Durch die Blume

Test: EarthQuaker Devices Blumes

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(Bild: Dieter Stork)

Das „Plumes“ dürfte eines der beliebtesten Tube-Screamer-Derivate auf dem Markt sein. Kein Wunder, bietet es doch einen attraktiven Preis und einige Modifikationen mit erheblichem Mehrwert. Für die tieftönende Fraktion gibt es mit dem „Blumes“ nun auch eine Bassversion.

Der originale Ibanez Tube Screamer ist eines der bekanntesten und ikonischsten Effektpedale überhaupt, und so wurde er natürlich auch am Bass eingesetzt. Aufgrund seiner an der Gitarre sehr geschätzten Eigenart, die Bässe zu beschneiden und so für eine tighte Verzerrung zu sorgen, klaut der Screamer allerdings oft zu viel Druck. Ibanez ist diesem Problem irgendwann mit einer Version des Pedals begegnet, die neben einem 2-Band-EQ auch einen Blend-Regler mitbringt. Bei EarthQuaker Devices (EQD) geht man allerdings einen etwas anderen Weg und behält das 3-Poti-Layout des Originals bei.

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ÜBERSICHT

Montiert sind diese drei Potis auf einem knallgelben Alugehäuse in gewohnter Form. Das in Grün aufgedruckte Blumenmuster kennt man bereits von der Gitarrenversion des Pedals, dem erfolgreichen Plumes. Im Grunde ist es das gleiche, zeitlose Design, nur sind die Farben invertiert. Anschlussseitig gibt es weder Überraschungen noch Gründe zur Beanstandung.

Stirnseitig finden sich die beiden Klinkenbuchse für Ein- und Ausgang sowie die DC-Buchse. Auch an ausreichend Platz für breitere Stecker, wie etwa die beliebten „Flunder“-Stecker, wurde gedacht. Oberflächlich macht das blumige Gerät einen guten Eindruck. Das gilt auch für die weiteren Bedienelemente, wie etwa den zusätzlichen Kippschalter zum Umschalten der Modi, den Fußtaster für den Bypass oder die zugehörige, grüne Betriebs-LED.

DIE INNEREN WERTE

Anders als bei der Vorlage von Ibanez findet sich im Blumes ein über ein mechanisches Relais realisierter True Bypass, d.h. im deaktivierten Zustand wird das Signal vollständig an der Schaltung vorbei- und direkt von Buchse zu Buchse geführt. Der hierbei verwendete Fußtaster bietet etwas Federkraft und fühlt sich angenehm fest an.

Als sinnvolles Schmankerl obendrauf kann der Bypass sogar im Momentary-Modus genutzt werden, der Effekt ist dann also nur so lange aktiv, wie der Fußtaster auch gedrückt wird. Erreicht wird diese Funktion nicht etwa durch einen internen Schalter oder dergleichen, sondern einfach über das Gedrückthalten des Tasters und das Gerät entscheidet je nach Haltedauer, welcher Schaltvorgang verwendet wird. Clever. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass der Fuß nicht grundlos zu lang auf dem Pedal verweilen darf.

Wie auch beim Plumes fallen die Ein- und Ausgangsbuffer auf Transistorbasis in dieser Schaltung weg und auch sonst bietet das Blumes einige teils deutliche Änderungen der Schaltung. Auf handselektierte Vintage-Operationsverstärker wie den in einigen Kreisen fast schon sagenumwobenen JRC4558 muss man hier verzichten. Stattdessen kommt ein weit verbreiteter TL074 zum Einsatz, mit dem ohne Probleme die hohe Eingangsimpedanz von 10MΩ erreichbar ist. Dank dieses hohen Wertes können sogar Piezo-Tonabnehmer direkt verwendet werden.

Über den Kippschalter lässt sich das Dioden-Clipping der Schaltung deaktivieren, wodurch das Pedal als reiner Verstärker arbeitet. Die Verwendung als Booster oder zur Pegelanpassung, beispielsweise für Kontrabasstonabnehmer, ist somit gar nicht so abwegig, wie man zunächst annehmen könnte.

Damit der Schaltung nicht der Saft ausgeht, arbeitet das Gerät intern mit ca. 18V, die mittels Charge Pump (Ladungspumpe) aus der 9V Eingangsspannung erzeugt werden. Das ist an sich ein gängiges Verfahren, allerdings hätte die Filterung der so erzeugten Spannung für meinen Geschmack etwas stärker ausfallen dürfen. Die Schaltfrequenz von etwa 26kHz ist als Überlagerung von immerhin rund 250mV noch im Ausgangssignal enthalten. Das entspricht in etwa dem Pegel eines schwächeren bis mittelstarken Tonabnehmers.

Da das über unserer Hörschwelle liegt, ist es in der Regel noch problemlos, allerdings könnten diese 250mV in der nachfolgenden Signalkette zum einen den Headroom anderer Geräte beeinflussen und zum anderen könnte es durch Intermodulation mit anderen Signalen und Eingangsstufen, wie etwa Recording Interfaces mit suboptimalen Antialiasing-Filtern zu heruntergespiegelten Frequenzen kommen, zu Deutsch: Surren.

Ich möchte die Pferde nicht unnötig scheu machen – während meiner Testphase ist mir mit diesem Gerät nichts Schwerwiegendes passiert. In der Vergangenheit allerdings durchaus mit anderen Geräten, die den gleichen Chip zur Spannungsverdopplung (ICL7660S) verwenden.

(Bild: Dieter Stork)

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