Workshop

Solo Basics: Autumn Leaves II – Lines von Metheny, Stern und Baker

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(Bild: Shutterstock / Gansstock)

In der letzten Folge haben wir Chords und die harmonische Struktur der ersten acht Takte von ‚Autumn Leaves‘, kennengelernt. Heute wird es darum gehen, wie sich ein Vokabular zur Improvisation aufbauen lässt.

Natürlich sind zunächst alle II-V-I-Lines in Dur und Moll in den entsprechenden Takten der Form geeignet. Eine wunderbare Quelle der Inspiration sind aber auch Soli von Meistern der Improvisation, die sich z.B. auf YouTube leicht finden lassen.

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Und immer ist es eine gute Idee, sich nicht nur an Gitarristen zu orientieren, sondern auch Bläsern oder Pianistinnen über die Schulter zu schauen. Besonders Trompeter eignen sich für den Ideenklau, weil sie oft sehr klar artikulieren und ihr Tonumfang mit dem der Gitarre kompatibel ist.

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Beispiel 1 zeigt die ersten 16 Takte von Chet Bakers Solo über ‚Autumn Leaves‘, zu finden auf seiner CD ‚She Was Too Good To Me‘ (1974). Die spielen sich gut auf der Gitarre, und man kann eine Menge lernen: Achtet auf die Pausen, die Bläser auch machen müssen, um zu atmen – wie übrigens auch Menschen beim Sprechen. Ebenso interessant sind die immer verschiedenen Zählzeiten, zu denen Chet Baker seine Phrasen beginnt. Über die Moll-II-V-I-Verbindungen spielt er gerne Verminderte Arpeggien: A = C = Eb = F#o7, alle vier Arpeggien bestehen aus den gleichen Tönen und klingen bestens über D7b9.

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Die Beispiele 2a und 2b enthalten Ausschnitte aus Mike Sterns Solo über ‚Autumn Leaves‘ (auf Bob Bergs Album ‚In The Shadows‘, 1990). In Beispiel 2a sehen wir Mikes Einstieg in sein Solo, und wie wichtig auch hier Pausen sind. Sich am Anfang eines Solos Zeit zu lassen, ist essentiell wichtig, um behutsam Spannung aufzubauen, oft von leise nach laut, von luftig hin zu dichteren Lines.

In Takt 14 von Beispiel 2a spielt Mike über D7b9 D-Harmonisch-Moll-V, die V. Stufe von G-Harmonisch-Moll – ein Klassiker.

Über Cm7 in Takt 9 von Beispiel 2b spielt Mike eine Line in F-Mixolydisch, die auftaktig schon in Takt 8 beginnt – über F7 selbst wechselt er dann für mehr Spannung zu F-Alteriert. Auch Pat Metheny spielte gerne ‚Autumn Leaves‘, wie der Ausschnitt in Beispiel 3 zeigt. Die Aufnahme ist zu finden auf einem Bootleg mit Aufnahmen der ersten Besetzung der Pat Metheny Group. Allerdings spielte die PMG das Stück in G-Dur, für diesen Workshop habe ich es nach Bb-Dur transponiert. Pats unnachahmliche Melange aus Bebop-Vokabular mit vielen Chromatic Approaches und seiner gut ausgecheckten Legato-Technik kann man hier unter die Lupe nehmen. In der nächsten Folge geht es dann um die zweite Hälfte von ‚Autumn Leaves‘.


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2024)

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