Seit Jahren forscht die Reinhardt GmbH zusammen mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde an einem Prozess zur thermischen Optimierung von Holz. Nun kommen die ersten Instrumente aus diesem Holz serienmäßig auf den Markt.
Gunther Reinhardt macht das Licht zu seinem Lager an. Soweit das Auge reicht stapeln sich die Gitarrenkartons. Es ist kühl in dem großem Lager in der Tübinger Weststadt. Wir laufen die Metalltreppe hinunter und laufen schnellen Schrittes in eine hintere Ecke des Lagers. Hier, aufgestapelt, beschriftet und Inventarisiert lagert Holz für etwa 3000 Gitarren und Ukulelen.
In den letzten Jahren hat Gunther Reinhardt viel Zeit auf Holzsubmissionen im Süddeutschen Raum und Österreich verbracht. „Mit dem Kauf von eigenem Holz, haben wir in unserer Firma ein ganz neues Feld aufgemacht.“ So Gunther Reinhardt. Klar, bislang bestand das Kerngeschäft der Reinhardt GmbH darin, Instrumente zu produzieren und diese dann dem Vertriebsnetz anzubieten. Das Holz für die Gitarren hat der Hersteller dann immer eigenständig irgendwo bezogen.
Mit dem eigenen Holz geht die Reinhardt GmbH nun ganz neue Wege. Vor allem geht es Gunther Reinhardt darum, im Einstiegssegment und Mittelpreissegment auch Gitarren anzubieten, die aus garantiert einheimischem Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft entstammen. „Das gibt es in der Form bislang nur bei hochwertigen Gitarren. Bei deutschen Gitarrenbauern ist es seit jeher Gang und Gäbe Gitarren aus ausschließlich einheimischen Hölzern zu bauen.“, so Reinhardt, „Wir wollen das auch bei unseren Eigenmarken Baton Rouge, La Mancha und Duke für alle anbieten.“
Bei den Eigenmarken Baton Rouge und La Mancha gibt es nun die ersten Serienmodelle unter dem gemeinsamen Namen rECO Serie.
Reinhardt will aber nicht vollkommen auf Tropenhölzer verzichten, sondern nur da wo es Sinn macht. Und das ist vor allem dort, wo eine große Menge Holz benötigt wird und die herausragenden klanglichen Eigenschaften von Tropenholz keine allzu große Rolle spielen. „Durch die thermische Modifikation schaffen wir es, einheimische Hölzer so zu veredeln, dass wir sie ohne Probleme für den Bau von hervorragend klingenden Instrumenten nutzen können.“
Wissenschaftlich untermauern lässt sich Gunther Reinhardt dieses Vorhaben von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde bei Berlin. Über mehrere Jahre hinweg hat er mit den Wissenschaftlern zusammen das Verfahren zur thermischen Veredelung von Tonholz entsprechend optimiert, sodass es nun serienmäßig eingesetzt werden kann.
Das eigene Holz zu verarbeiten ist gar nicht so einfach. „Wir haben in den letzten Jahren viel dazugelernt. Das geht von der Frage, wie man das richtige Tonholz aussucht, bis zur Frage, wie es aufgesägt werden muss und wie es dann am besten thermisch behandelt werden soll, damit es für den Bau eines spezischen Gitarrenteils nutzbar wird“, so Reinhardt. Die größte Herausforderung lag aber darin, dass die Hersteller auch mit dem behandelten Holz arbeiten lernen mussten. „Durch die thermische Behandlung wird das Holz sehr trocken und spröde. Vor allem beim biegen der Zargen sind uns am Anfang haufenweise kaputt gegangen. Unsere Hersteller mussten ihre Verfahren dahingehend erst anpassen. Das hat einige Zeit gebraucht.“
Mit der neuen rECO Serie zeigt sich jetzt aber, dass die Prozesse erfolgreich in eine Serienfertigung gebracht werden konnten. Sowohl bei Baton Rouge, als auch bei La Mancha gibt es seit knapp einem Jahr eine ganze Serie, die Gitarren und Ukulelen aus einheimischen, thermisch veredelten Hölzern anbietet. „Für uns ist das ein erster Wichtiger Schritt, um zu zeigen, dass wir den Prozess beherrschen und stabil und serienmäßig hochwertige Gitarren bauen können.“
Wie das ganze weiter geht wird natürlich davon abhängig sein, wie der Markt dieses Thema aufnimmt und die Gitarren sich verkaufen. Der nachhaltige Ansatz, den dieses Vorhaben verfolgt zeigt aber, dass dieses Thema eigentlich zu genau der richtigen Zeit kommt. „Unseren Kunden ist es wichtig, dass sie möglichst transparent nachvollziehen können, wo ihr Instrument herkommt“, so Gunther Reinhardt.
Deshalb war es für die Schwaben auch umso wichtiger, die Instrumente der rECO Serie nicht als nachhaltige Gitarren zu deklarieren. „Dafür haben wir durch die Produktion in China leider immer zu weite Transportwege. Wir wollen aber jetzt schon da, wo es für uns möglich ist, Wege finden unseren Ökologischen Fußabdruck zu verringern. Deshalb starten wir beim Rohstoff und arbeiten uns Schritt für Schritt vor.”
Nach einem Jahr der rECO Serie kommt nun ein weiterer Schritt hinzu. Zur Kompensation der langen Frachtwege, investiert die Reinhardt GmbH seit Frühjahr 2024 in die Wiederaufforstung von einheimischen Waldbeständen. Genaugenommen wird für jedes verkaufte rECO Instrument bei Baton Rouge und La Mancha ein Baum in einem Deutschen Wald gepflanzt. „Genaugenommen Panzen wir für jeden Baum, den wir zum Bau von Gitarren kaufen 40 bis 60 neue Bäume“. Spannend daran ist, dass jeder Käufer einer rECO Gitarre nachvollziehen kann, wo für diese Gitarre ein Baum gepflanzt wurde. Alle Infos zur rECO Serie findet ihr hier: