(Bild: Blackstar)
Jared James Nichols, das Bluesrock-Aushängeschild aus Wisconsin, das jetzt die LA-Szene aufmischt, ist bekannt für seinen unverfälschten, energiegeladenen Blues, der von Blues-Legenden inspiriert ist und doch seine ganz eigene Handschrift trägt.
Interview
Jared, angesichts des ständigen technologischen Fortschritts (Stichwort: KI-Tools) und der Veränderungen in der Musikindustrie (Streaming-Dienste), wie siehst du deine musikalische Entwicklung in den kommenden Jahren? Werden Live-Auftritte in Zukunft noch wichtiger?
Ich denke, dass der „back to the roots“-Ansatz für mich immer die beste Lösung ist. Bei all dem technologischen Fortschritt ist für mich die einzige Konstante der menschliche Ausdruck und die Interaktion. Alle Kunst entsteht aus der Leidenschaft und dem Gefühl des Künstlers, so auch die Musik. Der Sound und die Art und Weise, wie wir Musik hören, wird sich immer weiterentwickeln. Live-Auftritte werden aber dennoch immer besonders und die verbindendste Art sein, Musik mit anderen Menschen zu teilen, keine moderne Technologie wird das jemals ändern.
Du hast in früheren Interviews immer die Energie und Authentizität eurer Live-Shows hervorgehoben und betont, wie wichtig es ist, das Feeling auch auf Aufnahmen einzufangen. Welche Strategien verwendest du dafür? Gibt es da besondere Herausforderungen?
Auf jeden Fall! Für mich war es ein langer Weg, den Sound und die Energie auch im Studio hinzubekommen. Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden, dass ich mich auf der Bühne und im Studio am besten musikalisch ausdrücken kann, wenn ich meine Werkzeuge einschränke. Zum Beispiel schließe ich die Gitarre direkt am Verstärker an, benutze Instrumente mit nur einem Tonabnehmer und reduziere die Studioproduktion auf ein paar einfache Kompressoren und Hall.
Die größten Herausforderungen, die es zu überwinden galt, waren ganz einfach die Selbstzweifel und das menschliche Verlangen nach MEHR! Ich finde, dass ich mich mit weniger Werkzeugen besser ausdrücken kann. Wie kann man die Intensität und Unmittelbarkeit einfangen? Inspiriert bleiben, das Ego beiseite lassen, die Musik fühlen und es einfach fließen lassen!
Dein Stil wurzelt tief in den Einflüssen legendärer Gitarristen und Bands aus verschiedenen Jahrzehnten. Gibt es Künstler oder Bands außerhalb des traditionellen Blues und Rock, mit denen du gerne zusammenarbeiten würdest?
Auf jeden Fall! Ich würde gerne mit Country-Künstlern wie Chris Stapleton und Sturgill Simpson spielen. Oder Funk mit The Roots, Trombone Shorty oder Vulfpeck oder sogar einen Super-Jam mit einer Band wie Goose. Ich liebe jede Menge verschiedener Genres und glaube, dass ich sehr anpassungsfähig bin.
Bist du aktuell von einem bestimmten Vintage-Instrument begeistert?
Ich habe eine große Leidenschaft für alte Les Pauls. In meiner persönlichen Sammlung befinden sich ein paar, von denen ich mich nie trennen würde, darunter eine sehr frühe 1952er LP Standard mit dem Namen “Dorothy” sowie eine 1953er LP namens „Ole Red“. Beide Les Pauls haben mich viel über Klang und Spielgefühl gelehrt sowie über die Qualitäten eines Weltklasse-Instruments.
In einem einem früheren Interview hast du die Pandemie als eine Zeit der Selbstreflexion und musikalischen Neuorientierung bezeichnet. Welche unerwarteten Quellen der Inspiration hast du während dieser Zeit gefunden? Gibt es bestimmte Routinen oder Praktiken, die du entwickelt hast?
Auf jeden Fall! Ich bin jetzt ein begeisterter Hörer, ich höre ständig neue Musik, um Inspiration und frische Ideen zu bekommen. Was die Routinen und Praktiken angeht, so fordere ich mich ständig heraus, über den Tellerrand zu schauen und Dinge zu spielen, die außerhalb meiner Comfort-Zone liegen. Jeden Tag versuche ich, entweder einen Jam-Track oder einen Song zu finden, den ich noch nie gehört habe. Es ist eine großartige Übung, mich selbst musikalisch herauszufordern.
Jared James Nichols spielt auf dem Guitar Summit, der vom 27.-29.September im Rosengarten in Mannheim stattfindet.
Tickets: www.guitarsummit.de/tickets
(Bild: Blackstar)