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Blues Bootcamp: Dorische Akkordskalen im 6/8 Takt
von Peter Fischer, Artikel aus dem Archiv
Greetings and salutations, my dearest Blues friends! Na, wie war der Ausflug in den 6/8-Takt? Dort und bei meinem Song ‚Stuck In The Fourth Season‘ bleiben wir auch in dieser Folge noch ein Weilchen.
Erinnert ihr euch noch an die Episode ‚The Blues – from Rock to Jazz‘, Ausgabe 10/2022? Damals ging es um ein sehr effektives Konzept, um Akkordbegleitungen für einen Dominant-Blues zu generieren, die melodische Bewegungen in der Oberstimme enthalten. Die Rede war von Akkordskalen. In der angesprochenen Episode, ging es um eine Dominant-Akkordskala.
Die Idee bestand darin, Dom7-Akkorden die Töne der mixolydischen Skala als höchsten Ton hinzuzufügen, mit dem Ergebnis, dass dadurch einerseits interessante Voicings entstehen und man andererseits kleine Melodien und melodische Motive in die Akkordbegleitung hineinweben kann, wie es Pianisten auch gerne tun. Da ‚Stuck In The Fourth Season‘ viele Dorisch interpretierte Mollakkorde enthält, bietet es sich an, das Akkord-Skalen-Konzept auch mal auf diese Tonleiter anzuwenden.
In Beispiel 1 siehst du die Tonleiter C-Dorisch entlang der H-Saite.
(zum Vergrößern klicken!)
DORISCHE AKKORDSKALEN LEVEL 1
Unter diese Noten wird jetzt immer ein Cm7-Akkord platziert. Dadurch entstehen automatisch an manchen Stellen und durch manche Töne Akkorderweiterungen (Beispiel 2).
Ich persönlich spiele diese Akkorde gerne mit Fingern. Der Fingernagel meines kleinen Fingers ist übrigens so lang, dass die innere Nagelkante die H-Saite etwas berührt. Dadurch werden die Melodietöne automatisch leicht hervorgehoben.
DORISCHE AKKORDSKALEN LEVEL 2
Um diesen Grundsound etwas moderner zu machen, verändere ich jetzt einige Akkorde: Bei den Melodietönen D und F nehme ich anstelle eines Cm7 einen Bb-Dur-Dreiklang mit C im Bass. Auf diesen „Magic Chord“ bin ich in dieser Serie ja schon mehrfach eingegangen, zuletzt noch in der vergangenen Ausgabe. In Beispiel 3 findest du die leicht modifizierte Version der Akkordskala. Noch ein Wort zum Melodieton G: in den Noten sind an dieser Stelle unterschiedliche Varianten möglich und auch gleichermaßen populär – einmal der normale Cm7 sowie die etwas traditionelle Variante eines Eb6, wie man sie im BeBop eher finden würde.
DORISCHE AKKORDSKALEN LEVEL 2B
In Beispiel 4 findest du eine weitere Möglichkeit, die ein bisschen weniger nach Jazz klingt: Dabei wechseln sich einfach nur Cm7- und Dm7-Akkorde ab. Die einzige Ausnahme finden wir bei der Melodienote Bb. Diese harmonisiere ich –wie auch schon bei der Dominant-Akkordskala von früher – mit einem Gm7-Akkord.
DORISCHE AKKORDSKALEN LEVEL 3
Wie schon damals in Ausgabe 10/2022 angedeutet, besteht die Möglichkeit, stiltypische chromatische Durchgangstöne mit verminderten Septakkorden zu harmonisieren. Bei C-Dorisch wären das die tonleiterfremden Töne E und H. Zur Vertiefung dieser Thematik, empfehle ich übrigens Tutorials des Pianisten Barry Harris. Mal bei YouTube suchen!
In Beispiel 5 findest du eine sehr modern klingende Variante der Akkordskala inklusive dieser Durchgangsakkorde.
Bevor es zum zweiten Solo-Chorus des Songs kommt, findest du in Beispiel 7 eine Akkordbegleitung, die das Akkordskalen-Konzept umsetzt.
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Diese Chords vertragen sich natürlich auch gut mit Chorus, Delay und einem Overdrive. Das klingt dann schnell nach Lukather, Landau, Henderson und anderen Fusion-Vorbestraften. Beispiel 6 ist nochmal die Akkordfolge in Chartform.
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Beispiel 8 ist für das allgemeine Jazz-Plaisir der zweite Solochorus des Songs. Hier ist wie gewohnt eine kurze Analyse des Geschehens:
(zum Vergrößern klicken!)
- Takt 1 bis 3: etwas C-Melodisch Moll. Könnte man aber auch als C-Dorisch mit der chromatischen Durchgangsnote/Näherungsnote H sehen.
- Takt 4: C7-Arpeggio aufwärts und in der zweiten Hälfte ein Ausschnitt aus C-Alteriert. Das war zur Zeit der Aufnahme mein Go-To-Lick für alterierte Akkorde
- Takt 5 und 6: F-Dorisch über Fm7 und Ebmaj7-Arpeggio in der 2. Hälfte von Takt 6
- Takt 7 und 8: überwiegend Gm7-Arpeggio über Cm7
- Takt 9 und 10: zur Überraschung aller Beteiligten verwende ich hier die C-Blues-Skala
- Takt 11 und 12: eine Mixtur aus aus C-Blues-, Ebmaj7- und Gm7-Arpeggien
- Takt 14: sieh Takt 4, diesmal nur in G
- Takt 16: F-Dur- und G-Dur-Dreiklänge über G11
So viel für heute. Viel Erfolg beim Üben und auch sonst so. Haltet durch und bleibt echt. Immer.
(erschienen in Gitarre & Bass 09/2024)
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