Grünes Wunder

Test: Ibanez SDGB1-DMT

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(Bild: Dieter Stork)

Kaum ein Mensch im Heavy Metal ist auf derart vielen Alben vertreten wie Steve Di Giorgio. Darunter mit einigen Bands, denen man durchaus schon Legendenstatus attestieren darf. Iced Earth, Testament, Megadeath, Autopsy und natürlich Death, um nur einige zu nennen. Stilistisch ist Steve breit aufgestellt und insbesondere mit seiner Arbeit bei Death hat er früh gezeigt, dass der Bass im Metal zu weitaus mehr im Stande ist, als die Gitarre eine Oktave tiefer zu doppeln.

Dass er dabei oft auf bundlose Instrumente zurückgreift, sorgt auch heute noch, in Zeiten von Social Media, für Aufsehen und Bewunderung in der Basswelt. Seit geraumer Zeit spielt er unter anderem einen speziellen bundlosen BTB1605 sowie diverse Custom-Instrumente. Mit dem SDGB1 ist Steves Vision eines inspirierenden und praktikablen Instruments nun auch für die breite Masse zugänglich.

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KONSTRUKTION

Als Basis dient auch hier der grundsätzliche Aufbau eines BTB-Modells. Rein vom Design her lässt sich der SDGB1 nicht von einem normalen BTB unterscheiden, auch wenn die Abwesenheit der Bünde und die grüne Farbe natürlich markante Anzeichen dafür sind, dass es sich um ein besonderes Modell handelt. Die Grundkonstruktion ist jedoch recht klassisch.

Eingerahmt von zwei mit geflammtem Ahorn verzierten Korpusflügeln aus Okoumé und Esche findet sich der für BTB typische durchgehende Hals. Für vollkommene Verwindungssteifheit besteht dieser Hals nicht nur insgesamt neun (!) Streifen Bubinga, Panga Panga und Ahorn, zusätzlich ist er auch mit Graphitstäben verstärkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich hier jemals irgendwas verbiegt, außer es wird durch den korpusseitig zugängigen Spannstab provoziert.

Den Matching-Headstock zieren fünf gekapselte Mechaniken aus dem Hause Gotoh. Leider handelt es sich dabei nicht um ultraleichte Exemplare, das würde der dezent vorhandenen Kopflastigkeit noch etwas entgegenwirken. Ergonomisch gibt es aber keine echten Probleme mit dem Bass. Wer bereits einen BTB in der Hand hatte, erlebt fast keine Überraschungen. Zwar ist die Oberfläche des Basses vollständig mit Klarlack überzogen, allerdings hat man für ein besseres Gleiten am Hals dessen Rückseite nachträglich mattiert. Ein kleiner Eingriff mit großer Wirkung. Bei den schnellen Läufen, die Steve mitunter spielt, ergibt diese Modifikation viel Sinn.

Die Verarbeitung ist gut und sorgfältig, sowohl was die Färbung und Lackierung der Oberflächen als auch die gefrästen Kanten und Taschen betrifft. Als Griffbrett kommt Ebonol zum Einsatz, ein Verbund aus Kunstharz und Papier. Optisch erinnert es an das namensgebende Ebenholz und auch die Härte ist sehr hoch, weshalb das Griffbrett nicht zusätzlich versiegelt werden muss.

Trotz der hohen Härte des Materials hinterlassen Roundwound-Saiten dennoch leicht sichtbar ihre Spuren. Da der Bass aber offensichtlich auch für die teils sehr harten Spielweisen von Steve gebaut wurde, würde ich mir bezüglich der Haltbarkeit keine ernsthaften Sorgen machen. Ausufernde Bendings, Slides und das „Reinmetzgern“ mit der rechten Hand gehören hier zum ganz normalen Alltag.

HANDLING

Dementsprechend ist es kein Wunder, dass auch die Cutaways entsprechend tief ausfallen. Zusammen mit der mattierten Halsrückseite ergibt sich so ein absolut müheloses Spielgefühl. Wer möchte, kann aus dem ersten in den letzten „Bund“ sliden, ohne umgreifen zu müssen. Optimale Voraussetzungen auch für komplexeste Basslinien und Spielweisen.

Für mein persönliches Empfinden dürfte die minimale Saitenlage etwas flacher sein, insbesondere beim Fretless mag ich es, wenn die Saiten um Haaresbreite über dem Griffbrett schweben. Für extrem niedrige Einstellungen der Saitenlage, ist der Halswinkel minimal zu flach. „Normale“ bis flache Saitenlagen, die jede/r andere erwartet, sind aber problemlos und schnarrfrei möglich.

Die Kombination aus massiver, steifer Konstruktion und den Nordstrand-Big-Single-Tonabnehmern liefert einen sagenhaft guten und tragfähigen Sound. Ich bin von dem klaren und druckvollen Ton recht angetan. Wobei ich mich immer wieder dabei ertappe, die Pickup-Blende deutlich aus der Mittelstellung heraus zu bewegen. In dieser ist mir der Klang für einen bundlosen Bass etwas zu stark in den Mitten beschnitten.

In meinen Ohren darf ein Fretless durchaus eine gute Portion mehr Mitten mitbringen als ein vergleichbarer bundierter Bass, der sich stattdessen auch mit Klackern bzw. „Clank“ durchsetzen kann. Bundklackern liefert der SDGB1 natürlich nicht, daher bringe ich hier die durchsetzungsfähigen prägnanten Mitten zum Vorschein, indem ich die Pickups jeweils solo nutze.

(Bild: Dieter Stork)

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