einbettet. Über die PA klingt seine Stimme sehr wuchtig und liegt Frequenz- mäßig bereits im Bereich meines Basses. Hier liegt die Krux. Wenn ich also einen Sound fahren würde, der zu einer Blues-Rock- oder Funk-Rock-Band passen würde, müsste man mich bei Carpendale rausschmeißen, weil ich mich dann die gesamte Zeit über auf Howards Frequenz bewegen würde. Oder der Soundmann müsste meinen Bass irgendwie um Howards Stimme herum bauen. Um das zu vermeiden biete ich von vornherein einen betont unaufdringlichen Sound an, der für meinen Geschmack sehr gut mit dem Gesang kooperiert. So entsteht gar nicht erst ein Kampf zwischen Bass und Stimme, den der Soundmann ausfechten müsste.
HOWARD CARPENDALE: NICHT NUR SCHLAGER
Howard, wie wichtig ist für dich, dass deine Musiker auch freundschaftlich mit dir verbunden sind?
Ich bin ein Künstler, der nicht gerne den ganzen Applaus oder vielleicht auch die Kritik alleine entgegennimmt, sondern ich möchte das Gefühl haben, dass wir ein Team sind. Ich bin eh ein Typ, der Verträge möglichst auf Lebenszeit macht. Mit einer Ausnahme sind alle aktuellen Band-Mitglieder bereits sehr lange dabei. Musiker sind mir sehr wichtig. Meine Karriere fing mit fünf Jungs an, mit denen ich durch Südafrika getrampt bin und Musik gemacht habe. Bei mir gibt es nicht den Star vorne und irgendeine anonyme Band dahinter.
Vermutlich hast du deshalb deinen Bassisten Frank Itt auf der zurückliegenden Tour vermisst, oder?
Frank ist nicht nur fester Bestandteil der Band, sondern ein Show-Element an sich. Unsere Show dauert fast drei Stunden, das wäre zu lang, wenn die Zuschauer immer nur auf mich starren würden; insofern ist Frank natürlich Gold wert. Sein Ersatzmann auf der letzten Tour war hervorragend, aber Frank gehört einfach dazu. Alle waren sehr traurig, als er gefehlt hat, und sind nun umso froher, dass er zurück ist.
Nach welchen Kriterien stellst du deine Band zusammen?
Das mache ich nicht selbst. Ich habe dafür einen Mann, der das besser kann als ich, der meine Wünsche kennt und zu dem ich absolutes Vertrauen habe. Beispielsweise hat Andre Franke, unser musikalischer Direktor, mit anderen Band-Mitgliedern eng zusammengearbeitet, als es um den Ersatz für Frank ging. Er weiß genau, welche Ansprüche ich stelle. Für mich ist der Sound von größter Wichtigkeit – ein Konzert ohne guten Sound möchte ich nicht geben.