Ja, ja, es scheint bis heute ein Tabuthema, dabei betrifft es bereits einen Großteil der Musikschaffenden: Schwerhörigkeit, Tinnitus, Schwindel, Taubheitsgefühl auf einem oder beiden Ohren, begleitet von Folgeschäden wie sozialer Ausgrenzung, Unsicherheit, Angstzuständen oder Panikattacken. Beinahe ehrfürchtig erzählt man sich da Geschichten über Stars wie Pete Townshend, Eric Clapton oder Phil Collins, die beinahe taub seien, weil sie in den Siebzigern so laut gespielt hätten.
Meist wird einfach nur darüber gewitzelt, dabei handelt es sich dabei über wirklich ernsthafte medizinische Probleme. Konkrete Ursachen sind meist kaum auszumachen. Dieses EINE Ereignis, mit dem alles begann, etwa ein Knalltrauma durch eine Rückkopplung oder ein ganz besonders lautes Konzert. Echte Kerle stecken sowas weg oder leben einfach damit. Rock’n’Roll ist nur echt, wenn er laut ist. Lärm machen gehört zum guten Ton in der Branche.
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Aber über die Jahre ist das nun mal gesundheitsschädlich. Dabei sind nicht nur laute Rockkonzerte dafür verantwortlich. Allgemein gehen wir mit Lärm heute ziemlich lässig um. Jeder kennt diese Typen, die mit der wattstarken Leistung ihrer Beschallungsanlage prahlen als bekäme man dafür irgendeine Goldmedaillie.
Auch in Clubs ist es oft viel zu laut, oder ich sehe kaum noch einen Jogger oder Nordic-Walker ohne Kopfhörer bis hin zu den lärmenden Dauerpegeln in unseren Metropolen, denen man sich auch nachts kaum noch entziehen kann. Auch Dauerberieselung schadet unserem Gehör. Und wie bei jedem medizinischen Problem, reagiert jeder Mensch anders darauf.
Oft sind es nicht nur die Dezibel, denen wir uns aussetzen, sondern auch unsere Prägungen, Geschichten oder nicht selten einfach nur Stress. Nur, wie soll man all diese möglichen Ursachen noch auseinanderhalten?
Wird man älter kommen noch Probleme wie Bluthochdruck, Rückenprobleme, Verkalkung oder Durchblutungsstörungen hinzu, die die Ursachenforschung nicht einfacher machen. Wohl dem, der dann die passende medizinische Betreuung findet, denn beispielsweise bei Knalltraumen oder Hörstürzen ist schnelle Behandlung Pflicht.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich selbst mal solche Probleme hatte. Um Weihnachten 2009 spielte ich mit meiner damaligen Band wie jedes Jahr ein Weihnachtskonzert in einem Club im Sauerland. Der Abend schien perfekt. Schlagzeug, Bass und zwei Gitarristen mit je einer Les Paul und einem Marshall JTM45 gut aufgedreht. Satter Sound!
Aber irgendwie war die Akustik des Clubs so schwierig, dass alles noch lauter und vor allem schriller wirkte. Am Ende des ersten Sets spielte ich ein Solo und hatte plötzlich das Gefühl, ich spielte in einer falschen Tonart. Alles klang plötzlich quer und verstimmt. Die Instrumente meiner Mitmusiker und sogar meine eigene Gitarre konnte ich bald nicht mehr orten, der Boden begann zu wanken und mir wurde schwindelig. Mein Körper schien plötzlich in enormer Not, ich hatte Schnappatmung und schließlich einfach nur noch Panik.
Unsere Ohren sind auch für unseren Gleichgewichtssinn verantwortlich, und es ist eine extrem unschöne Erfahrung, wenn dieser plötzlich versagt. Nach dem Song hatten wir zwanzig Minuten Pause. Okay! Erstmal was Kühles trinken, ein wenig Ruhe in der Garderobe, meine Bandkollegen legten mir die Beine hoch und sprachen mir Mut zu.
Dann wieder auf die Bühne mit dem zweiten und schließlich dem dritten Set. Das war an diesem Abend eine Tortur, denn ich spürte mit jeder Note, wie mein Körper weiter abbaute. Endlich war das Konzert vorüber. Wir tranken einen Absacker und waren wieder recht fröhlich. Viele Freunde waren gekommen, es gab nette Gespräche, die eine willkommene Ablenkung waren. Im Club lief dazu Musik in gemäßigter Lautstärke.
Schließlich packte ich meinen Kram ins Auto und fuhr Richtung Autobahn, denn ich wollte die Nacht wieder zuhause in der Eifel verbringen. Auf der Fahrt bemerkte ich jedoch schnell ein lautes Geräusch in beiden Ohren, das dem einer Kreissäge ähnelte. Mein Gott, was war das? Grrrrrrrrrrrr…! Wieder geriet ich in Panik. Dazu bemerkte ich, dass ich Kurven ganz gut meisterte, aber kaum in der Lage war, das Auto geradeaus zu lenken.
Eigentlich Wahnsinn, dass ich nachhause gefahren bin. Aber schließlich kam ich an, trank noch einen Absacker und legte mich dann aufs Ohr. Aber an Ruhe und Schlaf war nicht zu denken. Das Geräusch war unerträglich. Schließlich zog ich aufs Sofa im Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und versuchte mich abzulenken. Erst früh am morgen fand ich ein Stündchen Ruhe und schlummerte ein.
Aber sobald ich aufwachte, dröhnte wieder diese Kreissäge durch meinen Kopf. Ich bekam düstere Gedanken. Ich dachte: „Wenn das so bleibt, dann weiß ich nicht, was ich tue…!“ Zu meinem Charakter gehört es, dass ich keine coole Natur habe. Ich bin eher ängstlich veranlagt, und diese Sache machte mir nun mehr als Angst.
Ich klemmte mich ans Telefon und rief trotz der Weihnachtsfeiertage wahllos befreundete Ärzte oder Musiker an und fragte, was ich tun könnte. Das Ergebnis war ernüchternd, denn gleich der erste Arzt riet mir, mir sofort irgendwo Infusionen verabreichen zu lassen. Abhilfe könne man nur in der ersten 48 Stunden nach solchen Vorfällen schaffen. Aber damals wohnte ich noch allein, und an eine weitere Autofahrt war nicht zu denken. Mir war immer noch schwindelig, etwas übel und vor allem war da diese Panik, die mir damals wie eine Todesangst vorkam.
Also trank ich viel, nahm Blutverdünner von ASS und machte zunächst einen Waldspaziergang. Als ich wieder zuhause war, hörte ich leise Musik, was wirklich gut tat, weil es ablenkte und mich etwas beruhigte. An Sylvester empfing mich schließlich eine noch recht junge Ärztin in Jülich, die mich erstmal untersuchte und mir zu verstehen gab, dass ich tatsächlich ein ziemlich großes Problem hätte.
Für Infusionen war es zu spät, also nahm ich weiter ASS, ging an die frische Luft und schlief, wenn das überhaupt möglich war, nur bei leiser Musik. Ich stellte meine Ernährung radikal um. Kein Alkohol, kein Fleisch, kein Zucker, nur noch gute Proteine, Obst und Gemüse. Die Prognose der Ärztin, dass meine Symptome mit etwas Glück und guter Pflege in ein paar Tagen zurückgehen würden, trat tatsächlich ein.
Die feinen Haare in meinen Gehörgängen waren durch die Lautstärke buchstäblich zerdrückt worden wie ein Kornfeld nach einem Sturzregen. Es braucht Zeit und vor allem einen vollkommen stressfreien Lebenswandel, damit sie sich wieder aufrichten können. Bei mir hat das Wochen, wenn nicht Monate gedauert.
In meiner Verzweiflung ging ich sogar zu einer Heilpraktikerin (nachdem einige praktische Ärzte mein Gehör schon abgeschrieben hatten), die eine Eigenblut-Therapie vorschlug. Ob das Sinn macht oder nicht, war mir damals ziemlich egal. Auf jeden Fall schien diese Behandlung anzuschlagen. Mir ging es schon nach wenigen Behandlungen deutlich besser.
Dazu setzte sie mir einige Akupunkturnadeln in meine Ohrränder. Diese fielen nach circa fünf Wochen, genau wie sie es vorausgesagt hatte, von selbst wieder heraus. Und wieder ging es mir deutlich besser. Aber es dauerte etwa ein Jahr bis meine Beschwerden wieder verschwunden waren.
Obwohl ganz verschwunden waren sie nicht. Ein einziger etwas zu lauter Gitarrenakkord über meinen jetzt nur sehr kleinen Amp genügte, um den Tinnitus (so der uns allen bekannte Fachbegriff) wieder eintreten zu lassen. Zwar nicht sehr laut und nicht sehr lang, außerdem nur noch auf einem Ohr, aber immer verbunden mit diesem leichten Schrecken, dass da immer noch was im Argen lag.
Im Frühsommer ließ ich mir Abdrücke von meinen Gehörgängen bei einem Hörgeräte-Akustiker anfertigen. Ich brauchte einen professionellen Gehörschutz für alle Fälle. Die Dinger waren schweineteuer, aber für meine Ohren schien mir nichts zu übertrieben. Sie passten auf Anhieb perfekt in meine Lauscher. Man konnte verschiedene Filter einsetzen für unterschiedliche Pegelabsenkungen.
Ich entschied mich für 5, 10 oder 15 dB. Genug, um die Ohren bei Konzerten oder Proben zukünftig zu schützen. Man muss damit etwas üben, das heißt sich daran gewöhnen, denn bei der ersten Anwendung hört man seine eigene Stimme wie „unter Wasser“, hat etwas Druck auf den Ohren und meint, etwas dumpfer zu hören.
Im darauffolgenden Oktober ging ich zum ersten Mal wieder auf ein Konzert von Hendrik Freischlader in der Bonner Harmonie. Das war ein Genuss! Endlich wieder Live-Musik hören! Nach dem beschriebenen „befremdlichen“ Gefühl beim Zuhören vergaß ich die Dinger bald und lauschte der Musik wie eh und je. Dennoch ging etwas früher aus dem Club ins Freie, um es nicht gleich zu übertreiben, denn gegen Ende des Konzerts schmerzten meine Ohren wieder leicht.
Das ist aber nicht das schlimmste. Das ist nämlich die Angst und die leichte Panik, die sich einschleicht, sobald man nur das Gefühl bekommt, es könnte wieder losgehen. Diese Erfahrung hat mich fast ein Jahr akribische Pflege gekostet und war ein Warnschuss, den ich nun wie Tattoo mit mir herumtrage. In der nächsten Ausgabe werde ich vor allem über Musiker berichten, die mir ähnliche Geschichten erzählten. In der Folge betrachten wir Maßnahmen zum Gehörschutz und beleuchten vor allem die Ursachen etwas genauer.
(Bild: Udo Pipper)
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)
Kommentare zu diesem Artikel
Ronny
Hallo Herr Pipper,
ich habe Mitter der 70er Jahre mit der Musik angefangen und damals waren wir (15/16-jährigen) alle der “Meinung”, dass alles unter 100 Watt nix taugt..
entsprechend hatte ich nach jeder Probe dieses “ringing in your ear” wie es Bob Seeger in “Turn The Page” nennt… Jahre später dann der von Dir beschriebene Hörsturz…
Aber wir waren ja auch der Meinung dass zum Rockmusik machen auch Alkohol, Kiffen und vor allem Groupies (schließlich waren wir mindestens so gut wie Led Zeppelin..) gehören würden..
Gottseidank werden auch Rocker irgendwann erwachsen.
Viele Grüße R.
Ich habe mir schon in den ersten Band-Jahren einen kleinen Gehörschutz zugelegt und wurde viel belächelt. Im Alter hat’s mich trotzdem erwischt und 1 Ohr ist jetzt deutlich “leistungsärmer”. Zum Glück sind die Hörgeräte inzwischen deutlich besser geworden und reagieren auf Umgebungsgeräusche … klasse.
Super Artikel, endlich spricht das Thema mal jemand an. Bin leider auch betroffen. Keine laute Musik, kein Lärm. Gehörschäden sind irreversibel. Um es mit Wilhelm Busch zu sagen: Musik wird störend oft empfunden, weil meist sie mit Geräusch verbunden. LG Michael Koszler.
Hallo Udo, du hast die Symptome rund um den Tinnitus Vorfall gut beschrieben. Ähnlich erging es mir auch. Ebenfalls der Heilungsprozess. Vorsicht ist allerdings geboten, was die Panik-Atakken anbelangt. Der Tinnitus ist da nur der Auslöser, die Panik-Atakken sollten von einem Facharzt/Ärztin gesondert untersucht werden. An den Tinnitus habe ich mich gewöhnt, die Panik-Atakken werden gesondert behandelt. Auch die von dir beschriebenen Ohr Schützer benutze ich. L.G. Günter
Ein sehr wichtiger Artikel. Meine Geschichte ist recht ähnlich und genau wie der Autor wollte ich nicht wahr haben, dass ich über die Jahre mein Gehör ruiniert habe. Ich kam trotz der Schäden sehr lange gut zurecht – das Gehirn kann eine Menge kompensieren – aber nach einem weiteren Hörsturz und einem massiven Knalltrauma war dann Schluss: Ich war definitiv schwerhörig. Inzwischen trage ich Hörgeräte. Das Schlimme daran: ich hätte das vermeiden können.
Besonderer Dank an die G&B-Redaktion! Endlich mal ein wirklich wichtiges und informatives Thema! Wer in frühen Jahren dauerhaft mit den übermäßigen Lautstärken einer so genannten „Marshall-Schneise“ live on Stage konfrontiert wurde,hat heutzutage garantiert bleibende Hörschäden davongetragen.
Damals bewarb man diverse Vollröhren-Amps mit vier Zwölf-Zoll Lautsprechern und einer immens hohen Wattzahl,die heute wahrhaftig niemand mehr braucht!
Daß es auch mit bedeutend weniger Lautstärke-Volumen bestens geht,beweisen die heutigen Entwicklungen der Valve-Amps mit Master-Regler und ausreichender Watt-Zahl!
Der extreme Schalldruck damaliger Full-Stacks und bleischwerer Cabinets zerstörte so manches Gitarristen-Gehör irreversibel,und verleidet de facto den so oft als harmonisch betrachteten Hörgenuß in „angenehmer Lautstärke!“
Leider gibt es aber bis heute noch etliche Live-Events,die mit ihren überbordenden Bassdruck Einstellungen ohne Hörschutz für ein sehr unangenehmes Gefühl sorgen!!!! Unbegreiflich,aber eben doch wahr,daß so manche Live-Veranstalter das Bass-Volumen der PA-Anlagen bis weit über das erträgliche Maß hinaus ansteuern,und somit oft für dröhnende Lautstärken und extrem nervig Basslastige Geräusche sorgen. Merke: übermäßig viel bringt nicht immer viel mehr,-denn häufig ist viel weniger einfach mehr!!!
Wer einmal mit einem steten Tinnitus und damit einhergehenden Hörschäden zu tun hatte,weiß,was ich hier meine. Ich trage seit jeher ausschließlich gut brauchbare Gehörschutz-Stöpsel,und konnte somit mein Gehör wirksam und effektiv vor unnötigen Lärm schützen.
Wer dies bisher versäumte,hat offensichtlich so gar keine Freude mehr an Musik. Das völlig dumme Geschwätz über die mit Abstand „lauteste Rockband der Welt“ ist heute endgültig vorüber,-und das ist auch sehr gut so!
Nochmals herzlichen Dank für euren informativen und nützlichen Beitrag zum Thema „Hörprobleme bei Musikern“,der eigentlich schon längst überfällig war!
Hallo Udo ! Ich kenne das Problem. Habe zwar noch keinen Tinnitus gehabt, aber mein Gehör ist auf beiden Ohren schlechter geworden. Habe viel in Großen Tanzorchestern und Big-Bands gespielt und bin leider immer neben oder in unmittelbarer Nähe zum Schlagzeug gesessen. Selbst war meine Gitarre nie zu laut, aber manche Drummer waren richtige “Drescher”.Trage heute in beiden Ohren ein Hörgerät, aber vielen Dank, dass mal dieses Thema angeschnitten wurde
Hallo,
Ich habe schon frühzeitig (Anfang 2000) einen angepassten Gehörschutz getragen, weil es im Proberaum und auf Konzerten einfach immer zu laut war und ich oft ein Pfeifen in den Ohren hatte. Ich kann es nur allen (jungen) Musikern empfehlen. Einige meiner Bekannten aus dieser Zeit tragen inzwischen Hörgeräte. Ich zum Glück nicht. Das Geld ist es wert und körperlich spürt man die laute Musik trotz Gehörschutz immer noch.
Macht das! So teuer ist es nicht. Und wer Musik liebt, schützt seine Ohren.
Danke für die sehr persönliche Erzählung. Liest sich echt schlimm.
Wenn das Gehör versagt spinnt wohl das Gehirn ziemlich arg.
Bin 66 und nahm letztes Jahr in der Tübinger Uni Klinik an einer Studie teil, bei der es um Gehör und Hirn ging. Dauerte 4 x 2 Stunden. Da wurden aufwändig die Gehirnströme etc. ausgelesen, während man akustische Aufgaben erfüllen musste. Nebenbei wurde mir mitgeteilt, dass ich für mein Alter ein richtig gutes Gehör noch besitze.
Aber vor paar Jahren hatte ich mal gekifft und das Zeugs war wohl zu stark für mich, denn mein Gleichgewichtssinn (Ohr) hat total gesponnen, selbst das Atmen löste Schwindel aus. Ich rutschte langsam vom Sofa (Freundin war bei ihr zu Hause) bis ich flach auf dem Boden lag. Ich schaffte es gerade noch bäuchlings ins Bad zu robben und mich hochzuraffen um in die Schüssel zu reiern. Mir ging’s extrem elend.
Dir Udo wünsche ich, dass Du vor weiterem Leiden verschont bleibst.
Hallo Herr Pipper,
ich habe Mitter der 70er Jahre mit der Musik angefangen und damals waren wir (15/16-jährigen) alle der “Meinung”, dass alles unter 100 Watt nix taugt..
entsprechend hatte ich nach jeder Probe dieses “ringing in your ear” wie es Bob Seeger in “Turn The Page” nennt… Jahre später dann der von Dir beschriebene Hörsturz…
Aber wir waren ja auch der Meinung dass zum Rockmusik machen auch Alkohol, Kiffen und vor allem Groupies (schließlich waren wir mindestens so gut wie Led Zeppelin..) gehören würden..
Gottseidank werden auch Rocker irgendwann erwachsen.
Viele Grüße R.
Merzi für die diese offenen Worte …
Schade, dass das so lange ein Tabu-Thema war …
Ich habe mir schon in den ersten Band-Jahren einen kleinen Gehörschutz zugelegt und wurde viel belächelt. Im Alter hat’s mich trotzdem erwischt und 1 Ohr ist jetzt deutlich “leistungsärmer”. Zum Glück sind die Hörgeräte inzwischen deutlich besser geworden und reagieren auf Umgebungsgeräusche … klasse.
Super Artikel, endlich spricht das Thema mal jemand an. Bin leider auch betroffen. Keine laute Musik, kein Lärm. Gehörschäden sind irreversibel. Um es mit Wilhelm Busch zu sagen: Musik wird störend oft empfunden, weil meist sie mit Geräusch verbunden. LG Michael Koszler.
Hallo Udo, du hast die Symptome rund um den Tinnitus Vorfall gut beschrieben. Ähnlich erging es mir auch. Ebenfalls der Heilungsprozess. Vorsicht ist allerdings geboten, was die Panik-Atakken anbelangt. Der Tinnitus ist da nur der Auslöser, die Panik-Atakken sollten von einem Facharzt/Ärztin gesondert untersucht werden. An den Tinnitus habe ich mich gewöhnt, die Panik-Atakken werden gesondert behandelt. Auch die von dir beschriebenen Ohr Schützer benutze ich. L.G. Günter
Ein sehr wichtiger Artikel. Meine Geschichte ist recht ähnlich und genau wie der Autor wollte ich nicht wahr haben, dass ich über die Jahre mein Gehör ruiniert habe. Ich kam trotz der Schäden sehr lange gut zurecht – das Gehirn kann eine Menge kompensieren – aber nach einem weiteren Hörsturz und einem massiven Knalltrauma war dann Schluss: Ich war definitiv schwerhörig. Inzwischen trage ich Hörgeräte. Das Schlimme daran: ich hätte das vermeiden können.
Besonderer Dank an die G&B-Redaktion! Endlich mal ein wirklich wichtiges und informatives Thema! Wer in frühen Jahren dauerhaft mit den übermäßigen Lautstärken einer so genannten „Marshall-Schneise“ live on Stage konfrontiert wurde,hat heutzutage garantiert bleibende Hörschäden davongetragen.
Damals bewarb man diverse Vollröhren-Amps mit vier Zwölf-Zoll Lautsprechern und einer immens hohen Wattzahl,die heute wahrhaftig niemand mehr braucht!
Daß es auch mit bedeutend weniger Lautstärke-Volumen bestens geht,beweisen die heutigen Entwicklungen der Valve-Amps mit Master-Regler und ausreichender Watt-Zahl!
Der extreme Schalldruck damaliger Full-Stacks und bleischwerer Cabinets zerstörte so manches Gitarristen-Gehör irreversibel,und verleidet de facto den so oft als harmonisch betrachteten Hörgenuß in „angenehmer Lautstärke!“
Leider gibt es aber bis heute noch etliche Live-Events,die mit ihren überbordenden Bassdruck Einstellungen ohne Hörschutz für ein sehr unangenehmes Gefühl sorgen!!!! Unbegreiflich,aber eben doch wahr,daß so manche Live-Veranstalter das Bass-Volumen der PA-Anlagen bis weit über das erträgliche Maß hinaus ansteuern,und somit oft für dröhnende Lautstärken und extrem nervig Basslastige Geräusche sorgen. Merke: übermäßig viel bringt nicht immer viel mehr,-denn häufig ist viel weniger einfach mehr!!!
Wer einmal mit einem steten Tinnitus und damit einhergehenden Hörschäden zu tun hatte,weiß,was ich hier meine. Ich trage seit jeher ausschließlich gut brauchbare Gehörschutz-Stöpsel,und konnte somit mein Gehör wirksam und effektiv vor unnötigen Lärm schützen.
Wer dies bisher versäumte,hat offensichtlich so gar keine Freude mehr an Musik. Das völlig dumme Geschwätz über die mit Abstand „lauteste Rockband der Welt“ ist heute endgültig vorüber,-und das ist auch sehr gut so!
Nochmals herzlichen Dank für euren informativen und nützlichen Beitrag zum Thema „Hörprobleme bei Musikern“,der eigentlich schon längst überfällig war!
Hallo Udo ! Ich kenne das Problem. Habe zwar noch keinen Tinnitus gehabt, aber mein Gehör ist auf beiden Ohren schlechter geworden. Habe viel in Großen Tanzorchestern und Big-Bands gespielt und bin leider immer neben oder in unmittelbarer Nähe zum Schlagzeug gesessen. Selbst war meine Gitarre nie zu laut, aber manche Drummer waren richtige “Drescher”.Trage heute in beiden Ohren ein Hörgerät, aber vielen Dank, dass mal dieses Thema angeschnitten wurde
Hallo,
Ich habe schon frühzeitig (Anfang 2000) einen angepassten Gehörschutz getragen, weil es im Proberaum und auf Konzerten einfach immer zu laut war und ich oft ein Pfeifen in den Ohren hatte. Ich kann es nur allen (jungen) Musikern empfehlen. Einige meiner Bekannten aus dieser Zeit tragen inzwischen Hörgeräte. Ich zum Glück nicht. Das Geld ist es wert und körperlich spürt man die laute Musik trotz Gehörschutz immer noch.
Macht das! So teuer ist es nicht. Und wer Musik liebt, schützt seine Ohren.
Danke für die sehr persönliche Erzählung. Liest sich echt schlimm.
Wenn das Gehör versagt spinnt wohl das Gehirn ziemlich arg.
Bin 66 und nahm letztes Jahr in der Tübinger Uni Klinik an einer Studie teil, bei der es um Gehör und Hirn ging. Dauerte 4 x 2 Stunden. Da wurden aufwändig die Gehirnströme etc. ausgelesen, während man akustische Aufgaben erfüllen musste. Nebenbei wurde mir mitgeteilt, dass ich für mein Alter ein richtig gutes Gehör noch besitze.
Aber vor paar Jahren hatte ich mal gekifft und das Zeugs war wohl zu stark für mich, denn mein Gleichgewichtssinn (Ohr) hat total gesponnen, selbst das Atmen löste Schwindel aus. Ich rutschte langsam vom Sofa (Freundin war bei ihr zu Hause) bis ich flach auf dem Boden lag. Ich schaffte es gerade noch bäuchlings ins Bad zu robben und mich hochzuraffen um in die Schüssel zu reiern. Mir ging’s extrem elend.
Dir Udo wünsche ich, dass Du vor weiterem Leiden verschont bleibst.