Workshop
Solo Basics: All The Things You Are
von Wolfgang Kehle, Artikel aus dem Archiv
In der letzten Folge haben wir uns mit einer achttaktigen Akkordfolge beschäftigt, die in dem Jazzstandard ‚All The Things You Are‘ eine überragende Rolle spielt. Allerdings hatten wir diese nach C-Dur transponiert. In der Originalversion sehen die ersten acht Takte (Songteil A1) in Ab-Dur dann so aus:
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Für die Takte 9 – 16 (Songteil A2) der Form wird die Akkordfolge von A1 dann eine Quinte aufwärts nach Eb-Dur transponiert.
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Transposition klingt zunächst nach einer trivialen Aktion auf der Gitarre, dafür müssen die Fingersätze von Licks ja nur um die entsprechende Bundzahl nach oben oder unten verschoben werden. So können wir die Reichweite und Einsatzmöglichkeiten der Beispiele der letzten Folge schon mal verdreifachen:
In unserem Fall verschieben wir für die Transposition von C-Dur nach Ab-Dur unsere Licks oder Melodien um vier Bünde nach unten/ bzw. acht Bünde nach oben. Und für die für die Transposition von C-Dur nach Eb-Dur verschiebt sich unser Material um drei Bünde nach oben/bzw. neun Bünde nach unten. Tatsächlich empfehlen alle ernstzunehmenden Jazz-Lehrer, alles Material, das man lernt, immer in alle Tonarten zu transponieren.
Mit den vier Transkriptionen dieses Beitrags, die alle aus der Praxis stammen und Meistern der Jazz-Improvisation beim Spielen über die Schulter schauen, werden wir unser Vokabular schon mal kräftig erweitern:
Beispiel 1 zeigt einen Ausschnitt von Grant Greens Solo über ‚All The Things You Are‘ in einer Version von seinem berühmten Album ‚Standards‘ (Blue Note 1998, eingespielt am 29. August 1961). Für diesen Workshop steht ein Playalong mit 120 bpm zur Verfügung, und auch alle anderen Audiofiles sind in diesem Tempo gehalten.
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Beispiel 2 stellt acht Takte des legendären Jazztrompeters Chet Baker vor, die er über den Songteil A2 improvisierte.
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Und Beispiel 3 liefert einen tieferen Einblick in die Lines des Meistergitarristen George Benson über die Songteile A1/A2. Einen etwas moderneren sehr melodischen Ansatz spielte John Abercrombie (Beispiel 4).
Dieser Ausschnitt stammt aus einem populären YouTube-Video, in dem hintereinander zunächst Abercrombie, dann John Scofield, Emily Remler und schließlich Mick Goodrick über ‚All The Things You Are‘ improvisieren.
Es empfiehlt sich, zunächst die vier Beispiele zu lernen. Das ist auch bei dem reduzierten Tempo von 120 bpm eine Aufgabe, die etwas Zeit und Geduld erfordert. Dann kann man Teile oder auch komplette Lines von Songteil A1 (Ab-Dur) nach Eb-Dur (Songteil A2) transponieren (sieben Bünde nach oben bzw. fünf Bünde nach unten). Dasselbe funktioniert auch umgekehrt. Inhalte von Songteil A2 werden von Ab-Dur nach Eb-Dur transponiert (fünf Bünde nach oben bzw. sieben Bünde nach unten).
(erschienen in Gitarre & Bass 04/2024)
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