In dieser Ausgabe von Bass Basics geht es um das Thema Warmspielen. Vor allem vor Konzerten lege ich großen Wert auf ein gewissenhaftes Warm-Up. Manche nennen es auch „Einspielen”. Aber auch vor dem Üben macht es Sinn, sich gut einzuspielen.
Anzeige
Dabei gibt es für mich wichtige Kriterien, auf die ich immer achte. Das sind zum einen die klassischen Rudiments. Einige davon möchte ich im Folgenden vorstellen. Dabei geht es nicht nur um die Übung an sich, sondern auch darum, worauf du beim Üben achten kannst. Hier ist der erste Tipp:
1. BEGINNE NICHT IN DEN TIEFEN LAGEN ZU SPIELEN
Um meine Greifhand nicht zu überfordern, beginne ich grundsätzlich nie unterhalb des 7. Bundes meine Übungen. Mein klassischer Anfangston ist das A auf der D-Saite im siebten Bund. Warum? Weil ich zuerst die für die Fingerspreizung so wichtige Ringmuskulatur aktivieren und aufwärmen möchte. Ein Start im ersten, zweiten oder dritten Bund ist für mich tabu.
2. ALLE FINGER DER GREIFHAND WERDEN GLEICHBERECHTIGT EINGESETZT
Bei der Auswahl meiner ersten Übungen gehe ich immer von dem Prinzip aus, dass jeder Finger der Greifhand gleich oft zum Einsatz kommt. In Beispiel 1 findest du eine sehr einfache, statische, chromatische Übung. Hier achte ich darauf, dass jeder Finger beim Greifen sauber auf dem Bundstäbchen aufliegt und natürlich jeder Finger seinen eigenen Bund hat.
Es gilt also das Ein-Finger-Pro-Bund-System. Außerdem kontrolliere ich, dass meine Fingerkuppen nicht einknicken. Collapsing Fingers möchte ich vermeiden. Flying Fingers auch. Also das übermäßige und unnötige Bewegen der Finger von der Saite weg. Kleine Bewegungen sind optimal. Jede Strecke kostet Zeit, also möchte ich jeden unnötigen Millimeter vermeiden. Dann achte ich natürlich darauf, dass wirklich nur die Finger bewegt werden und nicht das Handgelenk, der Unter- und der Oberarm wackeln.
3. ERSTMAL AUFSTEIGENDE TONFOLGEN SPIELEN.
Aufwärts zu spielen fällt normalerweise leichter als abwärts zu spielen. Deshalb beginne ich immer mit aufsteigenden Tonfolgen.
4. WIE AGIERT DIE ANSCHLAGHAND
Dann fokussiere ich mich auf die Anschlaghand. Ich achte darauf, dass die Finger sauber auf der nächsten dickeren Saite landen (Rest-Stroke). Ist meine Fingerkuppe weich? Wie klingt mein Ton? Um einen steifen Unterarm zu vermeiden, schlage ich am Anfang nie zu hart an! Kennst du das Gefühl, dass sich bei schnellen Stücken der Unterarm deiner Anschlaghand langsam aber sicher verkrampft, „zugeht” und fest wird? Das möchte ich vermeiden.
5. WECHSELE DEN STARTFINGER DER ANSCHLAGHAND
Bei der Anschlaghand wechsle ich gerne bei jeder Übung den Startfinger. Ich habe schon früher gemerkt, dass es mir in bestimmten Spielsituationen leichter fällt, wenn der Zeigefinger (i) der Anschlaghand mein Startfinger ist. Um beide Anschlagfinger gleich gut zu trainieren, musste ich erst den Mittelfinger (m) auf das Niveau des Zeigefingers (i) trainieren.
6. PRAXISNAHES ÜBEN. WAS KOMMT BEI DEN SONGS AUF MICH ZU?
Nach den Rudiments wechsle ich die Perspektive und überlege, was mich beim Auftritt erwartet. Welche Techniken, Rhythmen, Tempi und Tonarten werden beim Gig verlangt? Gibt es bestimmte schwierige Passagen, z.B. schnelle Unisonoläufe etc. In den meisten Fällen spiele ich dann nicht genau diese Stellen, sondern die einzelnen Parameter, die an dieser Stelle verlangt werden. Worauf kommt es an? Schnelle Sprünge über die Saiten (Disco-Bass), Lagenwechsel oder Slap-Passagen – und aus welchen Parametern bestehen diese?
7. RAKING DER ANSCHLAGHAND
In den Beispielen 4 bis 9 habe ich dir verschiedene Spinnen und Kraken transkribiert, die du mit unterschiedlichen Anschlagfolgen und Notenwerten kombinieren kannst. Greife dabei Themen auf, die in deinen Songs oder Bass-Linien vorkommen. Spielst du nachher einen Shuffle, dann übe den Shuffle schon in der Spinne beim Aufwärmen. Kommen eher Sechzehntel-Noten auf dich zu, dann spiele dich mit genau diesen vorbereitend warm. Achte darauf, dass du z.B. beim Wechsel von der dünneren zur nächst dickeren Saite immer den gleichen Finger der Anschlaghand benutzt. Das nennt man Raking.
8. FÜGE AKZENTE EIN
In Beispiel 10 habe ich Akzente in die chromatische Übung eingefügt. Diese sind einerseits gut, um die Dosierung und Technik der Anschlagfinger zu trainieren. Gleichzeitig haben sie aber auch immer eine rhythmische Komponente. Wenn du mit den Akzenten spielst, achte genau darauf, dass nur dieser Ton lauter gespielt wird, und du dabei nicht schneller wirst. Achte zusätzlich darauf, dass alle lauter gespielten Töne wirklich gleichlaut klingen.
9. WECHSELNDE STARTFINGER DER GREIFHAND
Um nicht jede tonal ansteigende Übung mit dem Zeigefinger und jede tonal fallende Übung mit dem kleinen Finger zu beginnen, habe ich dir in den Beispielen 11 bis 16 noch Varianten mit wechselnden Startfingern für das Auf- und Abwärtsspiel aufgeschrieben. Auch hier könntest du zusätzlich mit verschiedenen Noten-werten und Anschlagfolgen variieren.
Versuche, aus diesen Vorlagen ein auf dich persönlich zugeschnittenes, immer wiederkehrendes Übungspaket zu schnüren und zu ritualisieren. Rituale geben Sicherheit. Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und Zusammenstellen deiner individuellen Übungen. Bis zum nächsten Mal, Markus.