JMP 2203, Bluesbreaker 1962 und Silver Jubilee 2555

Das Softube Marshall UAD Plug-In im Test

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Das Erscheinen des Plexi-Plug-Ins letztes Jahr war ein Paukenschlag für Gitarristen, die gerne Musik am Computer machen. Das war aber glückicherweise erst der Anfang. Inzwischen hat uns die nächste Offensive des UAD/Softube/Marshall-Plans drei weitere Marshall-Klassiker für den Desktop gebracht.

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(Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Never change a winning team. Erfreulich, dass Softube das Erfolgsrezept des Plexi-Plug-Ins (Test in Ausgabe 09/2015) nahezu kopiert hat. Wieder wurden die zu digitalisierenden Amps und Lautsprecher durch den Marshall-Produktexperten und Profi-Gitarristen Chris George sorgsam unter den Referenz-Amps im firmeneigenen, für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Marshall-Museum ausgewählt, dann aufwendig vom schwedischen Softube-Team auf Komponentenebene gemodelt, und schließlich durch von Toningenieur-Legende Tony Platt (AC/DC … ) aufgenommene, charaktervolle, dem jeweiligen Amp-Genre angepasste Cabinet/Mikrofon Impulsantworten vervollständigt.

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Vorgeschichte

Die amerikanische Firma Universal Audio ist neben ihrer analogen Studio-Hardware heute noch bekannter für die DSP-basierte UAD-Plug-In-Plattform. Universal Audio hat sich schon vor einigen Jahren mit anderen Firmen zusammengetan, um das Plug-In-Sortiment interessanter gestalten zu können – die Investition in die Hardware muss sich für den Verbraucher ja auch lohnen. Eine dieser Firmen ist Softube, welche für ihre Models alter Analog-Hardware einen fantastischen Ruf genießt. Softube wiederum hat unabhängig von UAD über die Jahre einen Kontakt zur britischen Amp-Ikone Marshall aufgebaut, was 2010 schließlich zur Zusammenarbeit am Marshall JMD:1 oder jüngst bei der neuen CODE-Serie führte. Seit 2014 sind die beiden Firmen feste Partner, was uns in Zukunft vermutlich noch viele spannende Produkte bescheren wird.

 

DIE AMPS

 

Bluesbreaker 1962

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Der original Bluesbreaker von 1962 mit 2×12“ Alnico an JTM45 (Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Eigentlich ist Bluesbreaker nur der Spitzname dieses Amps, benannt nach dem gleichnamigen Album von John Mayall And The Bluesbreakers aus dem Jahr 1966, auf welchem Eric Clapton ausschließlich diesen Verstärker spielte. Die korrekte Typenbezeichnung lautet JTM45 MKIV, und wie zu vermuten, ist die verbaute Verstärkereinheit identisch mit Jim Marshalls allererstem Verstärker, dem JTM45 Tremolo Head. Beim Bluesbreaker wurde dieser 30-WattVerstärker höchstwahrscheinlich als Antwort auf den damals sehr erfolgreichen Vox AC30 in einen offenen Birken-Combo mit zwei 12″-Celestion-Alnico-Lautsprechern (T652/15Ohm oder T650/8Ohm) gebaut. Da Marshall-Combos ansonsten fast ausschließlich geschlossen und mit Keramik-LS daherkommen, wird klar, dass dies ein ganz und gar untypischer Marshall ist. Selbst die späteren Bluesbreaker-Reissues kamen mit Keramik-LS, wodurch die originalen Bluesbreaker eine klangliche Seltenheit bleiben. Das als Vorlage gewählte Modell aus dem Jahr 1962 ist eins der ersten jemals gebauten Exemplare, und noch mit den original Celestion T650 bestückt, welche nichts anderes als silbern lackierte T530 („Blue Alnico“ wie im AC30) sind.

 

JMP 2203

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JMP 2203 von 1977, die Vorlage fürs Plug-In (Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Der für seinen Crunch legendäre 2203 wurde 1975 eingeführt und läutete die Ära der Master-Volume-Verstärker ein. Dieses simple zusätzliche Volume-Poti hinter der Vorstufe war nicht nur Live praktisch, sondern verhalf dem Verstärker auch zu einer größeren Sound-Bandbreite. Mit niedrigem Pre-Amp-Gain und aufgedrehtem Master war nach wie vor der begehrte 60s Marshall-Sound abrufbar, drehte man das Verhältnis hingegen um, war nun deutlich mehr Verzerrung machbar, auch ohne Tinitusgefahr. Als somit prädestinierter Rock- und Metal-Amp wurde er vorwiegend von den härteren Gitarristen in Beschlag genommen. Bis heute sind diese 70er 2203 begehrte Rock-Amps bei Gitarristen wie Doug Aldrich oder Tom Morello, aber auch bei weniger Gain schätzen Größen wie Jeff Beck oder Andy Summers diese Modelle. 1981 wurde der JMP 2203 durch den JCM800 2203 abgelöst, wobei sich die Änderungen in den ersten Jahren nur auf das modernere optische Design beschränkten. Für das PlugIn wurde ein unverändertes Exemplar von 1977 ausgewählt, und zwar genau das, welches auch als Benchmark bei der aktuellen JCM-800-Reissue-Serie diente. Bei der Box entschied man sich für eine 1960B 4×12″ mit G12T-75.

 

Silver Jubilee 2555, JCM25/50:

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Silver Jubilee 2555 von 1987, ein Neo-Klassiker mit Suchtfaktor (Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Der dritte im Bunde wird einige MarshallFans besonders freuen. 1987 brachte Marshall zum 25-jährigen Firmenjubiläum eine Reihe limitierter Verstärker und Lautsprecher in grauem Tolex raus. Darunter auch dieses Topteil, welches auf dem JCM800 dieser Zeit (mit waagerechten Eingängen) basiert, jedoch eine andere Vorstufe mit noch mehr Gain, jedoch etwas dunklerem, weicherem Ton bekam. Im Lead-Kanal wird das Clipping mit einer Diodenschaltung realisiert, was auf Röhrenpuristen anstößig wirken könnte, am fantastischen Sound allerdings nichts ändert. Marshall hatte des Weiteren in der Endstufe erstmalig etwas spannendes eingebaut. Auf Knopfdruck konnte man die vier EL34 von Pentoden- auf Trioden-Modus rekonfigurieren, wodurch die Amp-Leistung von 100W auf 50W halbiert wurde (bzw. beim kleinen Bruder 2550 von 50W auf 25W), was neben der näherrückenden Endstufenverzerrung dem Distortion-Sound angeblich mit besonders seidigem Sound zugutekommen sollte.

Zu Recht wurde der gelungene Amp zu einem äußerst begehrten Objekt, und so unterschiedliche Ton-Giganten wie Slash (siehe z. B. Paradise City Video), Joe Bonamassa, John Fusciante oder Alex Lifeson stürzten sich auf dieses Gerät und spielten damit einen wichtigen Teil ihrer Musik. Als die Firma Marshall später Mitte der 90er ihren allerersten Signature-Amp machte, welcher der Slash-Amp JCM2555SL werden sollte, fragte Slash, ob sie nicht einfach den 2555 Silver Jubilee mit einer anderen Faceplate und normalem Tolex bauen könnten, was Marshall dann auch genauso gemacht hat. Als Vorlage für das Plug-In wurde wie beim JMP das Modell gewählt, welches auch als Vorbild für die Reissue-Serie genommen wurde. Die Wahl einer passenden Box war einfach: Das zugehörige Kabinett der Silver Jubilee Reihe namens 2551 AV mit 4×12″ Celestion Vintage 30 (die ersten Marshalls mit V30!).

 

Die Mikrofonierung

Um bei jeweils nur einer Lautsprecher-Variante pro Amp ausreichende Vielfalt und Qualität bieten zu können, wurde erneut Recording-Legende Tony Platt damit beauftragt, die Amps per Mikrofon auf höchstem Niveau einzutüten. Neben der WYSIWYG-Bedienung des virtuellen Amps, welche 1:1 der des Originals entspricht, findet man rechts ein ausklappbares, übersichtliches Mini-Mischpult mit den verwendeten Nah- und Raummikrofonen, welche man in Lautstärke und Panorama mischen kann, teilweise auch mit EQ und Noise-Gate. Im Menü sind zudem abgespeicherte Presets mit voreingestellten Amp-Settings und Cab/Mic-Mischungen abrufbar, welche von Tony Platt und dem Gitarristen der Studio-Sessions Chris George eingestellt wurden.

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(Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Beim Bluesbreaker ähnelt die ausklappbare Mischpult-Ecke stark der des Plexi-Debuts: Dabei sind wieder drei Mikrofon-Kombinationen, diesmal jedoch mit je vier Mikrofonen (2x Nah und 2x Raum) zustande gekommen. Die drei Kombinationen heißen Dynamic (Shure SM57, Sennheiser M380, Room: Coles 4038 Ribbon, Telefunken ELA M 251), FET (2x Neumann U87s, Room: ELA M 251, SE Electronics Voodoo VR2) und Valve (2x Neumann U67s, Room: Coles 4038, ELA M 251).

Auch der Silver Jubilee bekam 4 Kanalzüge spendiert, allerdings reichten Tony Platt hier die beiden Kategorien Con (U67, U87, Room: Coles 4038, SE Electronic RNR-1) und Dyn (SM7B, SM57, Room: U87, ELA M 251). Wegen des höheren Gains im Vergleich zu einem Bluesbreaker oder Plexi, baute Softube sinnvollerweise ein Input-Gate ein, um bei Bedarf den Rauschpegel in Spielpausen zu eliminieren. Tony Platt kam für das zweite Raummikro mit der Idee, dessen Signal mit einem variablen Delay auszustatten, ein beliebter Studio-Trick der späten 80er Jahre, um den Klang z. B. für Soli zu vergrößern. Zugehörig zum Delay findet sich ein Feedback-Regler, mit welchem ein frei wählbarer Anteil des verzögerten Raummikros zurück zum Lautsprecher geroutet wird, um auf Wunsch aus dem Delay ein Echo mit variablen Wiederholungen machen zu können.

Der JMP als reine Rock-Stereotype bekam hingegen nur zwei Kanalzüge mit jeweils 2x AKG C414, Shure SM57, Shure SM7B und dem im Raum positionierten ELA M 251 zur Auswahl. Dafür bietet das in SSL-Mischpult-Optik gehaltene Side-Panel eine 3-Band Klangregelung mit parametrischen Mitten. Aufgrund seiner Gain-Reserven besitzt auch der JMP ein Input-Gate.

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Rechts ausklappbar die Mischpult-Ecke für die virtuelle Mikrofonierung (Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Bei allen Mischpulten findet sich auch die Option, die Lautsprecher/Mikrofon-Kombi auszuschalten, und das Signal direkt am Ausgang der virtuellen Endstufe abzugreifen. Auf diese Weise steht einem die ganze Welt der 3rd-Party Impulsantworten wie z. B. von Two Notes Torpedo zur Verfügung. Auch wäre es so möglich, die Plug-Ins mit einer linearen Endstufe an einer echten Gitarrenbox zu fahren – auch nicht das schlechteste Setup zum Aufnehmen! Leider ist es nach wie vor umgekehrt nicht möglich nur den Amp abzuschalten, sodass man Tony Platts Mikrofonierung nur in Kombi mit den Marshalls bekommt.

Praxis & Sound

Wie machen sich denn nun die digitalen Klone? Klingt z. B. das Combo-Plug-In wie ein echter Bluesbreaker? Nur die wenigsten kennen einen solchen mit bis zu 30k$ gehandelten Amp aus der freien Natur, und so kann auch ich nur raten, wie ein echter Bluesbreaker im Vergleich klingt. Normalerweise kennt man solch einen Verstärker ja nur aus dem Plattenschrank in Form einer professionell abgemischten Aufnahme. Da hat es ein Plug-In erst mal schwer mitzuhalten, denn ganz ohne künstliche Politur durch Effekte oder die goldenen Ohren eines Mastering-Engineers klingt kein noch so toller Amp so, wie bei Slash auf Platte. Viele Plug-In-Hersteller trauen sich deshalb gar nicht erst, ihre Amps ohne Effekte und bombastische Presets ins Rennen zu schicken, obwohl es in der DAW ja eigentlich schon genug hochwertige Effekte gibt.

Softube ist hier mutiger und verfolgt mit Partner Marshall eine klare Vision: Eine 1:1 Teleportation des jeweiligen Amps vom staubigen Marshall-Museum in die DAW zu Hause oder im Studio. Allerdings inklusive bestmöglicher Abnahme der dazugehörigen Gitarrenlautsprecher, denn das Ganze soll ja sofort aufgenommen bzw. über dünnpappige Studio-Monitore abgespielt werden. Die verbleibende Frage lautet nun: Wie gut ist das ambitionierte Vorhaben geglückt? Was soll man sagen, wie schon beim Plexi könnte auch diesmal das Test-Fazit eigentlich in einem Satz abgehandelt werden: Besser geht nicht. Für alle Neugierigen, hier die lange Version:

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(Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Ich gebe zu, dass ich mich beim Testen zunächst auf das graue Silver Jubilee Topteil gestürzt habe. Ohne übertreiben zu wollen, ich weiß nicht, ob ich bis dahin schon so einen nahezu perfekten, modernen Marshall Amp-Ton am Rechner gehört habe. Riffs wie Soli klingen mit dem Silver Jubilee tonal perfekt ausbalanciert, bei genauerem Hinhören bis ins letzte Detail erschreckend analog, ohne Artefakte im Ausklang oder Ähnliches. Die auch beim Plug-In eingebaute Trioden-Option macht sich mit einem kleinen Lautstärke-Dip weniger spektakulär bemerkbar, tricky hingegen klingt der „rhythm clip“-Modus, bei welchem der Rhythm-Kanal seines Headrooms beraubt und mit leichtem Clipping bis Overdrive ausgestattet wird.

Aber auch sonst muss die Bandbreite dieses Amps betont werden, von brillianten Clean-Sounds über dunkle Jazz-Töne bis hin ins übliche Rockgefilde, der 2555 klingt wie eine Art „Über-Amp“, für Classic-Rock-Enthusiasten allerdings vielleicht schon einen Hauch zu „gut“. Mit Ecken und Kanten gibt sich der 2555 keine Blöße, was besonders auf den Lead-Kanal mit dessen grandios abgestimmtem Dioden-Clipping zutrifft. Interessant ist auch die Fähigkeit, bei jeder beliebigen Einstellung gut zu klingen, es gelingt kaum, der passiven Tonregelung einen zu harschen oder zu dünnen Ton zu entlocken. Statt dessen kann man sein Instrument filigran von allen Seiten in unterschiedlichsten Farben und Schattierungen beleuchten. Die Platt’sche Mischpultsektion vervollständigt meine schiere Begeisterung, in dem im Vergleich zum Plexi nun zwei Raummikros am Start sind, und diese auf Anhieb beste Studio-Ambience beisteuern.

Alle Mikros bieten dabei sehr eigenständige Interpretationen des „echten“ Klangs vor dem Speaker oder im Raum, mal etwas näselig, mal topfig aber auch elegant und edel mit viel Substanz und ohne Schönheitsfehler. Das Gimmick mit dem Delay/Echo auf Mikro 4 ist passend zur Ära dieses Amps ein willkommener Schnickschnack, auf den man schon nach kurzem Exerimentieren nicht mehr verzichten möchte. Gelungen ist auch das einfache aber perfekt arbeitende Gate für den Eingang, mit welchem man effektiv ohne künstlich klingendes Eingreifen für Ruhe sorgen kann. Ich könnte noch Stunden weiter erzählen, aber man kann sich einfach merken: der 2555 ist ein Volltreffer den man definitiv braucht, falls man nicht grade ausschließlich Blues-Schema spielt.

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(Bild: Holström/Softube, Berg, Universal Audio)

Womit wir beim nächsten Amp wären, dem Bluesbreaker 1962. Wie schon angedeutet, ich habe keine Ahnung, wie ein Original klingt, aber wenn ich dem PlugIn glauben darf, saugut. Die angesprochene Eigenheit eines Open-Back-Combos mit Alnicos bei einem Marshall-Amp verleiht dem Sound einen eigenständigen, 3-D-artigen „Chime“, welcher diesen Bluesbreaker als echten Charakterkopf zwischen den vielen Marshalls dieser Welt dastehen lässt. Ungewöhnlich dunkel und Ur-Vintage tönt dieser Veteran, umso mehr, wenn man das lässig wabernde Tremolo aktiviert. Sucht man ein Plug-In mit weniger Gain und viel Ton ist man hier absolut richtig.

Mit 3×4 Mikrofonen hat man dank Tony Platt zudem eine breite Spielwiese um den bauchigen Ton dieses Amps ins beste Licht zu rücken. Wie schon beim Plexi-Plug-In ist auch hier die Mikrofonierung namens „Valve“ ein Highlight, welche übrigens auch der am nächsten kommt, wofür Tony Platt bis heute gegoogelt wird: Röhrenmikrofone vor Gitarrenverstärkern liefern eine spezielle Kompression, die gerade im Bassbereich der Gitarren für ein unwiderstehliches Fundament sorgt. EQ-Einsatz sollte dabei verboten werden, zu umfangreich und hochwertig sind dafür die Möglichkeiten der vier Fader. Da wir es hier mit einem waschechten JTM45 zu tun haben, könnte man natürlich auch auf die Idee kommen, mit diesem Plug-In gepflegt abzurocken.

Hier geben die Alnicos im offenen Gehäuse allerdings einen leicht seifigen Beigeschmack, sodass der Wunsch nach einer ordentlichen Greenback 4×12″ absolut zu verzeihen wäre. Von daher ist die Bypass-Taste in der Speaker-Sektion zumindest bei diesem Marshall-Plug-In am ehesten eine Bereicherung, um mit einer 3rdParty Speakersimulation die dunkle Seite dieses Amps weiter erforschen zu können.

Regelrecht abgespeckt wirkt die stringente Mischpultecke des zuletzt veröffentlichten JMP 2203 mit seinen zwei Kanälen und insgesamt nur fünf verschiedenen Mikros. Auch bei den Presets wurde diesmal auf Stereo-Vorlagen verzichtet. Das jedoch passt zum Amp, der die Inkarnation des rohen, ungehobelten Marshall-Sounds ist. Stichwort AC/DC „Back In Black“, mit rund 50 Millionen Tonträgern das am dritt häufigsten verkaufte Album aller Zeiten, aufgenommen von unserem Tony Platt mit (u. a.) genau einem solchem JMP hinter Marshall-Endorser Angus Young. Besser kann man den Parade-Sound dieses Boliden nicht beschreiben, und viel mehr als ein SM57 und ein gutes Raummikro braucht man dafür eigentlich auch nicht.

Dennoch, in diesem speziellen Fall hätte ich die atemberaubende U67/U87 Kombi des Silver Jubilee auch nicht vom Stativ geschubst, der praktische Mini-SSL-EQ ist dafür allerdings ein gutes Trostpflaster. So ist es im Prinzip egal, welche Mikro-Bezeichnung auf die virtuellen Klebestreifen gekritzelt ist, anhand der zwei Fader und paar Mikros samt EQ ist es im Mix spielend möglich, die entscheidende Frequenzlücke im Arrangement zu lokalisieren und anzusteuern. Wer sich fragt, ob der Unterschied zu dem 2555 so groß sein kann, dass dies ein extra Plug-In rechtfertigt – Die Antwort lautet: Ja! In Sachen Old-School-Rhythmus kann ich mir keinen besseren Amp als den JMP vorstellen, und beim Solo kann man ihn ohne Probleme durch eine vorgeschaltete Stompbox als einzigen Amp den man jemals braucht stehen lassen.

Zusammenfassend muss nochmal das auf Tony Platts Arbeit basierende Mini-MixerKonzept gelobt werden, welches noch einen weiteren einfachen wie praktischen Vorteil gegenüber vorgefertigten Impulsantworten hat: Die Panoramaregler. Dank der sehr unterschiedlichen Mikros, und dabei besonders dank der gehaltvollen Raummikros, sind extrem breite Stereo-Sounds ohne Effekte machbar, sofern man das Plug-In als Stereo-Instanz geladen hat. Dabei muss man seinen Horizont unbedingt über einfache L/R-Pannings eweitern, als Inspirationsquelle kann man gut die vorgefertigten Presets von Platt und George auf sich wirken lassen. Ebenfalls für alle drei Plug-Ins gilt, dass dank des Apollo-Interfaces sowie der authentisch reagierenden Plug-Ins eine dynamische Spielweise sowie der Einsatz des Gitarren-Volume-Potis funktionieren wie bei einem echten, guten Verstärker. Durch Jeff Beck’sches Dosieren des Inputs kann man das „breakup“-Verhalten kreativ ins Spiel einbauen – was für ein Spaß!

Resümee

Wer das Plexi-Plug-In mochte, wird diese drei Neuen lieben. Sie klingen und reagieren so wie es sich für echte Marshalls gehört. Dass es sich hierbei „nur“ um Emulationen handelt, merkt man höchstens an der Qualität seiner Monitorlautsprecher. Dabei decken die drei Verstärker unterschiedliche, begehrte Geschmacksrichtungen in Marshalls unverkennbarer Klangpalette ab, sodass man im Prinzip alle drei Amps braucht! Vervollständigt wird Softubes Arbeit aber erst durch Tony Platts Beitrag in Form der integrierten Mikrofonierung. Noch nie war es so einfach und praktisch, Gitarrenklänge auf höchstem Niveau auf Band zu bannen. Klanglich bleiben für mich absolut keine Fragen offen.

 

Plus

  • 100% Marshall-Klang
  • authentische Dynamik und Ansprache, latenzfrei
  • abwechslungsreiche, hochwertige Mikrofonierung
  • einfache Handhabung, auch dank Unison

 

UAD Marshall Collection_übersicht

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