(Bild: Franz Holtmann)
Feuervogel, Phoenix, Goldener Vogel – die mythologisch verankerte Wirkung des Begriffs Firebird haben sich Vermarkter vom Auto bis hin zur Gitarre nicht ohne Grund werbetechnisch zunutze gemacht. Und etwas Besonderes ist eine Gibson Firebird ja tatsächlich.
Gegen Ende der 50er-Jahre sanken die Verkaufszahlen von Electrics bei Gibson in bedrohlicher Weise, was den Traditionshersteller dazu bewog, sich neu aufzustellen. Das LesPaul-Modell wurde 1961 aus der Produktion genommen und man kam mit der neu gestalteten SG-Reihe heraus. Die hielt zunächst noch an dem Begriff Les Paul fest, obwohl sie kaum mehr Bezug zu den Design-Ideen des Namensgebers hatte. 1963 verschwand der Name Les Paul bei Gibson dann auch für einige Jahre ganz von der Bildfläche.
Gibsons ehrenwerter Ruf stützte sich auf bewährte Produktionsmethoden und traditionelle Werte. Man sah sich aber immer mehr bedrängt vom kalifornischen Widersacher Fender, der Jahr für Jahr mehr Gitarren auf den Markt brachte und neben den frühen Erfolgs-Designs Telecaster und Stratocaster mit den Offset Designs Jazzmaster und Jaguar über weitere Verkaufsschlager verfügte. Gibson wollte unbedingt eine Antwort auf den Ansturm von der Westküste finden und brachte 1963 die Firebird heraus, in der Hoffnung, eine Solidbody gefunden zu haben, die mit Fender nicht nur stilistisch erfolgreich konkurrieren konnte.
VON DER KAROSSE ZUM FEUERVOGEL
Für den Entwurf der Firebird holte man sich Hilfe von außen. Ted McCarty hatte den renommierten Automobil-Designer Ray Dietrich gefragt, ob er sich vorstellen könne, eine Gitarre zu gestalten. Dietrich, seit 1960 im Ruhestand in Kalamazoo lebend, hatte zuvor für Marken wie Lincoln, Ford, Packard, Duesenberg und Chrysler gearbeitet und entwarf nun für Gibson eine neue Gitarrenlinie.
McCarty: „Ich saß eines Tages mit Ray und ein paar anderen in meinem Büro und wir versuchten, uns einen Namen für dieses Ding auszudenken. Er sagte: Warum nennst du es nicht Phoenix? Ich sagte: ‚Phoenix, das ist der Feuervogel, die alte Geschichte vom Auferstehen aus der Asche.’ So kam der Name Firebird zustande. Und Ray hat auch das Firebird-Logo entworfen, das auf dem Schlagbrett zu sehen ist.”
Die neuen Modelle wurden im Gibson-Katalog Frühjahr 1963 als „revolutionäre neue Serie von Solidbody-Gitarren” angekündigt. „Ein völlig neues und aufregendes Instrument, das alles bietet, was man sich an Klang, schneller Ansprache und großem Tonumfang wünschen kann.” Die neue Linie mit unterschiedlicher Ausstattung wurde als Firebird I, III, V und VII auf der NAMM-Show in Chicago im Juli 1963 vorgestellt.
(Bild: Franz Holtmann)
Die Firebird-Modelle wiesen gleich mehrere außergewöhnliche Merkmale auf. Augenfällig war zunächst ihre asymmetrische Korpusform mit wenig Schulter oben und vorspringendem Horn unten, dagegen nach hinten oben herausgeführtem oberen Korpuspart für die Armauflage (Reverse Body Shape), plus einer ebenfalls umgedrehten Kopfplatte (Reverse Peghead) mit nach hinten ausgerichteten Banjo-Mechaniken.
Im Gegensatz zu allen Gibson Solidbodies mit eingeleimtem Hals verfügten sie zudem über eine durchgehende Halskonstruktion mit etwas breiter und erhaben gestaltetem mittlerem Korpusteil, der durch zwei angeleimte Flügel ergänzt wurde. Auch wurde dem Korpusrücken oben eine sanfte Kontur zur komfortablen Anlage verschafft, ein Merkmal, das man damals eher von Fender-Gitarren kannte.
Die Ausstattung des 22-bündigen Halses differenzierte sich analog zur SG-Reihe: ungebundenes Palisander-Griffbrett für die I (Junior), Palisander mit Binding auf der III und V (Special/Standard) und Ebenholz gebunden auf der VII als Top-Modell (Custom). Analog dazu kamen Dot-Inlays (I und III), Trapeze-Inlays (V) oder Block-Inlays (VII).
Alle Modelle kamen mit Mini-Humbuckern: Die I hatte einen einzelnen am Steg, die III und die V zwei und die VII drei davon. Die I bekam eine Wraparound-Bridge, die III eine Stud-Style Bridge mit einfacher Vibrola-Einheit, und die V und VII waren mit einem Tune-O-Matic-Steg plus Deluxe Maestro-Vibrola ausgestattet.
Die Hardware war Nickel, die der VII Gold. Standardausführung in Sunburst, aber Gibson bot erstmals auch optionale Custom Colors an – übernahm im Grunde damit eine Idee von Fender. Die beiden am häufigsten nachgefragten Firebird-Custom-Colors waren Pelham Blue und Cardinal Red. Eine Custom-Farbe kostete 1963 lediglich 15 Dollar mehr als das reguläre Sunburst, die Nachfrage hielt sich dennoch in Grenzen.
Die Listenpreise von 1963: Firebird I $189,50, Firebird III $249,50, Firebird V $325 und Firebird VII $445. Die Firebird VII war damit Gibsons teuerste Solidbody Electric. Die preisgünstige Firebird I lag etwas unter dem Preis der SG Special.
Anfang 1965 sahen sich die Gibson-Manager dann aber mit massiven Problemen konfrontiert. Die Firebirds waren nicht nur aufwändig und teuer herzustellen, sie erwiesen sich auch noch als besonders anfällig. Wegen der schweren Banjo-Mechaniken kam es immer wieder zu Brüchen der Kopfplatte. Gibson ließ die Produktion der ersten Generation von Firebirds auslaufen und stellte im Juni 1965 mit den ‚Non Reverse’ Firebirds einfacher konstruierte Versionen im neuem Design vor.
Das abgebildete Modell aus dem Hauptproduktionsjahr 1964 ist nicht nur in hervorragendem Originalzustand, es zeigt sich auch in jeder anderen Hinsicht als so gut, wie eine Firebird nur sein kann. Der Hals, kraftvoll breit ausgelegt, spielt sich einfach ganz ausgezeichnet. Selbst die oftmals problematische Saitenaufhängung im Deluxe-Maestro-Vibrola konnte bei diesem Exemplar mit gutem Andruck auf die Bridge eingerichtet werden, was nicht zuletzt auch mit für die ausgesprochen charaktervollen Sounds sorgt. Die werden von den Mini-Humbuckern dann auch mit überraschend sattem Tonverhalten umgesetzt. Tolle Gitarre!
STATISTIK
Die originale Firebird-Serie war weniger als zwei Jahre in Produktion. Es wurden annähernd 3000 Exemplare hergestellt, rund 700 von der Firebird V, davon 510 im Jahr 1964. Originale Firebirds sind teuer geworden. Preise für Ausführungen der Firebird V ohne Probleme beginnen bei 20.000, für die Firebird III ist mit 15.000 zu rechnen.
(erschienen in Gitarre & Bass 02/2025)
Zitat: „Firebirds V ohne Probleme beginnen bei 20.000,-….
…dazu fällt mir wirklich rein gar nichts mehr ein,außer,daß diese Preise maßlos überzogen sind!
Da existieren weitaus gefälligere und soundmäßig interessantere Elektrische,die obendrein bedeutend günstiger sind!
Dieser künstlich hochgejubelte Hype um diese alten und neuen Gibson Firebirds ist schon echt peinlich,denn es sind absolut nicht so perfekte E.-Gitarren,wie behauptet wird! Extreme Kopflastigkeit und winzige Mini-Humbucker rechtfertigen keineswegs diesen horrenden Anschaffungspreis,-ob alt oder neuwertig!
Und die optische „Schönheit“ eines „Feuervogels“ bleibt lediglich subjektiv,und liegt eigentlich stets im Auge des Betrachters.
Für den besagten Preis von immerhin satten 20.000,- für eine einzige alte Firebird E.-Gitarre schaue ich mich viel lieber nach einer anderen guten gebrauchten Elektrogitarre um,die bereits für merklich weniger Geld zu haben ist,und mich dann sowieso klangtechnisch vollständig überzeugt.
Aber,interessant sind diese alten „Sammlerstücke“ aus längst vergangener Zeit allemal. Da gibt es ja außer dieser Firebirds noch etliche andere E.-Gitarren im Designer-Look der spritfressenden Ami-Straßenkreuzer,die schon längst „ausgestorben“ sind. Fast wie bei den Sauriern,die sind ja auch schon lange von diesem Planeten verschwunden.