Yamaha Music: Zu Besuch beim weltweit größten Musikinstrumenten-Hersteller
von Dieter Roesberg,
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Der Name Yamaha steht für viele verschiedene Produktgruppen: Motorräder, Motoren, HiFi, Elektronik und natürlich Musikinstrumente. Dass die Wurzeln der Firma bei der Musik liegen, wird oft übersehen und ist doch beim Logo mit den drei gekreuzten Stimmgabeln mehr als offensichtlich.
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Ende 2015 besuchte ich mit einer Gruppe von Händlern, Yamaha-Mitarbeitern und Journalisten die Zentrale und die Werke in Hamamatsu, Japan und die große Gitarrenfabrik in Hangzhou, China.
Yamaha hat einen internen Grundsatz, der gnadenlos durchgezogen wird: Quality First. Und in jeder Fabrik wird mit den gleichen Maßstäben kontrolliert und überprüft. Daher spricht man bei Yamaha auch nie von einem Herstellungsland sondern von „Made in Yamaha“.
Geschichte
Die Geschichte des japanischen Großkonzerns geht zurück bis ins Jahr 1887, als Torakusu Yamaha den Auftrag bekam, in der Grundschule von Hamamatsu das amerikanische Harmonium zu reparieren. Er war von der Konstruktion so fasziniert, dass er für sich ein ähnliches Instrument baute. Zwei Jahre später gründete er die Torakusu Yamaha Company. Dem Harmonium folgten zahlreiche andere Musikinstrumente wie Pianos und Flügel.
Seit 1942 stellt Yamaha akustische Konzert-Gitarren her. 1953 begann das Unternehmen mit der Expansion außerhalb Asiens. 1954 wurde die erste Yamaha-Musikschule eröffnet. Im gleichen Jahr wurde der erste Hi-Fi Spieler vorgestellt und mit der YA-1 auch das erste Yamaha-Motorrad. 1965 begann Yamaha mit der Produktion von Blasinstrumenten. 1966 expandierte der Konzern mit der Yamaha Europa GmbH in Deutschland nach Europa und begann die Vermarktung von Gitarren und Schlagzeugen. 1968 stellte Yamaha seine ersten Hi-Fi-Stereo-Geräte vor. 1971 begann Yamaha mit der Produktion von Mikroelektronik. 1
974 erweiterte der Konzern sein Produktportfolio mit der Vorstellung von Lautsprechern (NS1000M), Synthesizern (CSY-1) und Mischpulten (PM-1000). 1976 begann Yamaha mit der Produktion von elektrischen und elektronischen Pianos. 1980 wurde mit dem Porta-Sound das erste portable Keyboard vorgestellt. 1983 stellte Yamaha den auf der FM-Synthese basierenden Synthesizer DX7 vor, der die Klangwelt der 1980er nachhaltig prägte. Schon 1989 stellte Yamaha den ersten CD-Rekorder vor. 2004 wurde der renommierte Musiksoftware-Hersteller Steinberg übernommen, 2007 die österreichische Klaviermanufaktur Bösendorfer. Seit 2014 hält Yamaha 100% der Anteile am kalifornischen Unternehmen Line 6.
2016 feiert Yamaha den 50. Geburtstag der Produkion von E- und Western-Gitarren. Die neue E-Gitarren-Serie „Revstar“ wird vorgegestellt.
Philosophie
Yamaha ist ein asiatischen Hersteller, der sich immer bemüht hat, eigenständige Instrumente zu entwickeln. Es gab keine Kopien oder Nachahmungen von Klassikern. Stattdessen wurde immer Wert auf Innovation und Qualität gelegt. Schon früh erkannte man bei Yamaha, dass man nur mit dem Standort Hamamatsu in Japan nicht wachsen konnte. Daher wurden andere Standorte erschlossen, wo unter japanischer Leitung und nach japanischen Qualitätsanforderungen Instrumente gefertigt werden. Heute werden E-Gitarre, E-Bässe und Akustik-Gitarren in drei Yamaha-eigenen Fabriken hergestellt: Hamamatsu, Japan, Hangzhou, China (nur Akustik) und in Jakarta, Indonesien. Die Fabrik in Taiwan, in der viele Jahre hervorragende Instrumente gefertigt wurden (ich hatte die Chance, sie Ende der 90erJahre zu besuchen), war damals eine der größten Fabriken weltweit und wurde aus politischen Gründen Anfang des neuen Jahrtausends geschlossen. Die Maschinen und das unglaubliche Holzlager wurden auf die beiden Fabriken in China und Indonesien verteilt.
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
Japan
Hamamatsu liegt an der Pazifikküste ca. 1 1/2 Stunden südlich von Tokio und hat 800.000 Einwohner. Es ist eine bedeutende Industriestadt. Namhafte Firmen der Automobilindustrie sowie Hersteller von Musikinstrumenten (u.a. Roland und Kawai) haben hier ihren Firmensitz. Yamahas Hauptsitz ist hier, aber auch einige Fabriken, wie die „Mother Factory“ in der exklusive Gitarren-Modelle gefertigt, neue Instrumente entwickelt und die Produktionsrichtlinien für alle anderen festgelegt werden. Teurere Konzertgitarren mit per Hand aufgetragenem Schelllack werden exklusiv hier gefertigt, sowie die meisten der Silent Instrumente, und natürlich exklusive Gitarren wie die komplette SG-Serie, oder Endorser-Modelle wie z. B. der Patitucci-Bass.
In Hamamastu hat Yamaha einige Museen eröffnet, u. a. eins, das die Geschichte der Yamaha Musikinstrumente aufrollt, eines für die Motorensparte und neuerdings auch eins speziell für Gitarren. Hier werden ca. 300 Instrumente gezeigt, nahezu ausnahmslos Prototypen bzw. Muster-Instrumente. Hier sieht man Gitarren die für Bob Dylan, Jimmy Page und Carlos Santana gefertigt wurden, aber auch alte wertvolle Ramirez-Konzert-Gitarren, die zu Studienzwecken angeschafft wurden. Eine wunderbare Sammlung von Instrumenten.
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
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Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
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China
Hangzhou ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang. Die Stadt hat über 8 Millionen Einwohner und liegt an der Mündung des Qiantang-Flusses in der Hangzhou-Bucht. In Hangzhou beginnt der Kaiserkanal, eine wichtige Verbindung in den Norden Chinas. Die Stadt ist auch heute noch eine bedeutende Produktions- und Handelsstätte für chinesische Seide. Früher gehörte Hangzhou zu den 8 Hauptstädten des chinesischen Reiches. Seit Ende 2004 produziert Yamaha hier auf 150.000 m2 in seiner eigenen Fabrik Klaviere und Akustik-Gitarren.
2415 Mitarbeiter (inkl. 12 leitende Angestellte und 11 Japaner) sind hier beschäftigt, davon sind 829 Männer und 1586 Frauen. Da in China immer noch häufig auf sogenannte „Wanderarbeiter“ zurückgegriffen werden muss, die Ende des Jahres für 1 Woche zurück nach Hause gehen und dann im nächsten Jahr nicht unbedingt zur gleichen Fabrtik zurückkehren, hat Yamaha die Zahl der weiblichen Mitarbeiter drastisch hochgefahren. Diese wohnen vor Ort, bleiben länger, haben dadurch auch Aufstiegschancen – damit gewährleistet Yamaha eine gleichbleibende Qualität. Ein durchschnittllicher Angestellter verdient bei Yamaha ca. $ 300 pro Monat, mit einem 8-StundenTag bei einer 5-Tage-Woche und 250 Arbeitstagen pro Jahr.
719 Mitarbeiter(innen) arbeiten in der Gitarren-Abteilung. Im Jahr 2015 hat Yamaha in Hangzhou 276.500 Gitarren hergestellt, das sind 1000 pro Tag, für 2016 wird mit einer leichten Steigerung gerechnet. 87% der Instrumente sind für den Export bestimmt.
Mittlerweile hat Yamaha in Hangzhou 40 sogenannte Inspektoren beschäftigt, die nur für die Qualitätskontrolle zuständig sind.
In Hangzhou werden folgende Akustik-GitarrenSerien gefertigt: C, FG, A, APX/CPX, NX, CG. Seit einiger Zeit auch die Silent-Modelle SCG200S und 200N.
Ich habe diese Fabrik im Jahr 2008 schon mal besichtigt, und war damals schon von der Präzision und den Arbeitsabläufen beeindruckt. Die Produktion ist in den letzten Jahren nochmals erweitert worden, wobei man nicht einfach alles größer gemacht, sondern die Anzahl der Fertigungsstraßen erhöht hat. Hier werden jeweils ausgewählte Instrumente Schritt für Schritt von Grund auf gefertigt, bearbeitet, zusammengebaut, lackiert und vervollständigt. Fünf dieser Straßen gibt es nun, wobei jede auf bestimmte Instrumente spezialisiert ist. Trotz vieler Computer-kontrollierter Maschinen (alle von Yamaha entwickelt), die Standardaufgaben übernehmen (Bodies, Halse, Fräsarbeiten), ist nach wie vor unglaublich viel Handarbeit erforderlich, die von geschickten und geübten Händen in einer nicht zu glaubenden Geschicklichkeit und Geschwindigkeit ausgeführt werden. Im Gegensatz zu Japan, wo ca. 20 Mitarbeiter viele verschiedene Arbeitsgänge durchführen, sind die Mitarbeiterinnen hier auf spezielle Arbeitsschritte geschult.
Bild: Dieter Roesberg, Jürgen Pfizinger
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Neue Produkte
Für das Jubiläumsjahr hat sich Yamaha einiges vorgenommen. Die L-Serie, die es seit 40 Jahren gibt, wird um die LL6RM ARF und die LS6RM ARF mit mattem Finish erweitert. Die FG Series, mit der 1966 mit dem Model FG180 alle anfing, wird überarbeitet und mit dünnerem Lack, dünnerem Hals und dünneren Zargen und Böden geliefert. Vom Jubiläumsmodell FG180 50th werden 200 Stück nach Europa geliefert.
Und dann kommt nach 20 Jahren mit der Revstar eine neue E-Girarre auf den Markt. Die Grundmodelle werden in Indonesien gefertigt, und je nach Ausführung zwischen € 399 und € 999 kosten. Einige Highend-Modelle werden in Japan gefertigt (siehe Test in dieser Ausgabe). Und weil es sich auf Englisch besser anhört als auf Deutsch, hier die wichtigsten Kernaussagen zur neuen Gitarrenserie:
Never standing still
– push things forward
– keep listening
– inspire – test everything – just different enough