Zwei auf einen Streich! Okko aus Leipzig hat sein High-Gain-Flaggschiff überarbeitet und schickt gleich zwei Varianten des Dominator-Pedals ins Rennen. Wo die Unterschiede zwischen diesen zweifelsohne finsteren Burschen liegen und was es mit der MKII Version auf sich hat? Klären wir!
In den letzten Jahren machten Okko aus Leipzig besonders mit ihrem Allrounder-Pedal, dem Diablo, auf sich aufmerksam. Dabei handelt es sich um einen flexiblen und dynamischen Verzerrer, der nebenbei noch ein paar wirklich sinnvolle Features aufweist, die in dieser Form eher ungewöhnlich sind (Feed- & Body-Regler). Aufgrund der häufigen Nachfrage nach einer extremeren Distortion-Box wurde von Okko der Dominator erfunden – und der fängt im Grunde da an, wo der Diablo aufhört. Hier stehen vor allem dichte und stark verzerrte Sounds im Vordergrund, die besonders die Herzen der tiefer gestimmten Fraktion höher schlagen lassen werden. Neben der vielseitigen Klangreglung dürfte vor allem das integrierte Noisegate für viele Radaubrüder ein äußerst spannendes Feature sein. Je nach Geschmack kann man nun zwischen zwei verschiedenen Versionen des Dominators wählen, die nach der Gehäusefarbe „Red“ (rotes Gehäuse, schwarze Regler) und „Black“ (schwarzes Gehäuse, weiße Regler) benannt sind und sich vor allem im grundsätzlichen Voicing und im Gain-Gehalt unterscheiden.
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KONSTRUKTION
Hatte der alte Dominator noch ein breiteres Gehäuse, fällt sofort die deutlich schmalere Bauweise der MKII Version ins Auge. Das Format ist nun genau das gleiche wie beim Diablo oder dem Black Beast. Das ist angesichts des chronisch mangelnden Platzangebotes auf dem Pedalboard des Gitarristen sehr erfreulich. Nicht fehlen darf natürlich das Markenzeichen der Firma, die überdimensionale und von einer LED betriebene Lichtkuppel in der Gehäusemitte. Des Weiteren fallen die zwei kleinen Mini-Toggle-Switches auf, welche ebenfalls eine Neuerung darstellen. Es handelt sich bei beiden um Dreifachschalter, die direkt auf die Platine gebaut sind und zur Veränderung des Mittenvoicings (Freq) bzw. des Noisegates (Gate) dienen. Hier wäre eine mit dem Gehäuse fest verschraubte Lösung schöner gewesen, so haben die Schalter minimales Spiel in den Bohrlöchern und machen dadurch einen etwas fragilen Eindruck.
Ansonsten finden wir, wie bei Okko üblich, eine tadellose und durchweg hochwertige Verarbeitung. Die robust wirkende und reichlich bestückte Platine nimmt gute zwei Drittel des Gehäuseinneren ein und ist sehr sauber verarbeitet. Die satte und hochglänzende Lackierung des Hammond Gehäuses rundet das Gesamtbild stimmig ab. Von der Schaltung und der Gehäusefarbe abgesehen, unterscheiden sich die beiden Dominator-Pedale in der Bedienung nicht. Sowohl der Red- als auch der Black-Version steht ein 3-Band-Equalizer, ein Gain- und ein Level-Poti sowie die bereits erwähnten Mini-Toggle-Switches zur Verfügung. Beide Pedale lassen sich entweder mit einer 9V-Batterie oder einem handelsüblichen 9V-Netzteil betreiben. Erwähnt sei noch der interne Voltage-Doubler-Schaltkreis, der jede Sektion des Pedals mit der passenden Betriebsspannung zwischen 9 und 18 Volt versorgt.
PRAXIS
Beim Testen beider Dominator-Pedale wird schnell klar: Hier werden keine Gefangenen gemacht. Aber mal so gar keine! Es wird geklotzt, nicht gekleckert. Schon der Gain-Gehalt des Red ist beachtlich. Bereits in niedrigen Positionen des Gain-Potis haben wir es mit einem satten, eher britisch angehauchten Crunch-Sound zu tun. Bewegt man nun das Poti weiter Richtung 12-Uhr-Stellung, wird einem schnell klar, wie viel Gain einem hier zur Verfügung steht. Dabei ist bemerkenswert, wie offen und dynamisch das Pedal selbst bei extremen Gain-Orgien bleibt.
Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, ein Distortion-Pedal vor einem cleanen Verstärker zu spielen, das Dominator Red fühlt sich erstaunlich organisch und Amp-like an und verleugnet nie seinen britischen Grundcharakter. Palm Mutes im Drop-C-Tuning entwickeln einen beachtlichen Schub und auch noch tiefere Tunings bringen das Dominator Red nicht an seine Grenzen. Mit der aktiven 3-Band-Klangregelung lässt sich der Sound sehr gut und effizient formen, ohne dabei unmusikalisch zu wirken. Richtig interessant wird es allerdings beim Freq-Switch, mit welchem sich das Mitten-Voicing des Pedals verändern lässt.
In der obersten Position erhält man einen Boost der Hochmitten, der Klang wird aggressiver und präsenter. In der Mittelstellung findet sich eine etwas neutralere Klangfarbe, während in der unteren Position die Tiefmitten betont werden. Hier geht die Post dann so richtig ab, der Sound wird zwar etwas weniger tight, dafür aber unheimlich drückend. Besonders in extremen Reglerstellungen merkt man, wie sinnvoll das integrierte Noisegate ist. In der obersten Schalterposition ist selbiges deaktiviert. Schaltet man nun in die Mittelstellung (Fast), ist in den Spielpausen absolute Ruhe angesagt. Kein Grundrauschen (welches beim Dominator sowieso schon ziemlich gering ist) und keine Feedbacks bei höherer Lautstärke mehr. Dabei werden weder der Klang noch lang ausklingende Töne beschnitten. In der untersten Position (Soft) arbeitet das Gate dann noch ein wenig langsamer, was besonders bei etwas gemäßigteren Gainsettings Sinn macht.
Alleine mit dem Dominator MKII Red wäre Okko schon ein großer Wurf gelungen. Aber die Leipziger legen noch einen drauf und schicken gleichzeitig den Dominator Black mit ins Feld. Hier ist dann endgültig Schluss mit Schöngeist. Bei gleicher Reglereinstellung fällt im A/B-Vergleich zunächst die etwas geringere Lautstärke der Black-Version auf. Kein Problem, einfach am Level-Poti etwas nachgeholfen und schon sind beide Pedale gleich laut. Schaltet man zwischen beiden Pedalen hin und her, wird schnell klar, dass der schwarze Geselle eine noch extremere Variante des Dominators darstellt. Zum einen wurden die Mitten etwas zurückgenommen, was dem Pedal einen moderneren Grundcharakter verleiht, zum anderen steht einem noch mehr Verzerrung zur Verfügung.
Auch beim Dominator Black setzt sich der Eindruck fort, dass das Pedal praktisch nicht an seine Dynamikgrenzen zu bringen ist. Selbst extrem tiefe Tunings wie Drop A machen dem Dominator Black wenig aus. Beiden Pedalen ist interessanterweise ein doch recht eigener Charakter gemein. Bei sehr extremen EQ- und/oder Gain-Settings ist es möglich, den Pedalen schon fast Fuzz-artige Klänge zu entlocken. Es sei gesagt, dass es sicher sinnvoll ist, dem Hinweis der Bedienungsanleitung zu folgen und einen eher cleanen Amp mit (viel!) Headroom zu spielen. Auch eine entsprechende Box, die besonders in den Bässen ein paar Reserven vorzuweisen hat, dürfte für noch mehr Spaß und flatternde Hosenbeine sorgen.
RESÜMEE
Okko holt mit der MKII-Version des Dominators zu einem beachtlichen Doppelschlag aus. Beide Pedale sind überaus gut funktionierende, charakterstarke Arbeitstiere, die einem verblüffend organische und nach Röhre klingende High-Gain-Sounds zur Verfügung stellen. Die Tatsache, dass gleich zwei Versionen des Pedals erhältlich sind ist umso erfreulicher, da somit eine unglaubliche Bandbreite an verzerrten und extremen Sounds abgedeckt werden kann.