Workshop

Julia’s Bass Lab: Das perfekte Leadsheet

Anzeige
(Bild: Lukas Beck)

Was macht eigentlich ein perfektes Leadsheet aus? Viele Musikerinnen und Musiker haben es schon erlebt: Man wird spontan zu einem Auftritt gerufen, freut sich über die vorhandenen Noten und stellt dann fest, dass das Leadsheet alles andere als hilfreich ist. Stell dir vor, du kommst an, und das Sheet ist chaotisch, ohne Angaben zum Tempo oder Stil. Obwohl der Song an sich leicht zu spielen wäre, häufen sich die Fehler.

Oder stell dir eine andere Situation vor: Du bist bei einer Probe, die Noten liegen bereit, aber die Zeit vergeht mit endlosen Diskussionen über Details, die durch ein schlechtes Leadsheet verursacht werden. Um solche Frustrationen zu vermeiden, möchte ich dir ein paar nützliche Tipps geben. Sie sollen dir helfen, dein Leadsheet so zu optimieren, dass du in Zukunft wertvolle Probezeit sparst und unnötigen Stress bei Auftritten vermeidest.

Anzeige

WAS IST EIN LEADSHEET?

Ein Leadsheet enthält die wesentlichen Bestandteile eines Songs, um sowohl Sänger:Innen als auch Instrumentalist:Innen das Spielen zu ermöglichen. Dazu gehören die Melodie, der Text, die Akkorde und das grundlegende Arrangement. Die Melodie wird durch die Tonart und die Taktart spezifiziert.

DAS LAYOUT

Schauen wir uns zunächst den Aufbau des Leadsheets in Beispiel 1 an, um zu verstehen, welche Informationen wo platziert werden sollten. Oben in der Mitte sollte der Titel des Stückes stehen und, falls nötig, die spezifische Version (dies ist besonders nützlich, wenn Musiker:innen sich vorbereiten und genau wissen wollen, um welche Version es sich handelt). Rechts sollten der/die Komponist/in, Texter/in und Arrangeur/in genannt werden.

Beispiel 1

Ein oft vernachlässigtes, aber wichtiges Detail befindet sich auf der linken Seite: das Tempo und der Stil des Stückes. Diese Informationen sind besonders wertvoll, wenn man in einer Coverband spielt, da sie helfen, Missverständnisse über das Gefühl des Songs zu vermeiden, z.B. ob das Stück in einem ternären oder binären Rhythmus gespielt wird.

Bei der weiteren Gestaltung des Notenblattes ist es ideal, wenn die verschiedenen Abschnitte des Songs klar erkennbar sind. Elemente wie das Intro, die erste Strophe, der erste Pre-Chorus, der Chorus usw. sollten alle übersichtlich am linken Rand angeordnet sein. Dies erleichtert das schnelle Auffinden und Navigieren durch die verschiedenen Teile des Songs. Jeder Abschnitt wird durch einen doppelten Taktstrich abgegrenzt, und das Ende des Stückes wird mit einem letzten Taktstrich und dem Vermerk „Fine“ gekennzeichnet, um deutlich zu machen, dass das Stück hier endet und keine weitere Seite folgt.

Es ist auch sehr nützlich, den Titel und die Seitenzahl (z. B. „Seite 2 von 4“) oben auf jeder Seite anzugeben. Dies verhindert Verwirrung über die Reihenfolge der Seiten, insbesondere wenn die Blätter nicht zusammengeheftet sind. Besonders in Situationen, in denen das Prima-Vista-Spiel gefragt ist, achte ich darauf, nur vier Takte pro Zeile zu notieren. Das erhöht die Übersichtlichkeit erheblich.

Es macht keinen Sinn, viele Wiederholungen und Sprünge einzufügen, nur um Platz zu sparen, wenn dann die zweite Seite des Notenblattes nicht einmal zur Hälfte gefüllt ist. Stattdessen ist es ratsam, auf Wiederholungen zu verzichten und den verfügbaren Platz voll auszunutzen, insbesondere wenn ohnehin eine zweite Seite benötigt wird. Hier ein paar gängige Stil-Bezeichnungen:

Motown, Disco, House, Funk, Soul, R&B, Pop, Half Time Shuffle, Rock Shuffle, Chicago Shuffle, Texas Shuffle, Reggae Ternär, Reggae Binär, Hip-Hop, Pop Ballade Straight, Rock Uptempo

WIEDERHOLUNGEN

Es gibt verschiedene Arten der Wiederholungen (Beispiel 2). Steht nach einem Takt ein sogenannter „Faulenzer“ bedeutet das, dass der komplette Takt wiederholt werden soll. Der Doppel-Faulenzer zeigt an, dass zwei Takte wiederholt werden. Bei der einfachen Wiederholung werden die Takte zwischen den Wiederholungszeichen einmal wiederholt. Bei Wiederholungen mit Klammern (Haus 1, Haus 2) spart man sich die Notation einiger Takte, allerdings ist diese Schreibweise fehleranfälliger beim Lesen. Ich würde deshalb die Klammer-Variante nur bei offenen Vamps anwenden. D.C. steht für ‚da capo‘ (= von Anfang an wiederholen), während D.S. für ‚dal segno‘ (= vom Zeichen wiederholen) steht. Die ‚Coda‘ markiert den Schluss-Teil.

DIE NOTENSCHRIFT

Die Klarheit des Notenbildes beeinflusst wesentlich, wie schnell und einfach die Noten gelesen werden können. Achte stets darauf, dass die Mitte jedes Taktes gut erkennbar ist. Beispiel 3 zeigt ein paar „dos and don’ts“.

EXTRAS

Stichnoten: Es ist hilfreich, die Auftakte der einzelnen Instrumente als Stichnoten zu notieren.

Einsätze: Für Musiker:Innen, die ein Stück zum ersten Mal spielen, ist es hilfreich zu notieren, wann und wo die einzelnen Instrumente einsetzen bzw. wo es Tacet-Stellen gibt (Tacet = Stelle, an der nicht gespielt wird).

Richtige Wahl der Taktart (Beispiel 4): Je nach Tempo des Stücks kann es besser sein, im 4/4-Takt zu notieren, wo die Viertel-Zählzeit sind, oder in ‚alla breve‘, hier ist es die halben-Noten-Zählzeit.

Rhythmische Notation (Beispiel 5): Oft wird mit der sogenannten ‚rhythmischen Notation‘ nur der Rhythmus ohne definierte Tonhöhe notiert.

CHECKLISTE

– Titel (sollte auf allen Seiten stehen)

– Komponist:in, Texter:in, Arrangeur:In

– Stil

– bpm

– Text

– Melodie

– Harmonien

– Formteile (alle links)

– Doppelstrich am Ende jedes Formteils

– Fine am Ende des Stücks + Endtaktstrich

– Seitenanzahl (Seite x von x)

– Vier Takte pro Zeile

Ich danke dir herzlich fürs Lesen und hoffe, dass du die Tipps nützlich findest. So kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich das Musizieren selbst.

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2024)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Absolut nützliche Übersicht! Obwohl ich schon lange mit Leadsheets arbeite, habe ich reichlich neue Tipps gefunden.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.