Unterhaltsame Verpackung, angenehmer Preis

Beetronics Tuna Fuzz im Test: Guter Ton aus der Dose?

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(Bild: Dieter Stork)

Die Flut an Fuzz-Effektpedalen der vergangenen Dekade ist unüberschaubar geworden – umso schwieriger ist es für die miteinander konkurrierenden Hersteller, mit ihren Kreationen aus der Masse herauszustechen. Da kommen  manche auf ungewöhnliche Ideen – wie Beetronics aus Kalifornien mit dem Tuna Fuzz, das in einer echten Thunfischdose ausgeliefert wird.

Seit einigen Jahren beliefert uns Beetronics mit Overdrive- und Fuzzpedalen, die in Gehäusen mit abgefahrenen Designs stecken. Im Inneren der Pedale befinden sich in Bienenwabenform gestanzte Platinen für Feinschmecker, die gerne mal das Gehäuse aufschrauben.

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Die immer ausgefeilteren Kreationen der Kalifornier kamen aber bisher auch mit einem entsprechenden Preiszettel. Was liegt da näher, als in Zeiten gefühlter und realer Preissteigerungen den umgekehrten Weg zu gehen und wieder preiswerte Pedale anzubieten?

Und sich dabei nicht durch ein besonders aufwendiges, sondern vielmehr durch ein sehr ungewöhnliches Gehäuse von der Masse abzuheben. Diese oder ähnliche Gedanken mag sich Beetronics bei der Konzeption des Tuna Fuzz gemacht haben, und steckt den Schaltkreis einfach in eine Thunfischdose. Ob das Ganze sprichwörtlich oder im übertragenen Sinne stinkt, haben wir für euch geprüft.

KONSTRUKTION

Wer nun angesichts der krassen Überfischung unserer Meere und des massenhaften Todes von Delfinen als Beifang des beliebten Speisefisches die Stirn runzelt, sei beruhigt: Flipper musste für die Produktion des Tuna Fuzz nicht sterben. Laut Beetronics steckte nie Thunfisch in den Dosen – die werden unbenutzt angekauft.

Während sich auf der einen Seite der Dose lediglich der Fußschalter und eine LED-Anzeige befinden, ist die Rückseite mit einer transparenten Plastikkappe verschlossen, die man wie von einer Chipsdose einfach abziehen kann. Darunter befindet sich – typisch Beetronics – eine mit zwei Bienen verzierte Platine, auf der sich die Schaltung befindet.

Laut Beetronics ein Design mit drei Transistoren, das Ähnlichkeiten zum hauseigenen Octahive hat, allerdings ohne den Octave-Effekt. Die Anschlüsse – Input, Output und die 9V-DC-Strombuchse – befinden sich „stirnseitig“, wenn man das Tuna Fuzz so dreht, dass die LED „über“ dem Fußschalter steht. Rechts vom Input befindet sich ein einsames Poti – der so genannte „Stinker“.

Es handelt sich um den Lautstärkeregler. Leider steht er seitlich deutlich ab, was das eigentlich kleine Pedal (nur acht Zentimeter Durchmesser!) dann doch recht Pedalboard-unfreundlich macht, da es in der Breite deutlich mehr Platz einnimmt als ein Gerät mit Standard-MXR-Größe, oder gar ein Mini-Fuzz mit ähnlich sparsamer Reglerausstattung.

Das Pedal ist mit einem Gewicht von nicht mal 100 Gramm lachhaft leicht, allerdings hätte ich das Poti lieber auf der Oberseite des Gehäuses gesehen. Kann denn die Dose auch wie andere Pedale im stressigen Touralltag bestehen? Abschließend beurteilen lässt sich das hier nicht. Robust genug wirkt das Teil.

Die Befestigung auf einem Pedalboard wird allerdings spannend – eine Velcroverbindung würde ja nur den leicht abnehmbaren Plastikdeckel auf dem Board fixieren, eine Schraubverbindung ist gar nicht möglich. Sämtliche Beschriftungen finden sich auf einer aufgeklebten Papierfläche an den Seiten des Geräts, ähnlich wie bei einer echten Thunfischdose.

Ausgeliefert wird das Tuna Fuzz in einer durchsichtigen Blisterverpackung, wie in den frühen 2000ern. Ein Handbuch gibt es nicht, wer mehr wissen will, muss die Beetronics-Webseite besuchen. Viel gibt es bei dem Teil aber auch nicht zu verstehen. Einschalten und los geht’s!

(Bild: Dieter Stork)

FRISCHER TON

Oha! Gleich mal den „Stinker“ etwas gegen den Uhrzeigersinn runterdrehen – denn das Pedal hat enormen Output. Bei ungefähr zehn bis elf Uhr am Poti ist Unity Gain, also die gleiche Lautstärke wie reingespielt, erreicht – danach wird es schnell sehr, sehr laut. Hat man ein ohren- und nachbarverträgliches Level eingestellt, kommt sofort Spielfreude auf.

Was da ertönt, ist nichts anderes als ein herrlicher Fuzzsound, wie man ihn kennt und liebt. Nicht mehr, nicht weniger. Ich würde das Tuna Fuzz dabei eher als ein „Fuzz Face“-Derivat bezeichnen als z.B. einen „Big Muff“ – jedoch ist es weitaus „sauberer“ als man das von so einigen (und vor allem: alten) Fuzz Faces kennt.

Der Sound ist wesentlich beherrschbarer und kontrollierbarer, dabei aber nie brav und glatt. Klettverschluss- und Furzgeräusche sind aber auch nicht mit dabei. Es handelt sich um einen rundum gut abgeschmeckten „Allround go to“-Fuzzsound, der durchaus als das einzige Fuzz auf dem Board dienen kann und für die meisten Anwendungen ausreichen wird.

Neben der kontrollierbaren Soundentfaltung erfreut mich auch der Mangel an Nebengeräuschen – das Tuna Fuzz ist als solches doch erstaunlich leise in den Spielpausen. Das liegt sicher am gut abgeschmeckten Gain-Level, das sich am Gerät selbst nicht einstellen lässt – sondern nur mit dem Volume-Poti der Gitarre. Und das klappt dann auch hervorragend.

Vor allem mit Singlecoils klart der Sound herrlich auf, wird erst transparent rauchig und dann schimmernd clean, freilich immer mit einem leichten Zischeln des Fuzz im Hintergrund – Kenner lieben das so. Weder mit Singlecoils noch mit Humbuckern fällt die Höhen- und Bass-Abstimmung des Pedals negativ auf – es ist weder schrill noch mumpfig.

Ein fein abgeschmeckter Dosenfisch! Der nach oben nicht mehr zu steigernde Gainbereich lässt zumindest bei mir keine Wünsche offen – wer etwas mehr will, kann das Tuna Fuzz ja auch mit anderen Pedals oder einem bereits zerrenden Amp kombinieren. Nur mit einem gebufferten Pedal vorneweg verträgt es sich nicht so gut.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Der Spaß steht bei Beetronics immer im Vordergrund, ebenso das abgefahrene Design – leider ging das bisher auch mit recht stolzen Preisen einher. Nicht so beim Tuna Fuzz, das angenehm den Geldbeutel schont – aber eben auch nicht viele Einstellmöglichkeiten bietet und damit nicht unbedingt super vielseitig ist.

Da gibt es so einige Alternativen mit mehr Reglern und ähnlich kleinem Fußabdruck. Guter Ton stinkt aber bekanntlich nicht, und der kommt hier ausnahmsweise mal sprichwörtlich aus der Dose – zu einem guten Preis und in unterhaltsamer Verpackung. ●

PLUS

  • Toller Klang
  • Stabile Soundkultur
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Klart toll mit Volume-Poti der Gitarre auf

MINUS

  • „Stinker“-Regler steht weit ab


(erschienen in Gitarre & Bass 12/2024)

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