Extra Hubraum

Hirschfelder B212G18

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Hirschfelder-Boxen fallen auf – und das nicht nur visuell: Bei vielen Modellen werden unterschiedliche Lautsprecher und Gehäuseprinzipien kombiniert, sodass am Ende Boxen entstehen, die den elektrischen Sound mit ihrem deutlichen Eigenklang bereichern. Die neue B212G18 ist das beste Beispiel hierfür und lotet die Extreme aus …

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Seine Fähigkeiten als Boxenbauer konnte Jacob Hirschfelder bereits im letzten Test (Ausgabe 11/2014) mit seiner B410 beweisen: Erstklassig in Sound, Konstruktion und Verarbeitung, zeigte die eigenständige 4×10″, dass klangstarke, optisch ansprechende und vollständig individualisierbare Boxen nicht ein kleines Vermögen kosten müssen. Die neu entwickelte B212G18 setzt sich die gleichen ehrgeizigen Ziele wie ihre kleine Schwester und verspricht, mit einer wilden Mischbestückung aus 12ern und 18ern, ein Klangerlebnis der besonderen Art zu liefern.

Konstruktion

Die B212G18 ist eine Box, wie Jacob Hirschfelder sie gerne baut: Die knallige Optik mit dem goldenen KunstlederBezug und der Frontbespannung im Hippie-Look fällt zweifellos auf und wirkt in der sonst eher biederen Boxenlandschaft regelrecht erfrischend. Umlaufende schwarze Kantschienen, die bündig mit der Gehäuse-Oberfläche abschließen, schützen das 15 mm starke Pappel-Multiplex-Gehäuse beim Ein- und Ausladen und setzen darüber hinaus einen geschmackvollen optischen Akzent. Sowohl das Tolex als auch die Frontbespannung sind frei wählbar, ebenso die Farbe der pulverbeschichteten Schienen.

Wem die dünnen indischen und afrikanischen handgewebten Stoffe zu exotisch oder empfindlich sind, der bekommt selbstverständlich auch eine Box im klassischen Look der großen Hersteller, oder auch – besonders Edel – in Möbel-Optik (Emperor-Cabs lassen grüßen) mit gebeiztem und anschließend klarlackiertem Gehäuse. Als wäre das alles nicht genug, können echte Individualisten ihre Box gegen einen Aufpreis auch mit einer handbemalten Frontbespannung der Hallenser Künstlerin Swantje Totaal ordern – so eine Box hat dann sonst wirklich niemand.

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Optik hin oder her, am Ende kommt es natürlich auf die inneren Werte an und die sind bei der Hirschfelder durchaus interessant: Wie es die etwas kryptische Typenbezeichnung bereits andeutet, handelt es sich bei der B212G18 um ein Zwei-Kammer-System, das in der oberen geschlossenen Hälfte mit einem 12er-Pärchen und im unteren Bassreflex-Teil mit einem mächtigen 18er bestückt ist, dabei laufen alle Speaker fullrange ohne Frequenzweiche. Hirschfelder-typisch kommen klassische FerritLautsprecher aus dem Hause Eminence zum Einsatz, die beiden Kammern sind außerdem penibel berechnet, aufwendig verstrebt und mit einem groben Fließ gedämmt um den Tiefmitten- und Bassbereich unter Kontrolle zu halten. Um zu verhindern, dass sich der dicke Achtzehnzöller in praxisuntauglichen Subbass-Orgien verliert, wurde die Tuning-Frequenz des unteren Gehäuse-Teils ähnlich wie bei einer 1×15″-Box abgestimmt.

Die Tiefenwiedergabe wird so sinnvoll nach unten hin begrenzt um einen möglichst idealen Druckpunkt mit konkret zupackenden Bässen zu erhalten – soweit zumindest die Theorie. Als bekennender Feind von Hochtonhörnern hat sich Jacob Hirschfelder bei den Zwölfzöllern für Lautsprecher entschieden, die nicht nur mit der geschlossenen Bauweise harmonieren, sondern dank kleiner Kragen um die Kalotten auch ein erweitertes Obertonspektrum bieten und somit einen Hochtöner überflüssig machen.

Hierschfelder_02Die Kantschienen schließen plan mit dem Gehäuse ab.

Zur Ausstattung der B212G18 gehört neben den seitlich montierten Schwerlastgriffen ein weiteres Paar Griffe an der Ober- und Unterseite, was das Treppensteigen – eine helfende Hand vorausgesetzt – deutlich angenehmer macht. Zwar ist das Gewicht der Box dank des leichten Pappel-Multiplex-Gehäuses mit 42 kg noch erstaunlich moderat, alleine will man den sperrigen Schrank trotzdem nicht bewegen müssen.

Auf der Rückseite findet sich das etwas rustikal handbeschriftete Anschlussfeld, auf dem Impedanz und Belastbarkeit vermerkt sind: 4 Ohm/1000 Watt – das Teil kann also eine ganze Menge ab und lastet die allermeisten Transistorverstärker optimal aus. Zwei parallel verdrahtete Speakon/ Klinke-Kombibuchsen schonen außerdem die Nerven in stressigen Umbausituationen, da man hier unabhängig vom Verstärker nicht erst ein spezielles Kabel parat haben muss.

Praxis

Wer sich eine Box mit einem dicken 18er und stattlichen Abmessungen von 63×101×38 cm ins Haus holt, erwartet ordentlichen Bums – und den liefert die Hirschfelder! Die B212G18 auf eine reine Bass-Schleuder zu reduzieren, wäre dennoch viel zu kurz gegriffen: Das XXL-Teil gibt den elektrischen Bass-Ton erstaunlich breitbandig und detailliert mit hervorragend ausgeleuchteten Eckfrequenzen wieder, ohne dabei den kritischen Mittenbereich zu vernachlässigen. Ein echtes Kunststück – denn wo viele auf HiFi getrimmte Boxen ihren Glanz und Tiefendruck durch extrem trockene und teilweise stark zurückgenommene Mitten in Szene setzen, schafft es die Hirschfelder, einen ähnlichen Effekt zu erzeugen, ohne dabei jedoch ihre rockigen und charakterstarken Mitten zu opfern.

Man hat das Gefühl, von allem einfach mehr zu haben, ohne auf wichtige Frequenzen verzichten zu müssen – wirklich beeindruckend! Da die 12er bis ca. 8 kHz rauf spielen, kommt die B212G18 deutlich offener rüber als beispielsweise eine Ampeg 8×10″ und dennoch haben ihre smoothen Höhen nichts mit dem schöngeistigen Draht-Klick hochgezüchteter HiFi-Aggregate gemein. Anders als bei den meisten 2- Wege-Systemen bettet sich der Obertonbereich absolut nahtlos in das Gesamtklangbild ein – kein Wunder, denn hier kommt alles aus einer Schallquelle. Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Wie macht sich der 18er?

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Ein richtig dicker Brummer: Eminence Sigma Pro 18A-2 (Bild: Dieter Stork)

Gut. Richtig gut! Die obszöne Bass-Gewalt der Hirschfelder lässt selbst gestandene 2×15″-Boxen fast eindimensional und mager erscheinen, ohne dabei jedoch träge oder blubberig rüberzukommen. Der Druckpunkt ist – wie versprochen – nicht zu tief angesetzt und führt so selbst bei extremen EQ-Einstellungen oder besonders schubstarken Instrumenten stets zu brauchbaren Ergebnissen. Dank des guten Wirkungsgrads (102 db 1 W/1 m) funktioniert das Ganze sowohl mit schwachen Röhren-Amps als auch mit hochmotorisierten Transistor-Boliden, wobei gerade der 18er schon etwas getreten werden will, um sein volles Potential zu entfalten.

Im Test wusste unser 100 Watt (Röhre) Sound City genauso zu gefallen wie der starke 1001RB von Gallien Krueger, lediglich schwächere Transistor-Topteile um die 200 Watt waren ab einer gewissen Lautstärke mit so viel Membranfläche leicht überfordert. Bei hohen Lautstärken legt die B212G18 übrigens noch eine Schippe drauf, da die Federsteife des eingeschlossenen Luftvolumens die Speaker der oberen Kammer in die Kompression zwingt und somit – ähnlich wie bei einer 8×10″ – eine gute Portion Rotz beisteuert.

Resümee

Die B212G18 ist schon ein beeindruckendes Bass-Monster. Zur typischen Hirschfelder-Box macht sie nicht nur die außergewöhnliche Lautsprecher-Bestückung, die scharfe Optik und das hervorragende Preisleistungsverhältnis: Ihr Klang legt keinen Wert auf farblose Neutralität und Unbefangenheit, vielmehr würzt diese beeindruckende Bass-Box den elektrischen Ton mit einer starken Prise Eigenklang. Die wilde Speaker-Mischung begeistert mit einem rockig offensiven Grundcharakter und einem echten „larger than live“-Sound ohne jede HiFi-Attitüde – ohne Frage ein echtes Klasse-Teil!

 

Plus

  • eigenständiger Charakter
  • Pegelfestigkeit
  • Verarbeitung
  • Konzept/Optik
  • Preis- /Leistungsverhältnis

Minus

  • empfindliche Frontbespannung

 

Hierschfelder_profil

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