25 Verstärker- und Effektmodelle + 5-stufiges Noise-Gate
Mehr dran und drin: Fender Mustang Micro Plus im Test
von Michael Dommers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Gut dreieinhalb Jahre nach der erfolgreichen Einführung des winzigen Kopfhörer-Modeling-Amps namens Mustang Micro kommt Fender mit der Plus-Version um die Ecke, der umfangreiche Upgrades spendiert wurden, darunter sogar ein OLED-Display, ein Tuner und vieles mehr.
Da sich der in die Klinkenbuchse der Gitarre eingesteckte Mustang Micro Plus wie schon sein Vorgänger nicht sonderlich komfortabel bedienen lässt, bietet Fender mit der kostenlosen Tone-App für Smartphones und Tablets (iOS und Android), die per Bluetooth mit dem Micro Plus alle relevanten Daten in Echtzeit austauscht, ein ultra-praktisches Tool an.
ÜBERBLICK
Der Mustang Micro Plus eignet sich nicht nur zum Üben über Kopfhörer, sondern mit Unterstützung einer geeigneten PA- bzw. Monitoranlage sogar für Proben und Gigs. Da sich der Klinkenstecker um 270° schwenken lässt, dürfte der Winzling mit nahezu jeder Gitarre kompatibel sein. Während das Design, der große griffige Volume-Regler und die stirnseitigen Anschlüsse beibehalten wurden, hat sich an den Gehäuseseiten einiges getan. So finden wir auf der linken Gehäuseseite den Off/On/Bluetooth-Schalter mit Multi-Color-Status-LED und den Save-Taster zum Abspeichern von Einstellungen. Rechts sind die Taster Preset (1-100), EQ (global, Flat und sieben festgelegte Frequenzkurven), Modify (Editieren jeweils eines einzelnen Preset-Effektparameters) und Tap/Hold Tuner.
Das frontseitige schwarz-weiße OLED-Display zeigt nicht nur die Namen der 100 Presets an – 70 davon editierbare Werks- und 30 freie Presets –, sondern auch Parameter, deren Werte, getappte Delay-Zeiten in bpm, und bietet sogar einen präzise arbeitenden Auto-Tuner. Über die USB-C-Buchse kann der Micro Plus als Audio-Interface genutzt, mit Firmware-Updates versorgt und der (nicht austauschbare) Lithium-Ionen-Akku geladen werden. Das Bluetooth-Interface dient zum Streamen von Audio und zur Kommunikation mit der Fender Tone App, mit deren Hilfe man tiefer – und erheblich komfortabler – in die Amp-, Effekt- und globalen Settings eintauchen kann. Selbstverständlich bietet es mit maximal 2×8 Zeichen auch einen Editor für die Preset-Namen.
(Bild: Dieter Stork)
AMPS & EFFEKTE
Statt der bisher jeweils 12 populären Verstärker- und Effektmodelle stehen nun jeweils 25 zur Verfügung. Jedem Amp kann ein 5-stufiges, unauffällig agierendes Noise Gate zugeschaltet werden.
Die Amp-Modelle:
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- 57 Champ, Deluxe und Twin, 59 Bassman, 65 Princeton, Deluxe und Twin, BB15 Lo, Mid und High Gain, Excelsior, Super Sonic, British 60s (AC30), British 70s und 80s (Marshall), American 90s (Mesa Boogie), British Color (Orange), British Watts (Hiwatt), FBE-100 (Friedman), Metal 2000 (EVH), Thrift 60s, Uber, Studio Preamp, Tube Preamp und Acoustic Sim.
Die Effekte:
Unter diesen finden sich u.a. zahlreiche der aktuellen Fender Stompboxes:
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- OD/Fuzz/Sustain/EQ: Overdrive, Fuzz, Octobot (alle Fender), Greenbox, Mythic Drive, Blackbox, Big Fuzz, Compressor, Sustain, EQ5 Graphic und Envelope Filter (z.B. Auto Wah).
- Modulation: Chorus, Flanger, Phaser, Vibratone, Tremolo (alle Fender) und Harmonic Tremolo
- Delay: Mono-, Tape-, Reverse Delay (alle Fender) und 2290 Delay.
- Reverb: Large Hall, Small Room, ’65 Spring, Large Mod Hall Reverb (alle Fender).
Alle Regler und etwaige Schalter der aufgeführten Amps und Effekte werden selbstverständlich in der Tone App berücksichtigt. Auch lässt sich die Reihenfolge der Amps und Effekte beliebig konfigurieren. Der Save-Taster am Mustang Micro Plus bzw. in der App speichert nach Sicherheitsabfrage die vorgenommenen Veränderungen.
SCHLARAFFENLAND
Klanglich ist der Micro Plus seinem Vorgänger absolut ebenbürtig, meines Erachtens erzeugt er sogar weniger Nebengeräusche, z.B. durch Pickup-Einstreuungen. Sämtliche Amp-Modelle bieten nun auch Gain-Regler, sodass auch die klassischen 57er und 65er Clean-Vertreter breite Spektren harmonischer Verzerrungen mit Röhrencharakter bereithalten, und das schon ohne Vorschaltverzerrer. Auch die Effekte klingen sauber und authentisch, die Reverbs homogen und räumlich, einige Modulationen und Delays sogar in Stereo. Während ich den EQ über Mixer oder beim Recording neutral belassen kann, senke ich ihn bei Kopfhörerbetrieb um eine Stufe auf Bright Cut 1 ab und dämpfe damit ein wenig die Höhen. Ein Tipp: Da der Mustang Micro Plus bei Kopfhörerbenutzung einen nicht zu unterschätzenden Ausgangspegel liefert, empfiehlt es sich, das Volume-Rad zunächst ein gutes Stück herunterzudrehen.
Dank seines Displays und erst Recht bei App-Betrieb ist der Mustang Micro Plus wesentlich komfortabler zu handhaben als sein Vorgänger. Schade finde ich lediglich, dass das Display während der App-Nutzung mitunter lediglich „Syncing, Please Wait” anzeigt, ansonsten aber dunkel bleibt. Steht die App nicht zur Verfügung, bieten senkrecht in die Gitarrendecke eingelassene Klinkenbuchsen die komfortablere Bedienposition. Zargen- und Strat-Buchsen gewähren indes nur eingeschränkten Blick auf die kleinen seitlichen Bedienelemente.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Fender hat es geschafft, im winzigen Mustang Micro Plus noch eine ordentliche Portion mehr überaus praktische Features zu implementieren, darunter den Auto-Tuner und das OLED-Display. Neben dem umfangreichen Angebot an gut und überraschend dynamisch klingenden Amp- und Effektmodellen entpuppt sich jedoch die komfortable Bearbeitung per intuitiv bedienbarer Tone App als echtes Highlight. Audio-Streaming per Bluetooth funktioniert ebenso tadellos wie die Anbindung an die App. Wünschenswert wäre, wenn sich auch ein Wireless-Kopfhörer einbinden ließe, um auf das lästige Kabel verzichten zu können. Alles in allem überzeugt der extrem vielseitig nutzbare Mustang Micro Plus mit guten Sounds, praktischen Features, fairem Preis und noch höherem Spaßfaktor.
PLUS
- Sounds & Amp-Angebot
- Effektqualität und -angebot
- 100 User-Speicher
- Display
- Verarbeitung
- Handhabung (vor allem per Tone App)
- Preis-Leistungs-Verhältnis
![](https://www.gitarrebass.de/app/uploads/2025/02/Fender-Mustang-Micro-Plus_Specs-535x681.jpg)
(erschienen in Gitarre & Bass 12/2024)
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