LeoSounds Stevie Ray Vaughan 59 Signature Pickguard im Test
von Michael Dommers,
Anzeige
Einer der einflussreichsten Vertreter des Blues und Blues-Rocks war und ist der am 27. August 1990 bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückte Texaner Stevie Ray Vaughan. Noch heute wird er wegen seines dynamischen ausdrucksstarken Spiels und seines unverwechselbaren druckvollen Sounds verehrt − und nicht wenige Gitarristen versuchen, sich diesem mit entsprechendem Effekt- und Amp-Equipment zu nähern.
Dass der Sound maßgeblich von seinen kräftigen Händen, seinem intensiven aber präzisen Finger-Vibrato und -Bending, Eb Standard Tuning, 13-58er Saiten und hoher Saitenlage bestimmt wurde, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Stevies bevorzugte Gitarre war seine Number One, eine Tour-gestresste Sunburst-Stratocaster mit dickem 62er Veneer-Hals, 63er Body und 59er Pickups. Seit 1992 zählt eine an die No.1 angelehnte Stevie Ray Vaughan Signature Strat zum Fender-Dauerprogramm. Die kooperierenden deutschen Firmen LeoSounds und Singlecoil haben sich akribisch mit den besagten 59er Pickups der No.1 beschäftigt. Nach intensiven Recherchen, Hörvergleichen und zeitintensiver Entwicklung präsentieren sie ein komplett verdrahtetes Stevie Ray Vaughan Signature Premium Pickguard inklusive der auffälligen SRV-Initialen.
Anzeige
Konzept
Wie das bereits in Ausgabe 03/2014 vorgestellte David Gilmour Signature Pickguard wurde auch das vorliegende Schlagbrett streng nach dem Purum-Prinzip des Kabelherstellers Vovox verdrahtet. Dafür kommt ausschließlich Vovox-Purum-Draht und Lötzinn mit hohem Silberanteil zum Einsatz. Zudem muss dabei die vorgegebene Signallaufrichtung des Drahtes beachtet werden. Dieser Einzelleiter wurde u. a. speziell für die Verwendung in Geräten und Musikinstrumenten entwickelt, die abschließend mit dem Vovox-Purum-Label geadelt werden.
https://www.youtube.com/watch?v=LyVI25osbkk
Konstruktion
Das SRV 59 Signature Pickguard besteht aus dreilagig schwarzem Kunststoff und ist mit Military Grade 250k-Potis, 1962er NOS Sprague 0,05uF Keramikkondensator, 5-weg CRL Pickup-Schalter sowie leicht geagten Metall- und Plastikteilen ausgestattet. Ein Treble-Bleed-Netzwerk am Master-Volume-Regler, bestehend aus einem NOS-Silver-Mica-Kondensator und einem Metallfilmwiderstand mit 0,1% Toleranz soll Höhenverluste minimieren, ein Anti-Hazard-Kit am Tonregler des Hals-Pickups beugt Stromschlagunfällen über die Saitenerdung vor.
Die drei LeoSounds „Stevies 59“ Einspuler aus der Vintage-Player-Serie hat man speziell auf die Positionen Neck, Middle und Bridge abgestimmt. Ihre Alnico-5-Magnete wurden im Late-50s-Style ausgerichtet (staggered), die Spulen aus US Heavy-Forvar 42 AWG Draht gewickelt und die Spulenkörper aus Vulkanfiber gefertigt. Eine hartvernickelte custom-made Klinkenbuchse komplettiert das Set. Inklusive der Pickup-Litzen findet für die gesamte Verdrahtung Vovox 24 AWG-Direct Draht mit 0,5 mm Aderdurchmesser Verwendung. Adäquat zu den edlen Komponenten wurde das Pickguard vorbildlich verarbeitet.
Praxis
In den beiliegenden Unterlagen weisen LeoSounds und Singlecoil darauf hin, dass dieses Pickguard auf einer mit dünnen Saiten bespannten Strat sicherlich nicht das gewünschte Klangergebnis liefern wird. Schließlich war auch Stevie Ray Vaughan davon überzeugt, dass für seinen fetten Sound u. a. auch die dicken Saiten verantwortlich seien. So empfiehlt der Hersteller mindestens 11er, besser noch 12er Pure-Nickel-Saiten und nach etwa 30-minütigem Spielen Eiswasser zum Abhärten der Fingerkuppen. Aua! Um jedoch diesem Umstand ein wenig entgegenzukommen, hat LeoSounds den Spulen leichten Overwound und damit etwas mehr Output spendiert. Das 11-Loch Pickguard passt problemlos auf Fender USA Standard bzw. 60s Vintage oder Reissue Strats. Lediglich drei Vovox-Drähte sind zu verlöten, die gelb (Saitenerdung Steg bzw. Vibratokralle), rot (Klinkenbuchse, heiß) und schwarz (Klinkenbuchse, Masse) markiert sind.
Buchsenseitig können die Lötstellen mit den beiliegenden roten und schwarzen Schrumpfschläuchen isoliert werden. Nun muss nur noch der Abstand zwischen den Unterkanten der E1- und E6-Saiten und den entsprechenden Magneten eines jeden Pickups justiert werden. Dazu liegt eine Tabelle mit praxisorientierten Abständen bei. Die Schaltung entspricht der traditionellen fender‘schen 5-weg-Verdrahtung, wobei der Mittel-Pickup weder entgegengesetzt gewickelt noch reversed polarisiert wurde und daher in den Zwischenpositionen keinen HumbuckingEffekt bietet – genau wie bei Stevies No.1. Kommen wir zum Punkt.
Grundsätzlich klingen die LeoSounds Stevies 59 Pickups nicht nur in sich sondern auch untereinander sehr ausgewogen. Irgendwie eine gleichermaßen 50:50-Mischung aus stratig glockigem Ton der späten Fünfziger und einer gewissen Grundwärme, die den Sound musikalisch und geschmackvoll anfettet ohne ihn auch nur im Geringsten zu vermatschen. So liefert der HalsPickup fette, bauchige aber dennoch offene und transparente Blues-Klänge mit seidigen Höhen und reichem Obertonanteil, während sich der Steg-Singlecoil mit knackigem Bass, straffen, perkussiven Mitten und bissigen, klaren, bei hartem Anschlag auch aggressiven Höhen durchs Band-Gefüge fräst. Der Mittel-Pickup tönt kraftvoll, rund, drahtig und spritzig und bietet im Parallelverbund mit den Nachbarn schmatzig näselnde Clapton/Knopfler-Klänge der Endsiebziger- und Achtzigerjahre.
Auf eine umfassende Beschreibung des Klangpotentials des SRV-Pickguards möchte ich verzichten, da die LeoSound Stevies 59s extrem dynamisch auf Spielweise, Anschlag und die Potis reagieren und selbst die kleinste Nuance herausstellen. Riesigen Spaß macht die Arbeit mit dem Volume-Regler, dessen 60:40 Regelkurve sich intuitiv, kontinuierlich und präzise handhaben lässt. Während des Tests habe ich u. a. ein Jet City 20H Top mit einer alten Marshall 4×10 Box am Start, die sich ohne den Einsatz von Effektpedalen bestens mit den Pickups verstehen.
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
Ein Beispiel: Gain auf 6, Master 7, Bass 3, Middle 5, Treble und Presence 3,5 – alles Weitere übernehmen die Potis des Pickguards. Bei voll aufgedrehtem Gitarren-Volume (10) liefern Amp und Box kernige, differenzierte, extrem dynamische, Sustain-reiche Leadsounds, bei Position 6 sahnigen Crunch, bei 4 exzellente Cleansounds mit praktikablem Pegel. Hier wird die Qualität des Treble-Bleed-Schaltkreises deutlich, der über den gesamten Volume-Regelbereich nur minimale aber kontinuierliche Hö- henverluste zulässt. So tönen cleane Sounds beinahe genauso glockig, brillant und obertonreich wie die Leadsounds bei voll aufgedrehtem Poti. Die relativ nebengeräuscharmen LeoSounds-Pickups kooperieren problemlos mit Effektpedalen, jedoch sollte man bei zuviel Gain von Verzerrern, Boostern o. ä. die Höhen nicht allzu überstrapazieren.
Trotz aller Klasse dieses Pickguards entdecke ich ein kleines Manko: Der mittlere Einspuler ist sehr trittschall- bzw. berührungsempfindlich, was sich auf das gesamte Schlagbrett mitsamt den Reglerknöpfen überträgt und auch bei den Schalterpositionen 2 und 4 festzustellen ist. Doch keine Panik, im normalen Spielbetrieb werden diese Geräusche vom Klangpegel übertönt. Laut LeoSound kann diese Klopfempfindlichkeit daher rühren, dass sie ihre Vintage-Type Pickups nicht in der Vakuumkammer immunisieren, sondern „wie Anno-Tobak“ im offenen Wachsbad mit begrenzter Verweilzeit behandeln.
Resümee
Stevie Ray Vaughan Fans unter den Gitarristen aufgepasst! Mit dem SRV 59 Signature Pickguard präsentieren LeoSounds und Singlecoil die ultimative Basis für die Sounds der texanischen Blues-RockIkone. Das fertig verdrahtete, mit drei Stevies 59 Pickups, Treble-Bleed- und AntiStromschlag-Schaltungen und High-End-Komponenten ausgestattete Schlagbrett liefert authentische Sounds von 59er Strat-Pickups, und zwar mit einer beinahe atemberaubenden Klarheit, Transparenz, Balance, Dynamik und dem typischen Bell Tone. Dank seiner klanglichen Vielseitigkeit kann das Set für alle möglichen Blues- und Rock-Richtungen eingesetzt werden. Pickguard und Pickups wurden sorgfältigst verarbeitet, Letztere sind auch separat, das Set auch mit Standardverdrahtung erhältlich.
Plus
authentische SRV-Strat-Sounds mit reichlich Bell Tone
hätte nicht das grösste vertrauen in einen “handmaker”, der solche lötbilder schafft ! (bild 1)
ha, das war auch mein erster gedanke.
Wieso – was genau ist da nicht stimmig?