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Guitar Guru: Kay-Gitarre und 70er Jahre Flying V

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Kay-Gitarre und eine Flying V aus den 1970ern.

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Es geht um eine Kay E-100 Gitarre aus den 70ern. Könnt ihr anhand der Seriennummer bzw. Hals-Stempel das genaue Alter bestimmen? Ich habe die Gitarre für 50 Euro bei Kleinanzeigen aus einer Haushaltsauflösung gekauft. Sie ist komplett original und im besten Zustand. Es wäre auch schön zu wissen, was die Gitarre für einen Wert hat. – Michael

Die Gitarre wurde Ende der 1960er-Jahre in Taiwan gebaut. Zu dieser Zeit wurde die Produktion von Kay-Gitarren nach Taiwan verlagert, nachdem sie für ein oder höchstens zwei Jahre von Teisco in Japan durchgeführt worden war. 1967 ging Teisco jedoch in Insolvenz und wurde von Kawai aufgekauft. Die Taiwan-Kay-Gitarren wurden im Auftrag der Weiss Musical Instruments Co. hergestellt, die sie weltweit vertrieb. Die 1-Pickup-Modelle bringen auf dem Markt in der Regel zwischen 80 und 150 Euro, wenn man sie sorgfältig restauriert und international anbietet, kann man bei reverb.com auch bis zu 180 oder 200 Euro erzielen, darüber wird es allerdings sehr schwierig.


Ich hatte zuletzt eine Flying V aus koreanischer / japanischer Produktion, die ich nicht genau einschätzen konnte und bei deren „Findung“ ihr mir eine echte Hilfe wart. Heute habe ich eine hochwertige Flying V – Korpus aus einem Stück Mahagoni, der Hals ebenfalls – und ich bin mir nicht ganz sicher, woher das gute Stück stammt. ich könnte Greco sagen, aber ich bin nicht der Guru … – Christoph

Leider ist die Identifikation von japanischen Gitarren gerade aus den 1970er-Jahren nicht immer einfach. Man hat damals einfach sehr pragmatisch eher als „Auftragnehmer“ gedacht und gehandelt und weniger als Brand mit eigenem Design und eigenem Charakter. Insofern können wir auch bei deiner Gitarre – aufgrund des Fehlens einer Marke – sowohl den Auftraggeber als auch die Marke und den Hersteller nur annäherungsweise bestimmen, es sei denn, es liegen eindeutigere Konstruktionsmerkmale vor. So viele Hersteller derartig hochwertiger Flying V-Kopien gab es damals in Japan aber gar nicht – mir fallen nur Fujigen Gakki, Matsumoku und Tokai ein.

Ich hab mal in die alten Greco-Kataloge und in die Ibanez-Kataloge geschaut – in beiden findet sich ein bis auf die Pickups scheinbar baugleiches weinrotes Modell. Die von Greco scheint mir eine Bridge mit dünnen Studs zu haben (Nashville), die im Ibanez-Katalog eine mit dicken (Asien-) Studs. Das könnte darauf hinweisen, dass die beiden Vs nicht baugleich sind bzw. aus verschiedenen Fabriken stammen. Und zwar die im Ibanez-Katalog von Matsumoku (dafür sprechen auch die Pickups mit den eigentümlichen Rahmen) und die von Greco von Fujigen Gakki (denn so steht es ganz unten im Katalog von Greco). Ich meine, dass deine auch dünne Nashville-Style-Studs hat, und das spricht nicht für Matsumoku als Hersteller. Das bedeutet, dass ich am ehesten davon ausgehe, dass es sich um eine von Fujigen Gakki in den mittleren 1970er-Jahren gebaute V handelt.

Dass es sich 100% um eine Greco handelt, kann man so aber nicht sagen, denn sie könnte auch für einen anderen Auftraggeber gebaut worden sein. Greco war eine Marke von Kanda Shokai, mit denen Fender später Fender Japan gründete und dort dann Fender und Squier-Gitarren von Fujigen bauen ließ. Das schwarze Schlagbrett ist höchstwahrscheinlich nicht original, das sieht man nur auf Korina-farbigen Vs von Tokai aus der Zeit. Ein seltenes Teil und sicherlich mit die Speerspitze an Qualität, die der japanische Gitarrenbau der 1970er so hergab – denn die meisten japanischen Gitarren aus dieser Zeit sind eher billige Kopien, teilweise aus Sperrholz, und fast immer mit Schraubhals.


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Diese Flying V Kopie eines damals offensichtlich asiatischen Herstellers,erinnert mich aufgrund der markanten Kopfplatte doch eher an eine Greco aus japanischer Produktion. Greco fertigte damalig ja nicht nur sehr gute Strat.-Tele.-und Mockingbird-Kopien,-sondern auch Korpusse im Flying V Design. Interessant wäre es zu erfahren,ob die Kopfplatte der besagten Flying V Kopie ein aufgeleimtes Overlay oder eine einfach geschwärzte lackierte Oberfläche des Headstocks besitzt. Kopfplatten mit aufwändig aufgeleimtem Overlay wurden auch häufig für die seriell gebauten,-jedoch qualitativ deutlich höherwertigeren Modellvarianten benutzt. Teilweise bestanden diese sogar aus dünnem aufgeklebten Ebenholz,und waren darum deutlich teurer.

    Leider gab es in dieser Zeit der Kopien-Vielfalt aus Asien scheinbar unzählige Werkstätten/Fabriken,die mit teils großer Sorgfalt und sehr günstigen Preisen sprichwörtlich den Markt mit sehr guten Plagiaten überschwemmten.

    Bestens bekannt sind heute lediglich nur noch einige Namen,wie z.B. Greco,Chery,Chevy,Tokai,Burny und Cimar (Ibanez) .

    Ich würde hier dringend empfehlen,diese schöne rotbraune Flying V endlich wieder vollständig mit besten Komponenten zu bestücken,und somit ihr somit ein neues „Leben“ einzuhauchen! Die Basis ist ja noch vorhanden,und mit guter Hardware und besonderer Pflege könnte sie durchaus erneut Gefallen finden!

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